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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Begräbniß-Gedichte.
Vor zerbrachen nur die äste;
Aber itzund gehts ans beste/
Selbst die Ceder fällt dahin;
Dis/ an dem wir licht und schatten
Und ein schutz-gestirne hatten/
Wird der sterblichkeit gewinn.
Theures haupt! zu dessen füssen
Alle lassen thränen fliessen/
Deine grufft ist diese see/
Wo des schadens herbe fluhten
Uber unseres vermuhten/
Bringen diesem lande weh.
Wie dein hohes haus zum thränen
Aug und hertze läst gewehnen/
Zeigt sein wehmuht-voller stand/
Alle stimmen alle blicke
Gehen nur dahin zurücke/
Wo ein leib sein stamm-haus fand.
Selbst der tugend edle söhne
Sind mit einem leid-gethöne
Deiner grufft zu ehren da;
Jhre seufftzer/ thränen/ klagen/
Können zur genüge sagen:
Dieser fall geh ihnen nah.
Himmel! drücke nun das siegel
Wahrer ruh auf diese riegel/
Die der grufft bewahrer seyn;
Laß die hohen augen schlaffen/
Bis ein tag des todes waffen/
Wird in asch' und grauß zerstreun.
Lasse
Begraͤbniß-Gedichte.
Vor zerbrachen nur die aͤſte;
Aber itzund gehts ans beſte/
Selbſt die Ceder faͤllt dahin;
Dis/ an dem wir licht und ſchatten
Und ein ſchutz-geſtirne hatten/
Wird der ſterblichkeit gewinn.
Theures haupt! zu deſſen fuͤſſen
Alle laſſen thraͤnen flieſſen/
Deine grufft iſt dieſe ſee/
Wo des ſchadens herbe fluhten
Uber unſeres vermuhten/
Bringen dieſem lande weh.
Wie dein hohes haus zum thraͤnen
Aug und hertze laͤſt gewehnen/
Zeigt ſein wehmuht-voller ſtand/
Alle ſtimmen alle blicke
Gehen nur dahin zuruͤcke/
Wo ein leib ſein ſtamm-haus fand.
Selbſt der tugend edle ſoͤhne
Sind mit einem leid-gethoͤne
Deiner grufft zu ehren da;
Jhre ſeufftzer/ thraͤnen/ klagen/
Koͤnnen zur genuͤge ſagen:
Dieſer fall geh ihnen nah.
Himmel! druͤcke nun das ſiegel
Wahrer ruh auf dieſe riegel/
Die der grufft bewahrer ſeyn;
Laß die hohen augen ſchlaffen/
Bis ein tag des todes waffen/
Wird in aſch’ und grauß zerſtreun.
Laſſe
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[248/0250] Begraͤbniß-Gedichte. Vor zerbrachen nur die aͤſte; Aber itzund gehts ans beſte/ Selbſt die Ceder faͤllt dahin; Dis/ an dem wir licht und ſchatten Und ein ſchutz-geſtirne hatten/ Wird der ſterblichkeit gewinn. Theures haupt! zu deſſen fuͤſſen Alle laſſen thraͤnen flieſſen/ Deine grufft iſt dieſe ſee/ Wo des ſchadens herbe fluhten Uber unſeres vermuhten/ Bringen dieſem lande weh. Wie dein hohes haus zum thraͤnen Aug und hertze laͤſt gewehnen/ Zeigt ſein wehmuht-voller ſtand/ Alle ſtimmen alle blicke Gehen nur dahin zuruͤcke/ Wo ein leib ſein ſtamm-haus fand. Selbſt der tugend edle ſoͤhne Sind mit einem leid-gethoͤne Deiner grufft zu ehren da; Jhre ſeufftzer/ thraͤnen/ klagen/ Koͤnnen zur genuͤge ſagen: Dieſer fall geh ihnen nah. Himmel! druͤcke nun das ſiegel Wahrer ruh auf dieſe riegel/ Die der grufft bewahrer ſeyn; Laß die hohen augen ſchlaffen/ Bis ein tag des todes waffen/ Wird in aſch’ und grauß zerſtreun. Laſſe

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/250>, abgerufen am 15.05.2024.