Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.verliebte Gedichte. Wir sind ein wunderwerck der schönsten liebs-palläste/Drum geben sich bey uns auch hohe häupter an/ Und bald sind Könige bald Käyser unsre Gäste/ Bald kommt ein kluger Kopff bald gar ein unterthan; Doch dessen dürffen wir uns ebenfals nicht schämen/ Wir thuns dem himmel nach und machens wie die Welt/ Die zwar die niedrigen in ihre gräntze nehmen/ Und doch auch Königen zur wohnung sind bestellt. Wir sind dem hertzen nicht vergebens beygefüget/ Es hieß uns die natur desselben schilder seyn; Die brustwehr/ wo der zeug zu dem beschützen lieget/ Drum gab sie uns so nah dabey die wohnung ein. Wir führen wie die welt zwo kugeln in dem Schilde/ Und dieses ists wodurch der mensch das lob erreicht/ Daß er/ die kleine welt/ der grossen in dem bilde/ Als wie ein Ey dem Ey und in dem wesen gleicht. Eh nun die grosse welt nach ungewissen Jahren Mit ihren kugeln wird zerfallen und vergehn/ So wird die liebe vor auf uns zum himmel fahxen Und unsern glantz vielmehr als auf der erd' erhöhn. Abbildung der Schooß. C. H. DEr geist des alterthums schrieb den beschaumten wellen Die künstliche Gebuhrt der Liebes-Göttin zu/ Und daß ein muschelhaus auf den gesaltznen stellen So wol zur überfuhr als ihrer ersten ruh An statt der wiege sey damabls bestimmt gewesen; Allein so wurde da die wahrheit eingehüllt/ Wer ihre Perlen nun wolt' aus dem schlamme lesen Der fand sie endlich zwar/ doch frembde vorgebildt. Zieht jenen vorhang weg und last die fabeln schweigen/ Was
verliebte Gedichte. Wir ſind ein wunderwerck der ſchoͤnſten liebs-pallaͤſte/Drum geben ſich bey uns auch hohe haͤupter an/ Und bald ſind Koͤnige bald Kaͤyſer unſre Gaͤſte/ Bald kommt ein kluger Kopff bald gar ein unterthan; Doch deſſen duͤrffen wir uns ebenfals nicht ſchaͤmen/ Wir thuns dem himmel nach und machens wie die Welt/ Die zwar die niedrigen in ihre graͤntze nehmen/ Und doch auch Koͤnigen zur wohnung ſind beſtellt. Wir ſind dem hertzen nicht vergebens beygefuͤget/ Es hieß uns die natur deſſelben ſchilder ſeyn; Die bruſtwehr/ wo der zeug zu dem beſchuͤtzen lieget/ Drum gab ſie uns ſo nah dabey die wohnung ein. Wir fuͤhren wie die welt zwo kugeln in dem Schilde/ Und dieſes iſts wodurch der menſch das lob erreicht/ Daß er/ die kleine welt/ der groſſen in dem bilde/ Als wie ein Ey dem Ey und in dem weſen gleicht. Eh nun die groſſe welt nach ungewiſſen Jahren Mit ihren kugeln wird zerfallen und vergehn/ So wird die liebe vor auf uns zum himmel fahxen Und unſern glantz vielmehr als auf der erd’ erhoͤhn. Abbildung der Schooß. C. H. DEr geiſt des alterthums ſchrieb den beſchaumten wellen Die kuͤnſtliche Gebuhrt der Liebes-Goͤttin zu/ Und daß ein muſchelhaus auf den geſaltznen ſtellen So wol zur uͤberfuhr als ihrer erſten ruh An ſtatt der wiege ſey damabls beſtimmt geweſen; Allein ſo wurde da die wahrheit eingehuͤllt/ Wer ihre Perlen nun wolt’ aus dem ſchlamme leſen Der fand ſie endlich zwar/ doch frembde vorgebildt. Zieht jenen vorhang weg und laſt die fabeln ſchweigen/ Was
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verliebte Gedichte.
Wir ſind ein wunderwerck der ſchoͤnſten liebs-pallaͤſte/
Drum geben ſich bey uns auch hohe haͤupter an/
Und bald ſind Koͤnige bald Kaͤyſer unſre Gaͤſte/
Bald kommt ein kluger Kopff bald gar ein unterthan;
Doch deſſen duͤrffen wir uns ebenfals nicht ſchaͤmen/
Wir thuns dem himmel nach und machens wie die Welt/
Die zwar die niedrigen in ihre graͤntze nehmen/
Und doch auch Koͤnigen zur wohnung ſind beſtellt.
Wir ſind dem hertzen nicht vergebens beygefuͤget/
Es hieß uns die natur deſſelben ſchilder ſeyn;
Die bruſtwehr/ wo der zeug zu dem beſchuͤtzen lieget/
Drum gab ſie uns ſo nah dabey die wohnung ein.
Wir fuͤhren wie die welt zwo kugeln in dem Schilde/
Und dieſes iſts wodurch der menſch das lob erreicht/
Daß er/ die kleine welt/ der groſſen in dem bilde/
Als wie ein Ey dem Ey und in dem weſen gleicht.
Eh nun die groſſe welt nach ungewiſſen Jahren
Mit ihren kugeln wird zerfallen und vergehn/
So wird die liebe vor auf uns zum himmel fahxen
Und unſern glantz vielmehr als auf der erd’ erhoͤhn.
Abbildung der Schooß.
C. H.
DEr geiſt des alterthums ſchrieb den beſchaumten wellen
Die kuͤnſtliche Gebuhrt der Liebes-Goͤttin zu/
Und daß ein muſchelhaus auf den geſaltznen ſtellen
So wol zur uͤberfuhr als ihrer erſten ruh
An ſtatt der wiege ſey damabls beſtimmt geweſen;
Allein ſo wurde da die wahrheit eingehuͤllt/
Wer ihre Perlen nun wolt’ aus dem ſchlamme leſen
Der fand ſie endlich zwar/ doch frembde vorgebildt.
Zieht jenen vorhang weg und laſt die fabeln ſchweigen/
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