Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Vermischte Gedichte. Weil durch mich von deiner wohlfart eine starcke säule fällt[.]Lasset eure thränen fliessen ihr Collegen! ich muß sterben/ Keiner wird/ wie vor/ den buben dörffen recht das leder gärben. Weint ihr Universitäten! ihr solt spüren den verlust/ Keiner hat ohn ruhm zu sagen in der welt/ was ich/ gewust/ Zu euch werden von den schulen künfftig grobe tölpel reisen/ Weil den schülern niemand ferner die Principia kan weisen. Vor ein Omen mögt ihr's halten/ weil ich muß von hinnen gehn. Daß dis gantze welt-gebäude nicht mehr lange werde stehn. Weg mit ruhten/ tinte/ feder/ wißt daß ich itzt dis verfluche. Calefactor, die Catheder überzieh mit schwartzen tuche/ Nimm die helffte von den mantel den ich habe stets gehabt/ Wenn das wort von meinem munde eure seelen hat gelabt/ So wird sich der gantze hauffen stets erinnern meiner lehren/ Und/ wenn gleich ein ander plaudert/ weinen daß sie mich nicht hören. Nun ich scheide meine geister müssen zu den sternen gehn/ Lasset/ wenn man mich verscharret/ unsern gantzen Coetum stehn/ Und befehlet den Collegen, daß sie einem jeden knabe Noch zu guter letzte geben einen schilling auf dem grabe/ Daß man mit der zeit kan fagen/ hier hat man den mann versetzt/ Der am lehren/ bücher-schreiben und am stäupen sich ergötzt. Freud' und Trauren der Tochter Jephta. H. v. A. u. S. Die Tochter Jephta. Auf! auf! liebste schwestern/ der vater ist da/ Auf! last ihm zu ehren/ Die Y 4
Vermiſchte Gedichte. Weil durch mich von deiner wohlfart eine ſtarcke ſaͤule faͤllt[.]Laſſet eure thraͤnen flieſſen ihr Collegen! ich muß ſterben/ Keiner wird/ wie vor/ den buben doͤrffen recht das leder gaͤrben. Weint ihr Univerſitaͤten! ihr ſolt ſpuͤren den verluſt/ Keiner hat ohn ruhm zu ſagen in der welt/ was ich/ gewuſt/ Zu euch werden von den ſchulen kuͤnfftig grobe toͤlpel reiſen/ Weil den ſchuͤlern niemand ferner die Principia kan weiſen. Vor ein Omen moͤgt ihr’s halten/ weil ich muß von hinnen gehn. Daß dis gantze welt-gebaͤude nicht mehr lange werde ſtehn. Weg mit ruhten/ tinte/ feder/ wißt daß ich itzt dis verfluche. Calefactor, die Catheder uͤberzieh mit ſchwartzen tuche/ Nimm die helffte von den mantel den ich habe ſtets gehabt/ Wenn das wort von meinem munde eure ſeelen hat gelabt/ So wird ſich der gantze hauffen ſtets erinnern meiner lehren/ Und/ wenn gleich ein ander plaudert/ weinen daß ſie mich nicht hoͤren. Nun ich ſcheide meine geiſter muͤſſen zu den ſternen gehn/ Laſſet/ wenn man mich verſcharret/ unſern gantzen Coetum ſtehn/ Und befehlet den Collegen, daß ſie einem jeden knabe Noch zu guter letzte geben einen ſchilling auf dem grabe/ Daß man mit der zeit kan fagen/ hier hat man den mann verſetzt/ Der am lehren/ buͤcher-ſchreiben und am ſtaͤupen ſich ergoͤtzt. Freud’ und Trauren der Tochter Jephta. H. v. A. u. S. Die Tochter Jephta. Auf! auf! liebſte ſchweſtern/ der vater iſt da/ Auf! laſt ihm zu ehren/ Die Y 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg> <pb facs="#f0345" n="343"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>Weil durch mich von deiner wohlfart eine ſtarcke ſaͤule faͤllt<supplied>.</supplied></l><lb/> <l>Laſſet eure thraͤnen flieſſen ihr <hi rendition="#aq">Collegen!</hi> ich muß ſterben/</l><lb/> <l>Keiner wird/ wie vor/ den buben doͤrffen recht das leder</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">gaͤrben.