Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Begräbniß-Gedichte. Nun wisset ihr das thor zu GOtt und ewigkeit/Drum auf! und lasset uns vergnügt von dannen gehen. Auf den Tod Herrn Johann Gebhard von Miltitz/ etc. Jm Nahmen J. T. Engels. JHr brunnen öffnet euch! die ihr in meinen augen Der thränen treue fluht in eure circkel schließt/ Und last den trauer-fall die tropffen aus euch saugen/ Da meine perl' itzund im todten-meer zerfließt. Die zunge soll mit euch durch halbe wörter sagen/ Was mir der himmel von der seite weggeschlagen. O anvertrautes Pfand! mir lieber als die seele/ Führt dich des fiebers-grimm in eine wüsteney? Wie? daß man mich nicht auch begräbt in diese höle/ Damit/ wie in der welt/ ich da bey dir auch sey? So könnte/ die wir uns so nah verbunden nennen/ Kein sturm noch ander fall hinfort vonsammen tren- nen. Wie kan mir dein verlust so sehr das hertze beugen! Jch ehrt' und liebte dich nach reiner seelen-art: Jch ruffe deinen geist noch hier zu einem zeugen/ Wie wohl der freundschafft feld von uns gebauet ward/ Mein wollen war dein thun/ dein thun war mein vergnü- gen/ So konnte beyden nie verdruß im wege liegen. So lange/ daß mein fleiß vor deine ruh gewachet/ So lange hat dein geist/ was ich gewünscht/ gethan: Dies
Begraͤbniß-Gedichte. Nun wiſſet ihr das thor zu GOtt und ewigkeit/Drum auf! und laſſet uns vergnuͤgt von dannen gehen. Auf den Tod Herrn Johann Gebhard von Miltitz/ ꝛc. Jm Nahmen J. T. Engels. JHr brunnen oͤffnet euch! die ihr in meinen augen Der thraͤnen treue fluht in eure circkel ſchließt/ Und laſt den trauer-fall die tropffen aus euch ſaugen/ Da meine perl’ itzund im todten-meer zerfließt. Die zunge ſoll mit euch durch halbe woͤrter ſagen/ Was mir der himmel von der ſeite weggeſchlagen. O anvertrautes Pfand! mir lieber als die ſeele/ Fuͤhrt dich des fiebers-grimm in eine wuͤſteney? Wie? daß man mich nicht auch begraͤbt in dieſe hoͤle/ Damit/ wie in der welt/ ich da bey dir auch ſey? So koͤnnte/ die wir uns ſo nah verbunden nennen/ Kein ſturm noch ander fall hinfort vonſammen tren- nen. Wie kan mir dein verluſt ſo ſehr das hertze beugen! Jch ehrt’ und liebte dich nach reiner ſeelen-art: Jch ruffe deinen geiſt noch hier zu einem zeugen/ Wie wohl der freundſchafft feld von uns gebauet ward/ Mein wollen war dein thun/ dein thun war mein vergnuͤ- gen/ So konnte beyden nie verdruß im wege liegen. So lange/ daß mein fleiß vor deine ruh gewachet/ So lange hat dein geiſt/ was ich gewuͤnſcht/ gethan: Dies
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Begraͤbniß-Gedichte.
Nun wiſſet ihr das thor zu GOtt und ewigkeit/
Drum auf! und laſſet uns vergnuͤgt von dannen gehen.
Auf den Tod Herrn
Johann Gebhard von Miltitz/ ꝛc.
Jm Nahmen J. T. Engels.
JHr brunnen oͤffnet euch! die ihr in meinen augen
Der thraͤnen treue fluht in eure circkel ſchließt/
Und laſt den trauer-fall die tropffen aus euch ſaugen/
Da meine perl’ itzund im todten-meer zerfließt.
Die zunge ſoll mit euch durch halbe woͤrter ſagen/
Was mir der himmel von der ſeite weggeſchlagen.
O anvertrautes Pfand! mir lieber als die ſeele/
Fuͤhrt dich des fiebers-grimm in eine wuͤſteney?
Wie? daß man mich nicht auch begraͤbt in dieſe hoͤle/
Damit/ wie in der welt/ ich da bey dir auch ſey?
So koͤnnte/ die wir uns ſo nah verbunden nennen/
Kein ſturm noch ander fall hinfort vonſammen tren-
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Wie kan mir dein verluſt ſo ſehr das hertze beugen!
Jch ehrt’ und liebte dich nach reiner ſeelen-art:
Jch ruffe deinen geiſt noch hier zu einem zeugen/
Wie wohl der freundſchafft feld von uns gebauet ward/
Mein wollen war dein thun/ dein thun war mein vergnuͤ-
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