Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Galante und Der milch am ähnlichsten? ist/ was sie da vergiest/Wo es mit lispelndem und lieblichem gezische Durchrauschet einen thal und dessen liebs-gepüsche/ Nicht den Citronen gleich an farbe? Stelle mir Du aufgeblasnes Rom dergleichen flüsse für! Springbrunnen/ wasser-gäng und fälle/ bäch und flüsse/ Die sind auch lange nicht so lieblich/ schön und süsse/ Wie meiner Clelien; die zweygetheilte spur Der flüsse/ besser noch/ der brunnen der natur/ Die an der schönen brust wie wasser-künste stehen/ Die müssen jenen noch zur rechten seite geheu/ Jch tauschte nicht einmahl/ und wenn die gantze welt Mit allen flüssen noch zu ihnen wär gestellt. Hier hab' ich süsse milch; in jenen trüben fluhten Fand ich wol ehemahls/ und wider mein vermuhten Erstickte bestien: hier hat es keine noht/ Hier fällt kein wurm hinein/ hier liegt auch keiner todt/ Es wäre meiner denn/ der pflegt hierum zu kriechen/ Wenn sich die Clelie mit freundlich-seyn bestrichen/ Sonst muß er wegen ihr behutsam für sich sehn/ Daß sie auf ihn nicht läst den sturm des zornes wehn. Hier hält die reinligkeit die allerschärffste wache/ Damit kein moder sich an dieses silber mache/ Jch glaube/ daß der fluß/ der so um schilff als mooß Jn viergetheilter fluht im Paradiese floß An liebligkeit und zier vor diesem müsse weichen. Nun schwinge dich mein kiel/ du must die berg' erreichen/ Auf welche Rom/ als wie ein andrer berg gebaut/ Allein mein auge hat von weiten schon geschaut/ Daß Rom auch hier verliehrt/ es ist's ja nicht alleine/ Das so aus berg und thal/ aus gold und marmelsteine Jn seiner pracht besteht: Hier! hier! ist berg und thal! Hier ist der marmelstein! betracht ihn nur einmahl Allein verbrenne dir nicht irgend das gesichte/ Was gilts? die sieben wird vor dieser zwey zu nichte. Jns thal da lässet man dich und auch mich nicht ein Sie
Galante und Der milch am aͤhnlichſten? iſt/ was ſie da vergieſt/Wo es mit liſpelndem und lieblichem geziſche Durchrauſchet einen thal und deſſen liebs-gepuͤſche/ Nicht den Citronen gleich an farbe? Stelle mir Du aufgeblaſnes Rom dergleichen fluͤſſe fuͤr! Springbrunnen/ waſſer-gaͤng und faͤlle/ baͤch und fluͤſſe/ Die ſind auch lange nicht ſo lieblich/ ſchoͤn und ſuͤſſe/ Wie meiner Clelien; die zweygetheilte ſpur Der fluͤſſe/ beſſer noch/ der brunnen der natur/ Die an der ſchoͤnen bruſt wie waſſer-kuͤnſte ſtehen/ Die muͤſſen jenen noch zur rechten ſeite geheu/ Jch tauſchte nicht einmahl/ und wenn die gantze welt Mit allen fluͤſſen noch zu ihnen waͤr geſtellt. Hier hab’ ich ſuͤſſe milch; in jenen truͤben fluhten Fand ich wol ehemahls/ und wider mein vermuhten Erſtickte beſtien: hier hat es keine noht/ Hier faͤllt kein wurm hinein/ hier liegt auch keiner todt/ Es waͤre meiner denn/ der pflegt hierum zu kriechen/ Wenn ſich die Clelie mit freundlich-ſeyn beſtrichen/ Sonſt muß er wegen ihr behutſam fuͤr ſich ſehn/ Daß ſie auf ihn nicht laͤſt den ſturm des zornes wehn. Hier haͤlt die reinligkeit die allerſchaͤrffſte wache/ Damit kein moder ſich an dieſes ſilber mache/ Jch glaube/ daß der fluß/ der ſo um ſchilff als mooß Jn viergetheilter fluht im Paradieſe floß An liebligkeit und zier vor dieſem muͤſſe weichen. Nun ſchwinge dich mein kiel/ du muſt die berg’ erreichen/ Auf welche Rom/ als wie ein andrer berg gebaut/ Allein mein auge hat von weiten ſchon geſchaut/ Daß Rom auch hier verliehrt/ es iſt’s ja nicht alleine/ Das ſo aus berg und thal/ aus gold und marmelſteine Jn ſeiner pracht beſteht: Hier! hier! iſt berg und thal! Hier iſt der marmelſtein! betracht ihn nur einmahl Allein verbrenne dir nicht irgend das geſichte/ Was gilts? die ſieben wird vor dieſer zwey zu nichte. Jns thal da laͤſſet man dich und auch mich nicht ein Sie
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Galante und
Der milch am aͤhnlichſten? iſt/ was ſie da vergieſt/
Wo es mit liſpelndem und lieblichem geziſche
Durchrauſchet einen thal und deſſen liebs-gepuͤſche/
Nicht den Citronen gleich an farbe? Stelle mir
Du aufgeblaſnes Rom dergleichen fluͤſſe fuͤr!
Springbrunnen/ waſſer-gaͤng und faͤlle/ baͤch und fluͤſſe/
Die ſind auch lange nicht ſo lieblich/ ſchoͤn und ſuͤſſe/
Wie meiner Clelien; die zweygetheilte ſpur
Der fluͤſſe/ beſſer noch/ der brunnen der natur/
Die an der ſchoͤnen bruſt wie waſſer-kuͤnſte ſtehen/
Die muͤſſen jenen noch zur rechten ſeite geheu/
Jch tauſchte nicht einmahl/ und wenn die gantze welt
Mit allen fluͤſſen noch zu ihnen waͤr geſtellt.
Hier hab’ ich ſuͤſſe milch; in jenen truͤben fluhten
Fand ich wol ehemahls/ und wider mein vermuhten
Erſtickte beſtien: hier hat es keine noht/
Hier faͤllt kein wurm hinein/ hier liegt auch keiner todt/
Es waͤre meiner denn/ der pflegt hierum zu kriechen/
Wenn ſich die Clelie mit freundlich-ſeyn beſtrichen/
Sonſt muß er wegen ihr behutſam fuͤr ſich ſehn/
Daß ſie auf ihn nicht laͤſt den ſturm des zornes wehn.
Hier haͤlt die reinligkeit die allerſchaͤrffſte wache/
Damit kein moder ſich an dieſes ſilber mache/
Jch glaube/ daß der fluß/ der ſo um ſchilff als mooß
Jn viergetheilter fluht im Paradieſe floß
An liebligkeit und zier vor dieſem muͤſſe weichen.
Nun ſchwinge dich mein kiel/ du muſt die berg’ erreichen/
Auf welche Rom/ als wie ein andrer berg gebaut/
Allein mein auge hat von weiten ſchon geſchaut/
Daß Rom auch hier verliehrt/ es iſt’s ja nicht alleine/
Das ſo aus berg und thal/ aus gold und marmelſteine
Jn ſeiner pracht beſteht: Hier! hier! iſt berg und thal!
Hier iſt der marmelſtein! betracht ihn nur einmahl
Allein verbrenne dir nicht irgend das geſichte/
Was gilts? die ſieben wird vor dieſer zwey zu nichte.
Jns thal da laͤſſet man dich und auch mich nicht ein
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