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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Vermischte Gedichte.
Grabschrifft einer hündin Fidele genant/
als sie in den wochen starb.

C. E.
DJe treue/ die ich sonst in meinem nahmen trug/
War zwar im leben groß/ doch ach! nicht starck genug;
Denn da der tod itzt kam die jungen mir zu würgen/
Trat ich den kampff mit ihm auff leib und leben an.
Jch wagte mich für sie: wiewohl der todt gewann/
Und fraß die schuldner auff zusamt dem treuen bürgen.
Jtzt deckt den kleinen leib ein kleiner leichenstein.
Mein leser/ nim zuletzt noch hier die grabschrifft ein:
Aus liebe ließ ich mich in diese grufft versperren/
Denn treue schlug allhier selbst ihren eignen herren.


Michel Probner von Graudenß
durch buchstaben-wechsel:
Und nur ich male große proben.
C. E.
Erklärung.
EJn außgeübter held gräbt mit erhitztem muth
Die proben tapffcer faust in seiner feinde blut/
Und ein gelehrter sucht in klug gesetzten schrifften/
Wie ich durch mahlen mir ein ehrenmahl zu stifften.
Wir treffen alle drey das vorgesteckte ziel/
Wenn ein Darius dort für Alexandern fiel/
Und noch ein Grotius auff tausend zungen schwebet/
So wie mein theurer ruhm in hundert bildern lebet.
Das wunderwerck der welt/ Rom/ sage was ich kan/
Es melde Brandenburg/ was meine faust gethan/
Es spreche (stehts doch frey) ob nicht für andern allen
Nur ich entworffen hab/ was vielen wolgefallen/
Ob nicht mein pinsel sich/ es komm auch wer da will/
Schon groß genug gemacht; doch was? ich schweige still!
Mei[n]
S 2
Vermiſchte Gedichte.
Grabſchrifft einer huͤndin Fidele genant/
als ſie in den wochen ſtarb.

C. E.
DJe treue/ die ich ſonſt in meinem nahmen trug/
War zwar im leben groß/ doch ach! nicht ſtarck genug;
Denn da der tod itzt kam die jungen mir zu wuͤrgen/
Trat ich den kampff mit ihm auff leib und leben an.
Jch wagte mich fuͤr ſie: wiewohl der todt gewann/
Und fraß die ſchuldner auff zuſamt dem treuen buͤrgen.
Jtzt deckt den kleinen leib ein kleiner leichenſtein.
Mein leſer/ nim zuletzt noch hier die grabſchrifft ein:
Aus liebe ließ ich mich in dieſe grufft verſperren/
Denn treue ſchlug allhier ſelbſt ihren eignen herren.


Michel Probner von Graudenß
durch buchſtaben-wechſel:
Und nur ich male große proben.
C. E.
Erklaͤrung.
EJn außgeuͤbter held graͤbt mit erhitztem muth
Die proben tapffcer fauſt in ſeiner feinde blut/
Und ein gelehrter ſucht in klug geſetzten ſchrifften/
Wie ich durch mahlen mir ein ehrenmahl zu ſtifften.
Wir treffen alle drey das vorgeſteckte ziel/
Wenn ein Darius dort fuͤr Alexandern fiel/
Und noch ein Grotius auff tauſend zungen ſchwebet/
So wie mein theurer ruhm in hundert bildern lebet.
Das wunderwerck der welt/ Rom/ ſage was ich kan/
Es melde Brandenburg/ was meine fauſt gethan/
Es ſpreche (ſtehts doch frey) ob nicht fuͤr andern allen
Nur ich entworffen hab/ was vielen wolgefallen/
Ob nicht mein pinſel ſich/ es komm auch wer da will/
Schon groß genug gemacht; doch was? ich ſchweige ſtill!
Mei[n]
S 2
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[275/0291] Vermiſchte Gedichte. Grabſchrifft einer huͤndin Fidele genant/ als ſie in den wochen ſtarb. C. E. DJe treue/ die ich ſonſt in meinem nahmen trug/ War zwar im leben groß/ doch ach! nicht ſtarck genug; Denn da der tod itzt kam die jungen mir zu wuͤrgen/ Trat ich den kampff mit ihm auff leib und leben an. Jch wagte mich fuͤr ſie: wiewohl der todt gewann/ Und fraß die ſchuldner auff zuſamt dem treuen buͤrgen. Jtzt deckt den kleinen leib ein kleiner leichenſtein. Mein leſer/ nim zuletzt noch hier die grabſchrifft ein: Aus liebe ließ ich mich in dieſe grufft verſperren/ Denn treue ſchlug allhier ſelbſt ihren eignen herren. Michel Probner von Graudenß durch buchſtaben-wechſel: Und nur ich male große proben. C. E. Erklaͤrung. EJn außgeuͤbter held graͤbt mit erhitztem muth Die proben tapffcer fauſt in ſeiner feinde blut/ Und ein gelehrter ſucht in klug geſetzten ſchrifften/ Wie ich durch mahlen mir ein ehrenmahl zu ſtifften. Wir treffen alle drey das vorgeſteckte ziel/ Wenn ein Darius dort fuͤr Alexandern fiel/ Und noch ein Grotius auff tauſend zungen ſchwebet/ So wie mein theurer ruhm in hundert bildern lebet. Das wunderwerck der welt/ Rom/ ſage was ich kan/ Es melde Brandenburg/ was meine fauſt gethan/ Es ſpreche (ſtehts doch frey) ob nicht fuͤr andern allen Nur ich entworffen hab/ was vielen wolgefallen/ Ob nicht mein pinſel ſich/ es komm auch wer da will/ Schon groß genug gemacht; doch was? ich ſchweige ſtill! Mein S 2

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/291>, abgerufen am 22.11.2024.