Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Vermischte Gedichte. Jhr mahlet meiner gärten gänge/Und zeuget von der Floren macht. Sylvanus. SO bald der tag beginnt zu grauen/ Beleuchten uns die perlen-vollen auen: Da man auf den feuchten fluren/ Wenn der morgen hat gethaut/ Jeder seiner Nymfen spuren/ Und des wachen wildes schaut. Da sieht man das geflügel nisten/ Da hören wir der nachtigallen klang/ Ein iedes thier hält seinen lobgesang/ Und alles reget sich in den begrünten wüsten. O wald/ o neubelebter wald/ Wie schön ist nicht dein auffenthalt! Vertumnus. SO bald Aurora nur mit ihrem rosen-schein/ (den: Und/ durch der sofien glantz/ ihr thau zugleich verschwun- So finden alsobald die Nymfen und die stunden Mit ihren Gratien sich bey den blumen ein. Bald krönen sie der helden haupt und siege/ Bald auch der Venus ihre kriege; Bald schmücken sie der götter ihr altar/ Und bald sich selbsten brust und haar. Jhr blumen blüht; und müst ihr ja verderben/ So habt ihr offt/ (o würdiges geschick!) So habt ihr offt allein das glück/ Auf einer schönen drust zu sterben. Sylvanus. WJr wollen heut nicht um den vorzug streiten/ Was euch und unsern wald erfreut/ Kommt beydes doch von Floren gütigkeit; Laßt II. Theil. A a
Vermiſchte Gedichte. Jhr mahlet meiner gaͤrten gaͤnge/Und zeuget von der Floren macht. Sylvanus. SO bald der tag beginnt zu grauen/ Beleuchten uns die perlen-vollen auen: Da man auf den feuchten fluren/ Wenn der morgen hat gethaut/ Jeder ſeiner Nymfen ſpuren/ Und des wachen wildes ſchaut. Da ſieht man das gefluͤgel niſten/ Da hoͤren wir der nachtigallen klang/ Ein iedes thier haͤlt ſeinen lobgeſang/ Und alles reget ſich in den begruͤnten wuͤſten. O wald/ o neubelebter wald/ Wie ſchoͤn iſt nicht dein auffenthalt! Vertumnus. SO bald Aurora nur mit ihrem roſen-ſchein/ (den: Und/ durch der ſofien glantz/ ihr thau zugleich verſchwun- So finden alſobald die Nymfen und die ſtunden Mit ihren Gratien ſich bey den blumen ein. Bald kroͤnen ſie der helden haupt und ſiege/ Bald auch der Venus ihre kriege; Bald ſchmuͤcken ſie der goͤtter ihr altar/ Und bald ſich ſelbſten bruſt und haar. Jhr blumen bluͤht; und muͤſt ihr ja verderben/ So habt ihr offt/ (o wuͤrdiges geſchick!) So habt ihr offt allein das gluͤck/ Auf einer ſchoͤnen druſt zu ſterben. Sylvanus. WJr wollen heut nicht um den vorzug ſtreiten/ Was euch und unſern wald erfreut/ Kommt beydes doch von Floren guͤtigkeit; Laßt II. Theil. A a
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Vermiſchte Gedichte.
Jhr mahlet meiner gaͤrten gaͤnge/
Und zeuget von der Floren macht.
Sylvanus.
SO bald der tag beginnt zu grauen/
Beleuchten uns die perlen-vollen auen:
Da man auf den feuchten fluren/
Wenn der morgen hat gethaut/
Jeder ſeiner Nymfen ſpuren/
Und des wachen wildes ſchaut.
Da ſieht man das gefluͤgel niſten/
Da hoͤren wir der nachtigallen klang/
Ein iedes thier haͤlt ſeinen lobgeſang/
Und alles reget ſich in den begruͤnten wuͤſten.
O wald/ o neubelebter wald/
Wie ſchoͤn iſt nicht dein auffenthalt!
Vertumnus.
SO bald Aurora nur mit ihrem roſen-ſchein/ (den:
Und/ durch der ſofien glantz/ ihr thau zugleich verſchwun-
So finden alſobald die Nymfen und die ſtunden
Mit ihren Gratien ſich bey den blumen ein.
Bald kroͤnen ſie der helden haupt und ſiege/
Bald auch der Venus ihre kriege;
Bald ſchmuͤcken ſie der goͤtter ihr altar/
Und bald ſich ſelbſten bruſt und haar.
Jhr blumen bluͤht; und muͤſt ihr ja verderben/
So habt ihr offt/ (o wuͤrdiges geſchick!)
So habt ihr offt allein das gluͤck/
Auf einer ſchoͤnen druſt zu ſterben.
Sylvanus.
WJr wollen heut nicht um den vorzug ſtreiten/
Was euch und unſern wald erfreut/
Kommt beydes doch von Floren guͤtigkeit;
Laßt
II. Theil. A a
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