Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

verliebte Arien.
So lange soll sein ungetrennet/
Der dir ergebne liebes-sinn.

8.
Kan ich dich nicht wie vor anblicken/
Will ich dich in gedancken sehn/
Dir durch die lüffte küsse schicken/
Und sie mit seufftzern zu dir wehn/
Gibt mir der tag dazu nicht raum/
So soll mein hertz bey nachtes-schatten/
Sich offt mit deinem geiste gatten/
Jn einem süssen liebes-traum.
9.
Jn dessen bleib mein ander leben/
Mein höchstgeliebter Philadon,
Dir bin ich ewig treu ergeben/
Muß ich gleich itzt betrübt davon/
Und kan mein wunsch was nach sich ziehn/
Wünsch' ich/ so viel an bäumen blätter/
Daß noch vielmehr und noch viel netter/
Dein ruhm und glücke müssen blühn.
10.
Leb wol mein kind/ die sylben brechen/
Mir auf der blossen lipp' entzwey/
Jch kan nicht mehr so frey dich sprechen/
Als da ich war von schmertzen frey/
Das hertz ist zwar der wünsche voll/
Der mund kan aber nichts vor klagen
Als diese letzte wörter sagen:
Mein halbes hertz gehab dich wol.
Die
G 3

verliebte Arien.
So lange ſoll ſein ungetrennet/
Der dir ergebne liebes-ſinn.

8.
Kan ich dich nicht wie vor anblicken/
Will ich dich in gedancken ſehn/
Dir durch die luͤffte kuͤſſe ſchicken/
Und ſie mit ſeufftzern zu dir wehn/
Gibt mir der tag dazu nicht raum/
So ſoll mein hertz bey nachtes-ſchatten/
Sich offt mit deinem geiſte gatten/
Jn einem ſuͤſſen liebes-traum.
9.
Jn deſſen bleib mein ander leben/
Mein hoͤchſtgeliebter Philadon,
Dir bin ich ewig treu ergeben/
Muß ich gleich itzt betruͤbt davon/
Und kan mein wunſch was nach ſich ziehn/
Wuͤnſch’ ich/ ſo viel an baͤumen blaͤtter/
Daß noch vielmehr und noch viel netter/
Dein ruhm und gluͤcke muͤſſen bluͤhn.
10.
Leb wol mein kind/ die ſylben brechen/
Mir auf der bloſſen lipp’ entzwey/
Jch kan nicht mehr ſo frey dich ſprechen/
Als da ich war von ſchmertzen frey/
Das hertz iſt zwar der wuͤnſche voll/
Der mund kan aber nichts vor klagen
Als dieſe letzte woͤrter ſagen:
Mein halbes hertz gehab dich wol.
Die
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="7">
            <pb facs="#f0103" n="101"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">verliebte Arien.</hi> </fw><lb/>
            <l>So lange &#x017F;oll &#x017F;ein ungetrennet/</l><lb/>
            <l>Der dir ergebne liebes-&#x017F;inn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <head> <hi rendition="#b">8.</hi> </head><lb/>
            <l>Kan ich dich nicht wie vor anblicken/</l><lb/>
            <l>Will ich dich in gedancken &#x017F;ehn/</l><lb/>
            <l>Dir durch die lu&#x0364;ffte ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;chicken/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ie mit &#x017F;eufftzern zu dir wehn/</l><lb/>
            <l>Gibt mir der tag dazu nicht raum/</l><lb/>
            <l>So &#x017F;oll mein hertz bey nachtes-&#x017F;chatten/</l><lb/>
            <l>Sich offt mit deinem gei&#x017F;te gatten/</l><lb/>
            <l>Jn einem &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en liebes-traum.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <head> <hi rendition="#b">9.</hi> </head><lb/>
            <l>Jn de&#x017F;&#x017F;en bleib mein ander leben/</l><lb/>
            <l>Mein ho&#x0364;ch&#x017F;tgeliebter <hi rendition="#aq">Philadon,</hi></l><lb/>
            <l>Dir bin ich ewig treu ergeben/</l><lb/>
            <l>Muß ich gleich itzt betru&#x0364;bt davon/</l><lb/>
            <l>Und kan mein wun&#x017F;ch was nach &#x017F;ich ziehn/</l><lb/>
            <l>Wu&#x0364;n&#x017F;ch&#x2019; ich/ &#x017F;o viel an ba&#x0364;umen bla&#x0364;tter/</l><lb/>
            <l>Daß noch vielmehr und noch viel netter/</l><lb/>
            <l>Dein ruhm und glu&#x0364;cke mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en blu&#x0364;hn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <head> <hi rendition="#b">10.</hi> </head><lb/>
            <l>Leb wol mein kind/ die &#x017F;ylben brechen/</l><lb/>
            <l>Mir auf der blo&#x017F;&#x017F;en lipp&#x2019; entzwey/</l><lb/>
            <l>Jch kan nicht mehr &#x017F;o frey dich &#x017F;prechen/</l><lb/>
            <l>Als da ich war von &#x017F;chmertzen frey/</l><lb/>
            <l>Das hertz i&#x017F;t zwar der wu&#x0364;n&#x017F;che voll/</l><lb/>
            <l>Der mund kan aber nichts vor klagen</l><lb/>
            <l>Als die&#x017F;e letzte wo&#x0364;rter &#x017F;agen:</l><lb/>
            <l>Mein halbes hertz gehab dich wol.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">G 3</hi> </fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Die</hi> </fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0103] verliebte Arien. So lange ſoll ſein ungetrennet/ Der dir ergebne liebes-ſinn. 8. Kan ich dich nicht wie vor anblicken/ Will ich dich in gedancken ſehn/ Dir durch die luͤffte kuͤſſe ſchicken/ Und ſie mit ſeufftzern zu dir wehn/ Gibt mir der tag dazu nicht raum/ So ſoll mein hertz bey nachtes-ſchatten/ Sich offt mit deinem geiſte gatten/ Jn einem ſuͤſſen liebes-traum. 9. Jn deſſen bleib mein ander leben/ Mein hoͤchſtgeliebter Philadon, Dir bin ich ewig treu ergeben/ Muß ich gleich itzt betruͤbt davon/ Und kan mein wunſch was nach ſich ziehn/ Wuͤnſch’ ich/ ſo viel an baͤumen blaͤtter/ Daß noch vielmehr und noch viel netter/ Dein ruhm und gluͤcke muͤſſen bluͤhn. 10. Leb wol mein kind/ die ſylben brechen/ Mir auf der bloſſen lipp’ entzwey/ Jch kan nicht mehr ſo frey dich ſprechen/ Als da ich war von ſchmertzen frey/ Das hertz iſt zwar der wuͤnſche voll/ Der mund kan aber nichts vor klagen Als dieſe letzte woͤrter ſagen: Mein halbes hertz gehab dich wol. Die G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/103
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/103>, abgerufen am 21.11.2024.