Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Vermischte Gedichte. 3. Denn viele sind erschrecklich gelbe/Und gläntzen fast wie saffian/ So frisch/ als man den im gewölbe Vom Moscowiter haben kan; Doch sind sie hier nicht zuverdencken/ Weil sie die lufft/ der rauhe wind/ So unbarmhertzig pflegt zu kräncken/ Was wunder! wenn sie gelbe sind. 4. Die schätze/ die mit euch zu hoffen/Die lauffen auch nicht hoch hinaus/ Hat's einer noch gar wohl getroffen/ Kriegt er ein altes guckgucks-hauß/ * Nebst diesem einen hopfe-garten/ Zwey küh' und vierzehn gülden geld/ Doch muß er so mit diesen karten/ Wies seiner frauen wolgefällt. 5. Weil eure schönheit nebst den schätzenDenn nun so dünne seyn gesäht/ So hütet euch sie hochzusetzen/ Daß sie der wind ja nicht verweht. Führt aber eure stoltze blicke/ Führt sag' ich sie/ wofern ihr klug/ Hinfort an einem demuths-stricke/ So seyd ihr schön und reich genug. Des * Guckguck heist das stadt-bier in Wittenberg/ und wird es hier vor jedweder bier genommen. Z 5
Vermiſchte Gedichte. 3. Denn viele ſind erſchrecklich gelbe/Und glaͤntzen faſt wie ſaffian/ So friſch/ als man den im gewoͤlbe Vom Moſcowiter haben kan; Doch ſind ſie hier nicht zuverdencken/ Weil ſie die lufft/ der rauhe wind/ So unbarmhertzig pflegt zu kraͤncken/ Was wunder! wenn ſie gelbe ſind. 4. Die ſchaͤtze/ die mit euch zu hoffen/Die lauffen auch nicht hoch hinaus/ Hat’s einer noch gar wohl getroffen/ Kriegt er ein altes guckgucks-hauß/ * Nebſt dieſem einen hopfe-garten/ Zwey kuͤh’ und vierzehn guͤlden geld/ Doch muß er ſo mit dieſen karten/ Wies ſeiner frauen wolgefaͤllt. 5. Weil eure ſchoͤnheit nebſt den ſchaͤtzenDenn nun ſo duͤnne ſeyn geſaͤht/ So huͤtet euch ſie hochzuſetzen/ Daß ſie der wind ja nicht verweht. Fuͤhrt aber eure ſtoltze blicke/ Fuͤhrt ſag’ ich ſie/ wofern ihr klug/ Hinfort an einem demuths-ſtricke/ So ſeyd ihr ſchoͤn und reich genug. Des * Guckguck heiſt das ſtadt-bier in Wittenberg/ und wird es hier vor jedweder bier genommen. Z 5
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Vermiſchte Gedichte.
3.
Denn viele ſind erſchrecklich gelbe/
Und glaͤntzen faſt wie ſaffian/
So friſch/ als man den im gewoͤlbe
Vom Moſcowiter haben kan;
Doch ſind ſie hier nicht zuverdencken/
Weil ſie die lufft/ der rauhe wind/
So unbarmhertzig pflegt zu kraͤncken/
Was wunder! wenn ſie gelbe ſind.
4.
Die ſchaͤtze/ die mit euch zu hoffen/
Die lauffen auch nicht hoch hinaus/
Hat’s einer noch gar wohl getroffen/
Kriegt er ein altes guckgucks-hauß/ *
Nebſt dieſem einen hopfe-garten/
Zwey kuͤh’ und vierzehn guͤlden geld/
Doch muß er ſo mit dieſen karten/
Wies ſeiner frauen wolgefaͤllt.
5.
Weil eure ſchoͤnheit nebſt den ſchaͤtzen
Denn nun ſo duͤnne ſeyn geſaͤht/
So huͤtet euch ſie hochzuſetzen/
Daß ſie der wind ja nicht verweht.
Fuͤhrt aber eure ſtoltze blicke/
Fuͤhrt ſag’ ich ſie/ wofern ihr klug/
Hinfort an einem demuths-ſtricke/
So ſeyd ihr ſchoͤn und reich genug.
Des
* Guckguck heiſt das ſtadt-bier in Wittenberg/ und
wird es hier vor jedweder bier genommen.
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