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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Hochzeit-Gedichte.
So kan auch diesesfals das gleichniß füglich bleiben/
Dieweil ihm GOtt sein theil bey steter müh beschert.
Die schwalbe bringet uns die freuden-post getragen/
Wenn der begrünte lentz nunmehro vor der thür:
Und Evangelium heist gute botschafft sagen/
Das trägt er öffentlich dem volcke GOttes für.
Die schwalben-nester sind mit federn auffgebettet/
Vielleicht ist eben so sein lager zugericht.
Wie jene von gewalt der aberglaub errettet:
So weiß er/ daß sein amt ihm sicherheit verspricht.
Und also kan er sich den schwalben zugesellen/
Weil gleich und gleiche doch sich wohl zusammen schickt;
Er darff nur den compas nach seiner liebsten stellen/
So hat sein zug alsbald ins sommer-land gerückt/
Er wird in ihrem schoß den schönsten sommer finden/
Als die ohn ursach nicht sich von dem sommer nennt.
Sie wird durch freundlich thun ihm hertz und geist entzünden/
Mit feuer das zwar wärmt/ und dennoch nicht verbrennt.
Er wird ohn unterlaß gut wetter bey ihr haben/
Zwey sonnen scheinen ihn aus ihren augen an.
Die pflantze seiner lust wird thau vor regen laben/
Der von den lippen fällt/ und lebend machen kan.
Sie wird ihn nicht allein mit süsser blüth erfreuen/
Er wird zu seiner zeit auch reiffe früchte schau'n/
Er wird mit tausend lust die garben hören schreyen/
Und eine scheune denn ins wochen-bette bau'n.
Der himmel wolle glück zu diesem zuge geben/
Den mit den schwalben er nach seinem sommer thut/
Er lasse sein genist in lauter perlen schweben/
Beschirmet vor gewalt/ gesichert vor der glut.
Und wie man insgemein das sprichwort angenommen/
Daß eine schwalbe nicht den bunten frühling macht:
So soll er nicht zu uns den sommer wieder kommen/
Er habe denn mit sich ein schwälbchen noch gebracht.
Auf
Hochzeit-Gedichte.
So kan auch dieſesfals das gleichniß fuͤglich bleiben/
Dieweil ihm GOtt ſein theil bey ſteter muͤh beſchert.
Die ſchwalbe bringet uns die freuden-poſt getragen/
Wenn der begruͤnte lentz nunmehro vor der thuͤr:
Und Evangelium heiſt gute botſchafft ſagen/
Das traͤgt er oͤffentlich dem volcke GOttes fuͤr.
Die ſchwalben-neſter ſind mit federn auffgebettet/
Vielleicht iſt eben ſo ſein lager zugericht.
Wie jene von gewalt der aberglaub errettet:
So weiß er/ daß ſein amt ihm ſicherheit verſpricht.
Und alſo kan er ſich den ſchwalben zugeſellen/
Weil gleich und gleiche doch ſich wohl zuſammen ſchickt;
Er darff nur den compas nach ſeiner liebſten ſtellen/
So hat ſein zug alsbald ins ſommer-land geruͤckt/
Er wird in ihrem ſchoß den ſchoͤnſten ſommer finden/
Als die ohn urſach nicht ſich von dem ſommer nennt.
Sie wird durch freundlich thun ihm hertz und geiſt entzuͤnden/
Mit feuer das zwar waͤrmt/ und dennoch nicht verbrennt.
Er wird ohn unterlaß gut wetter bey ihr haben/
Zwey ſonnen ſcheinen ihn aus ihren augen an.
Die pflantze ſeiner luſt wird thau vor regen laben/
Der von den lippen faͤllt/ und lebend machen kan.
Sie wird ihn nicht allein mit ſuͤſſer bluͤth erfreuen/
Er wird zu ſeiner zeit auch reiffe fruͤchte ſchau’n/
Er wird mit tauſend luſt die garben hoͤren ſchreyen/
Und eine ſcheune denn ins wochen-bette bau’n.
Der himmel wolle gluͤck zu dieſem zuge geben/
Den mit den ſchwalben er nach ſeinem ſommer thut/
Er laſſe ſein geniſt in lauter perlen ſchweben/
Beſchirmet vor gewalt/ geſichert vor der glut.
Und wie man insgemein das ſprichwort angenommen/
Daß eine ſchwalbe nicht den bunten fruͤhling macht:
So ſoll er nicht zu uns den ſommer wieder kommen/
Er habe denn mit ſich ein ſchwaͤlbchen noch gebracht.
Auf
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[164/0180] Hochzeit-Gedichte. So kan auch dieſesfals das gleichniß fuͤglich bleiben/ Dieweil ihm GOtt ſein theil bey ſteter muͤh beſchert. Die ſchwalbe bringet uns die freuden-poſt getragen/ Wenn der begruͤnte lentz nunmehro vor der thuͤr: Und Evangelium heiſt gute botſchafft ſagen/ Das traͤgt er oͤffentlich dem volcke GOttes fuͤr. Die ſchwalben-neſter ſind mit federn auffgebettet/ Vielleicht iſt eben ſo ſein lager zugericht. Wie jene von gewalt der aberglaub errettet: So weiß er/ daß ſein amt ihm ſicherheit verſpricht. Und alſo kan er ſich den ſchwalben zugeſellen/ Weil gleich und gleiche doch ſich wohl zuſammen ſchickt; Er darff nur den compas nach ſeiner liebſten ſtellen/ So hat ſein zug alsbald ins ſommer-land geruͤckt/ Er wird in ihrem ſchoß den ſchoͤnſten ſommer finden/ Als die ohn urſach nicht ſich von dem ſommer nennt. Sie wird durch freundlich thun ihm hertz und geiſt entzuͤnden/ Mit feuer das zwar waͤrmt/ und dennoch nicht verbrennt. Er wird ohn unterlaß gut wetter bey ihr haben/ Zwey ſonnen ſcheinen ihn aus ihren augen an. Die pflantze ſeiner luſt wird thau vor regen laben/ Der von den lippen faͤllt/ und lebend machen kan. Sie wird ihn nicht allein mit ſuͤſſer bluͤth erfreuen/ Er wird zu ſeiner zeit auch reiffe fruͤchte ſchau’n/ Er wird mit tauſend luſt die garben hoͤren ſchreyen/ Und eine ſcheune denn ins wochen-bette bau’n. Der himmel wolle gluͤck zu dieſem zuge geben/ Den mit den ſchwalben er nach ſeinem ſommer thut/ Er laſſe ſein geniſt in lauter perlen ſchweben/ Beſchirmet vor gewalt/ geſichert vor der glut. Und wie man insgemein das ſprichwort angenommen/ Daß eine ſchwalbe nicht den bunten fruͤhling macht: So ſoll er nicht zu uns den ſommer wieder kommen/ Er habe denn mit ſich ein ſchwaͤlbchen noch gebracht. Auf

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/180>, abgerufen am 22.11.2024.