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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Galante Gedichte.

Die brust/ die selbst umkräntzt mit weißen marmol-ringen;
Diß und ein mehrers/ das die mißgunst uns verhüllt/
Trägt in sich eingedrückt dein süsses ebenbild/
Und kan durch stilles feur die kältste hertzen zwingen.

Vor trug die Phillis dich an ihrer rechten hand/
Zum zeugniß/ daß sie dich in höchsten würden hielte.
Ach! aber/ da das glück so freundlich mit dir spielte/
So wurd'stu ihr mit list/ ich weis nicht wie/ entwand.
Jtzt fordert Phillis dich mit ungestüm zurück/
Und gönnt mir ferner nicht das längst gewünschte glück/
Das ich dich soll/ wie sie/ an meinem finger tragen;
Sie nimt kein reden an/ sie hört kein bitten nicht/
Du selber sehnst dich auch nach ihrem sonnen-licht/
Und fliehst vor meiner noth/ wie sie vor meinem klagen.
Geh dann/ du leichtes bild der unbeständigkeit/
Daß/ wie ein rad sich dreht/ bald auff-bald abwerts steiget/
Jtzt uns in himmel hebt/ und drauff die hölle zeiget/
Du spiegel meines glücks/ das lauter unglück dräut.
Dein schwartzer anblick spricht von marter/ angst und noth/
Von finsternis und nacht/ gefängnis/ grab und todt;
Du stellst die fesseln vor/ die meinen geist umringen/
Die banden/ die/ wie du/ ohn alles ende seyn/
Die meine lust verkehrn in sorgen-volle pein/
Und hoffnung und gedult letzt zur verzweiflung bringen.


Sie suchte ein corallinen hertze/ welches
sie verlohren.

C. E.
AUrora/ suchstu was? und hastu was verlohren?
Jst irgend ohngefehr was liebes dir entwandt?
Hastu zu deiner lust ein etwas außerkohren/
Das durch sein abseyn dich itzt setzt in kummer-stand?
Such-

Galante Gedichte.

Die bruſt/ die ſelbſt umkraͤntzt mit weißen marmol-ringen;
Diß und ein mehrers/ das die mißgunſt uns verhuͤllt/
Traͤgt in ſich eingedruͤckt dein ſuͤſſes ebenbild/
Und kan durch ſtilles feur die kaͤltſte hertzen zwingen.

Vor trug die Phillis dich an ihrer rechten hand/
Zum zeugniß/ daß ſie dich in hoͤchſten wuͤrden hielte.
Ach! aber/ da das gluͤck ſo freundlich mit dir ſpielte/
So wurd’ſtu ihr mit liſt/ ich weis nicht wie/ entwand.
Jtzt fordert Phillis dich mit ungeſtuͤm zuruͤck/
Und goͤnnt mir ferner nicht das laͤngſt gewuͤnſchte gluͤck/
Das ich dich ſoll/ wie ſie/ an meinem finger tragen;
Sie nimt kein reden an/ ſie hoͤrt kein bitten nicht/
Du ſelber ſehnſt dich auch nach ihrem ſonnen-licht/
Und fliehſt vor meiner noth/ wie ſie vor meinem klagen.
Geh dann/ du leichtes bild der unbeſtaͤndigkeit/
Daß/ wie ein rad ſich dreht/ bald auff-bald abwerts ſteiget/
Jtzt uns in himmel hebt/ und drauff die hoͤlle zeiget/
Du ſpiegel meines gluͤcks/ das lauter ungluͤck draͤut.
Dein ſchwartzer anblick ſpricht von marter/ angſt und noth/
Von finſternis und nacht/ gefaͤngnis/ grab und todt;
Du ſtellſt die feſſeln vor/ die meinen geiſt umringen/
Die banden/ die/ wie du/ ohn alles ende ſeyn/
Die meine luſt verkehrn in ſorgen-volle pein/
Und hoffnung und gedult letzt zur verzweiflung bringen.


Sie ſuchte ein corallinen hertze/ welches
ſie verlohren.

C. E.
AUrora/ ſuchſtu was? und haſtu was verlohren?
Jſt irgend ohngefehr was liebes dir entwandt?
Haſtu zu deiner luſt ein etwas außerkohren/
Das durch ſein abſeyn dich itzt ſetzt in kummer-ſtand?
Such-
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[52/0068] Galante Gedichte. Die bruſt/ die ſelbſt umkraͤntzt mit weißen marmol-ringen; Diß und ein mehrers/ das die mißgunſt uns verhuͤllt/ Traͤgt in ſich eingedruͤckt dein ſuͤſſes ebenbild/ Und kan durch ſtilles feur die kaͤltſte hertzen zwingen. Vor trug die Phillis dich an ihrer rechten hand/ Zum zeugniß/ daß ſie dich in hoͤchſten wuͤrden hielte. Ach! aber/ da das gluͤck ſo freundlich mit dir ſpielte/ So wurd’ſtu ihr mit liſt/ ich weis nicht wie/ entwand. Jtzt fordert Phillis dich mit ungeſtuͤm zuruͤck/ Und goͤnnt mir ferner nicht das laͤngſt gewuͤnſchte gluͤck/ Das ich dich ſoll/ wie ſie/ an meinem finger tragen; Sie nimt kein reden an/ ſie hoͤrt kein bitten nicht/ Du ſelber ſehnſt dich auch nach ihrem ſonnen-licht/ Und fliehſt vor meiner noth/ wie ſie vor meinem klagen. Geh dann/ du leichtes bild der unbeſtaͤndigkeit/ Daß/ wie ein rad ſich dreht/ bald auff-bald abwerts ſteiget/ Jtzt uns in himmel hebt/ und drauff die hoͤlle zeiget/ Du ſpiegel meines gluͤcks/ das lauter ungluͤck draͤut. Dein ſchwartzer anblick ſpricht von marter/ angſt und noth/ Von finſternis und nacht/ gefaͤngnis/ grab und todt; Du ſtellſt die feſſeln vor/ die meinen geiſt umringen/ Die banden/ die/ wie du/ ohn alles ende ſeyn/ Die meine luſt verkehrn in ſorgen-volle pein/ Und hoffnung und gedult letzt zur verzweiflung bringen. Sie ſuchte ein corallinen hertze/ welches ſie verlohren. C. E. AUrora/ ſuchſtu was? und haſtu was verlohren? Jſt irgend ohngefehr was liebes dir entwandt? Haſtu zu deiner luſt ein etwas außerkohren/ Das durch ſein abſeyn dich itzt ſetzt in kummer-ſtand? Such-

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/68>, abgerufen am 02.09.2024.