</hi> </l><lb/> <l>Weint ihr <hi rendition="#aq">Univerſi</hi>taͤten! ihr ſolt ſpuͤren den verluſt/</l><lb/> <l>Keiner hat ohn ruhm zu ſagen in der welt/ was ich/ gewuſt/</l><lb/> <l>Zu euch werden von den ſchulen kuͤnfftig grobe toͤlpel reiſen/</l><lb/> <l>Weil den ſchuͤlern niemand ferner die <hi rendition="#aq">Principia</hi> kan weiſen.</l><lb/> <l>Vor ein <hi rendition="#aq">Omen</hi> moͤgt ihr’s halten/ weil ich muß von hinnen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">gehn.</hi> </l><lb/> <l>Daß dis gantze welt-gebaͤude nicht mehr lange werde ſtehn.</l><lb/> <l>Weg mit ruhten/ tinte/ feder/ wißt daß ich itzt dis verfluche.</l><lb/> <l><hi rendition="#aq">Calefactor,</hi> die <hi rendition="#aq">Catheder</hi> uͤberzieh mit ſchwartzen tuche/</l><lb/> <l>Nimm die helffte von den mantel den ich habe ſtets gehabt/</l><lb/> <l>Wenn das wort von meinem munde eure ſeelen hat gelabt/</l><lb/> <l>So wird ſich der gantze hauffen ſtets erinnern meiner lehren/</l><lb/> <l>Und/ wenn gleich ein ander plaudert/ weinen daß ſie mich</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nicht hoͤren.</hi> </l><lb/> <l>Nun ich ſcheide meine geiſter muͤſſen zu den ſternen gehn/</l><lb/> <l>Laſſet/ wenn man mich verſcharret/ unſern gantzen <hi rendition="#aq">Coetum</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſtehn/</hi> </l><lb/> <l>Und befehlet den <hi rendition="#aq">Collegen,</hi> daß ſie einem jeden knabe</l><lb/> <l>Noch zu guter letzte geben einen ſchilling auf dem grabe/</l><lb/> <l>Daß man mit der zeit kan fagen/ hier hat man den mann</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">verſetzt/</hi> </l><lb/> <l>Der am lehren/ buͤcher-ſchreiben und am ſtaͤupen ſich ergoͤtzt.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Freud’ und Trauren der Tochter<lb/> Jephta.<lb/> H. v. A. u. S.</hi> </head><lb/> <lg> <head> <hi rendition="#b">Die Tochter Jephta.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>uf! auf! liebſte ſchweſtern/ der vater iſt da/</l><lb/> <l>Auf! laſt ihm zu ehren/</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Y 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </lg> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [343/0345]
Vermiſchte Gedichte.
Weil durch mich von deiner wohlfart eine ſtarcke ſaͤule faͤllt.
Laſſet eure thraͤnen flieſſen ihr Collegen! ich muß ſterben/
Keiner wird/ wie vor/ den buben doͤrffen recht das leder
gaͤrben.
Weint ihr Univerſitaͤten! ihr ſolt ſpuͤren den verluſt/
Keiner hat ohn ruhm zu ſagen in der welt/ was ich/ gewuſt/
Zu euch werden von den ſchulen kuͤnfftig grobe toͤlpel reiſen/
Weil den ſchuͤlern niemand ferner die Principia kan weiſen.
Vor ein Omen moͤgt ihr’s halten/ weil ich muß von hinnen
gehn.
Daß dis gantze welt-gebaͤude nicht mehr lange werde ſtehn.
Weg mit ruhten/ tinte/ feder/ wißt daß ich itzt dis verfluche.
Calefactor, die Catheder uͤberzieh mit ſchwartzen tuche/
Nimm die helffte von den mantel den ich habe ſtets gehabt/
Wenn das wort von meinem munde eure ſeelen hat gelabt/
So wird ſich der gantze hauffen ſtets erinnern meiner lehren/
Und/ wenn gleich ein ander plaudert/ weinen daß ſie mich
nicht hoͤren.
Nun ich ſcheide meine geiſter muͤſſen zu den ſternen gehn/
Laſſet/ wenn man mich verſcharret/ unſern gantzen Coetum
ſtehn/
Und befehlet den Collegen, daß ſie einem jeden knabe
Noch zu guter letzte geben einen ſchilling auf dem grabe/
Daß man mit der zeit kan fagen/ hier hat man den mann
verſetzt/
Der am lehren/ buͤcher-ſchreiben und am ſtaͤupen ſich ergoͤtzt.
Freud’ und Trauren der Tochter
Jephta.
H. v. A. u. S.
Die Tochter Jephta.
Auf! auf! liebſte ſchweſtern/ der vater iſt da/
Auf! laſt ihm zu ehren/
Die
Y 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |