Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Vermischte Gedichte. Erst sag' ichs Engeland/ wo man dich gerne sieht:Wo dein Oranjen-stamm/ im dritten Wilhelm/ blüht. Euch tastet Ludwig an/ er hat sich viel vermessen/ Er dürffte sich den tod an den Orangen essen. Hernachmahls mach' ich es in Franckreich selbst bekant; Sein König weiß es zwar/ doch nicht sein armes land. Die Teutschen haben dort stets unterliegen müssen; Nun soll man auch daselbst von ihren siegen wißen. Allein/ noch nicht genug: beharret in dem streit. Ermahne/ wie du thust/ das reich zur einigkeit. Euch fürsten ist der Rhein ein gar zu enger schrancken; Jhr müsset nach Paris zu euren alten Francken. Der vorschlag scheinet schwer; doch nur im anbegin. Fährst du so weiter fort/ führst du sie selbst dahin. Jhr Teutschen habt ja Rom und dessen macht verschlungen/ Das vormahls Gallien/ euch aber nie bezwungen. Zogt ihr die meisterin/ das käyserthum zu euch; Warum nicht die provintz/ der Frantzen königreich? Dann wird/ an meiner statt/ die stoltze Sene beben/ Und lernen daß annoch die schreck-Germanen leben. Dann wird euch ingesamt/ ihr helden/ euer Rhein/ Und dir der niedertheil auf ewig danckbar seyn! Aus O 2
Vermiſchte Gedichte. Erſt ſag’ ichs Engeland/ wo man dich gerne ſieht:Wo dein Oranjen-ſtamm/ im dritten Wilhelm/ bluͤht. Euch taſtet Ludwig an/ er hat ſich viel vermeſſen/ Er duͤrffte ſich den tod an den Orangen eſſen. Hernachmahls mach’ ich es in Franckreich ſelbſt bekant; Sein Koͤnig weiß es zwar/ doch nicht ſein armes land. Die Teutſchen haben dort ſtets unterliegen muͤſſen; Nun ſoll man auch daſelbſt von ihren ſiegen wißen. Allein/ noch nicht genug: beharret in dem ſtreit. Ermahne/ wie du thuſt/ das reich zur einigkeit. Euch fuͤrſten iſt der Rhein ein gar zu enger ſchrancken; Jhr muͤſſet nach Paris zu euren alten Francken. Der vorſchlag ſcheinet ſchwer; doch nur im anbegin. Faͤhrſt du ſo weiter fort/ fuͤhrſt du ſie ſelbſt dahin. Jhr Teutſchen habt ja Rom und deſſen macht verſchlungen/ Das vormahls Gallien/ euch aber nie bezwungen. Zogt ihr die meiſterin/ das kaͤyſerthum zu euch; Warum nicht die provintz/ der Frantzen koͤnigreich? Dann wird/ an meiner ſtatt/ die ſtoltze Sene beben/ Und lernen daß annoch die ſchreck-Germanen leben. Dann wird euch ingeſamt/ ihr helden/ euer Rhein/ Und dir der niedertheil auf ewig danckbar ſeyn! Aus O 2
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Vermiſchte Gedichte.
Erſt ſag’ ichs Engeland/ wo man dich gerne ſieht:
Wo dein Oranjen-ſtamm/ im dritten Wilhelm/ bluͤht.
Euch taſtet Ludwig an/ er hat ſich viel vermeſſen/
Er duͤrffte ſich den tod an den Orangen eſſen.
Hernachmahls mach’ ich es in Franckreich ſelbſt bekant;
Sein Koͤnig weiß es zwar/ doch nicht ſein armes land.
Die Teutſchen haben dort ſtets unterliegen muͤſſen;
Nun ſoll man auch daſelbſt von ihren ſiegen wißen.
Allein/ noch nicht genug: beharret in dem ſtreit.
Ermahne/ wie du thuſt/ das reich zur einigkeit.
Euch fuͤrſten iſt der Rhein ein gar zu enger ſchrancken;
Jhr muͤſſet nach Paris zu euren alten Francken.
Der vorſchlag ſcheinet ſchwer; doch nur im anbegin.
Faͤhrſt du ſo weiter fort/ fuͤhrſt du ſie ſelbſt dahin.
Jhr Teutſchen habt ja Rom und deſſen macht verſchlungen/
Das vormahls Gallien/ euch aber nie bezwungen.
Zogt ihr die meiſterin/ das kaͤyſerthum zu euch;
Warum nicht die provintz/ der Frantzen koͤnigreich?
Dann wird/ an meiner ſtatt/ die ſtoltze Sene beben/
Und lernen daß annoch die ſchreck-Germanen leben.
Dann wird euch ingeſamt/ ihr helden/ euer Rhein/
Und dir der niedertheil auf ewig danckbar ſeyn!
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