Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.verliebte Arien. 3. Was ist ein blick/ ein wort/ ein kußDarnach man sich so sehr bemühet? Und welchen man/ wenn ja das glücke blühet/ Mit müh' und gelde kauffen muß/ Was ists/ als eine falsche pein/ Und angenehmes närrisch seyn. 4. Ein freund vergnügt mich ja so wohlDer mich aus treuem hertzen liebet/ Der ohne falsch nicht schmeichelworte giebet/ Und redet/ wie man glauben soll/ Als einer jungfer falscher blick/ Und ihrer glatten worte strick. 5. Und wenn man schon das mäulgen kriegt/Das mancher hat zuvor beflecket/ Und da man nur den fremden speichel lecket, Der noch auff ihren lippen liegt/ Da hat man sich denn recht benetzt/ Und ein vortrefflich diug erhetzt. 6. Wie solte mich ihr glatter leibUnd ihre brüste denn vergnügen/ Jch sehe bloß zwey stückgen fleisch da liegen/ Nur daß sie seyn von einem Weib'/ Als wären meine waden nicht Von menschen-fleische zugericht. 7. Drum schwinge dich mein feiger muth/Was höher auff/ die eitelkeiten Die können dir nichts guts bedeuten/ Die tugend gibt das höchste guth; Komm
verliebte Arien. 3. Was iſt ein blick/ ein wort/ ein kußDarnach man ſich ſo ſehr bemuͤhet? Und welchen man/ wenn ja das gluͤcke bluͤhet/ Mit muͤh’ und gelde kauffen muß/ Was iſts/ als eine falſche pein/ Und angenehmes naͤrriſch ſeyn. 4. Ein freund vergnuͤgt mich ja ſo wohlDer mich aus treuem hertzen liebet/ Der ohne falſch nicht ſchmeichelworte giebet/ Und redet/ wie man glauben ſoll/ Als einer jungfer falſcher blick/ Und ihrer glatten worte ſtrick. 5. Und wenn man ſchon das maͤulgen kriegt/Das mancher hat zuvor beflecket/ Und da man nur den fremden ſpeichel lecket, Der noch auff ihren lippen liegt/ Da hat man ſich denn recht benetzt/ Und ein vortrefflich diug erhetzt. 6. Wie ſolte mich ihr glatter leibUnd ihre bruͤſte denn vergnuͤgen/ Jch ſehe bloß zwey ſtuͤckgen fleiſch da liegen/ Nur daß ſie ſeyn von einem Weib’/ Als waͤren meine waden nicht Von menſchen-fleiſche zugericht. 7. Drum ſchwinge dich mein feiger muth/Was hoͤher auff/ die eitelkeiten Die koͤnnen dir nichts guts bedeuten/ Die tugend gibt das hoͤchſte guth; Komm
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verliebte Arien.
3.
Was iſt ein blick/ ein wort/ ein kuß
Darnach man ſich ſo ſehr bemuͤhet?
Und welchen man/ wenn ja das gluͤcke bluͤhet/
Mit muͤh’ und gelde kauffen muß/
Was iſts/ als eine falſche pein/
Und angenehmes naͤrriſch ſeyn.
4.
Ein freund vergnuͤgt mich ja ſo wohl
Der mich aus treuem hertzen liebet/
Der ohne falſch nicht ſchmeichelworte giebet/
Und redet/ wie man glauben ſoll/
Als einer jungfer falſcher blick/
Und ihrer glatten worte ſtrick.
5.
Und wenn man ſchon das maͤulgen kriegt/
Das mancher hat zuvor beflecket/
Und da man nur den fremden ſpeichel lecket,
Der noch auff ihren lippen liegt/
Da hat man ſich denn recht benetzt/
Und ein vortrefflich diug erhetzt.
6.
Wie ſolte mich ihr glatter leib
Und ihre bruͤſte denn vergnuͤgen/
Jch ſehe bloß zwey ſtuͤckgen fleiſch da liegen/
Nur daß ſie ſeyn von einem Weib’/
Als waͤren meine waden nicht
Von menſchen-fleiſche zugericht.
7.
Drum ſchwinge dich mein feiger muth/
Was hoͤher auff/ die eitelkeiten
Die koͤnnen dir nichts guts bedeuten/
Die tugend gibt das hoͤchſte guth;
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