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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Vermischte Gedichte.
Daß du bey tage pflegst an heil und recht zu dencken/
Must du dem reiche denn auch noch die nächte schencken?
Must du der letzte stets/ der fremde sorgen trägt/
Und auch der erste seyn/ der sich im bette regt?
Weil sich mein nasses haupt noch in der See verweilet/
Hast du dem hofe schon befehl und rath ertheilet.
Tret' ich denn in die höh/ so seh ich mit verdruß/
Wie ich den deinigen mit schimpffe dienen muß.
Das licht ist/ sprechen sie/ nicht in Aurorens wangen/
Wenn unser König wacht/ kommt auch der tag gegangen.
Jedoch so hurtig sie dein muntres auge macht/
So sind sie doch bißher nicht eh/ als du/ erwacht.
Sie lassen dir die müh und schlaffen ohne sorgen/
So lange du nicht ruffst/ so ist es noch nicht morgen.
Der treue Wartenberg/ der doch nach aller sinn/
Dir eben dieses ist/ was ich der sonnen bin/
Klagt selbst/ wenn er sein amt zu thun sich vorgenom-
men/
Daß du ihm offtermahls/ o held! zuvor gekommen.
Wo wil es endlich hin? rührt Phöbus sich in dir:
Wie? oder schreibt dein glantz mir neue stunden für?
Doch wenn du Phöbus bist/ wer hemmet mir den zügel?
Und bist du etwas mehr/ warum sind meine flügel/
Nicht deinen kräfften gleich? halt inne grosser held!
Du hast genung gethan/ daß du der gantzen welt
Ein neues Reich geschenckt. Laß andre sich entkräfften/
Die an ihr wapen nichts als leere titel hefften.
Europa brauchet dich noch länger/ als du denckst/
Wenn du die augen früh auf seine wunden lenckst/
So weint sein hertz um dich/ aus furcht daß du der
erden
Durch allzugrosse last bald möchst entzogen werden.
Dein land kan sich ja wohl/ wie Spanien/ erfreun.
Und hat/ o herr/ an dir fast steten sonnen-schein:
Allein es wolte doch ein jeder lieber sterben/
Als eine stunde nur an deiner ruh verderben.

Jedoch

Vermiſchte Gedichte.
Daß du bey tage pflegſt an heil und recht zu dencken/
Muſt du dem reiche denn auch noch die naͤchte ſchencken?
Muſt du der letzte ſtets/ der fremde ſorgen traͤgt/
Und auch der erſte ſeyn/ der ſich im bette regt?
Weil ſich mein naſſes haupt noch in der See verweilet/
Haſt du dem hofe ſchon befehl und rath ertheilet.
Tret’ ich denn in die hoͤh/ ſo ſeh ich mit verdruß/
Wie ich den deinigen mit ſchimpffe dienen muß.
Das licht iſt/ ſprechen ſie/ nicht in Aurorens wangen/
Wenn unſer Koͤnig wacht/ kommt auch der tag gegangen.
Jedoch ſo hurtig ſie dein muntres auge macht/
So ſind ſie doch bißher nicht eh/ als du/ erwacht.
Sie laſſen dir die muͤh und ſchlaffen ohne ſorgen/
So lange du nicht ruffſt/ ſo iſt es noch nicht morgen.
Der treue Wartenberg/ der doch nach aller ſinn/
Dir eben dieſes iſt/ was ich der ſonnen bin/
Klagt ſelbſt/ wenn er ſein amt zu thun ſich vorgenom-
men/
Daß du ihm offtermahls/ o held! zuvor gekommen.
Wo wil es endlich hin? ruͤhrt Phoͤbus ſich in dir:
Wie? oder ſchreibt dein glantz mir neue ſtunden fuͤr?
Doch wenn du Phoͤbus biſt/ wer hemmet mir den zuͤgel?
Und biſt du etwas mehr/ warum ſind meine fluͤgel/
Nicht deinen kraͤfften gleich? halt inne groſſer held!
Du haſt genung gethan/ daß du der gantzen welt
Ein neues Reich geſchenckt. Laß andre ſich entkraͤfften/
Die an ihr wapen nichts als leere titel hefften.
Europa brauchet dich noch laͤnger/ als du denckſt/
Wenn du die augen fruͤh auf ſeine wunden lenckſt/
So weint ſein hertz um dich/ aus furcht daß du der
erden
Durch allzugroſſe laſt bald moͤchſt entzogen werden.
Dein land kan ſich ja wohl/ wie Spanien/ erfreun.
Und hat/ o herr/ an dir faſt ſteten ſonnen-ſchein:
Allein es wolte doch ein jeder lieber ſterben/
Als eine ſtunde nur an deiner ruh verderben.

Jedoch
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[302/0304] Vermiſchte Gedichte. Daß du bey tage pflegſt an heil und recht zu dencken/ Muſt du dem reiche denn auch noch die naͤchte ſchencken? Muſt du der letzte ſtets/ der fremde ſorgen traͤgt/ Und auch der erſte ſeyn/ der ſich im bette regt? Weil ſich mein naſſes haupt noch in der See verweilet/ Haſt du dem hofe ſchon befehl und rath ertheilet. Tret’ ich denn in die hoͤh/ ſo ſeh ich mit verdruß/ Wie ich den deinigen mit ſchimpffe dienen muß. Das licht iſt/ ſprechen ſie/ nicht in Aurorens wangen/ Wenn unſer Koͤnig wacht/ kommt auch der tag gegangen. Jedoch ſo hurtig ſie dein muntres auge macht/ So ſind ſie doch bißher nicht eh/ als du/ erwacht. Sie laſſen dir die muͤh und ſchlaffen ohne ſorgen/ So lange du nicht ruffſt/ ſo iſt es noch nicht morgen. Der treue Wartenberg/ der doch nach aller ſinn/ Dir eben dieſes iſt/ was ich der ſonnen bin/ Klagt ſelbſt/ wenn er ſein amt zu thun ſich vorgenom- men/ Daß du ihm offtermahls/ o held! zuvor gekommen. Wo wil es endlich hin? ruͤhrt Phoͤbus ſich in dir: Wie? oder ſchreibt dein glantz mir neue ſtunden fuͤr? Doch wenn du Phoͤbus biſt/ wer hemmet mir den zuͤgel? Und biſt du etwas mehr/ warum ſind meine fluͤgel/ Nicht deinen kraͤfften gleich? halt inne groſſer held! Du haſt genung gethan/ daß du der gantzen welt Ein neues Reich geſchenckt. Laß andre ſich entkraͤfften/ Die an ihr wapen nichts als leere titel hefften. Europa brauchet dich noch laͤnger/ als du denckſt/ Wenn du die augen fruͤh auf ſeine wunden lenckſt/ So weint ſein hertz um dich/ aus furcht daß du der erden Durch allzugroſſe laſt bald moͤchſt entzogen werden. Dein land kan ſich ja wohl/ wie Spanien/ erfreun. Und hat/ o herr/ an dir faſt ſteten ſonnen-ſchein: Allein es wolte doch ein jeder lieber ſterben/ Als eine ſtunde nur an deiner ruh verderben. Jedoch

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/304>, abgerufen am 22.11.2024.