Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Begräbniß-Gedichte.
4.
Hat iemals klugheit und verstand
Als weise seide sich um cronen-gold gewunden,
So wurde dieser schmuck, der seelen perlen-band,
Bey dieser Königin in schönster pracht gefunden,
Und weil ihr geist recht himmlisch war,
Ließ sie, nach sternen art, bedrängten heyl geniessen,
Denn kön'ge stellen berge dar,
Wovon genad und hülff als reiche ströme fliessen.
5.
Jtzt, leyder! bricht ihr thron entzwey,
Ach daß den scepter auch, wurm, zeit und moder fressen;
Doch, Schweden! fasse dich, und dencke diß dabey:
Daß deine Königin noch nie so hoch gesessen,
Weil sie vier theure printzen schon
Vor sich vorangeschickt aus diesem welt-getümmel;
Sind auch vier cronen nun ihr lohn;
Denn dreye trug sie hier, die vierdte giebt der himmel.
6.
Du aber, Nordens großes Licht!
Du Schwedscher Gideon! regiere noch viel jahre,
Daß, wenn dein Jsrael vor land und glauben ficht,
Sich öl und palmen-zweig mit ihren waffen paare;
Wann dann der tapffre CAROL fiegt,
Wird GOtt sein volck im schoos, ihn auf den händen tragen,
Es muß ohndem, wenn Schweden kriegt,
Der winter übern Belt von eiße brücken schlagen.


Die beschämte Hygea,
Bey G. A. Luja, Med. D. schmertz-
lichem absterben,
Durch J. F. O. D.
HYGEA, unser trost und Libitinens schrecken,
War, wie sie stets gewohnt, vor unser heyl bemüht;
Sie gab bewährten rath vor blattern, gifft und flecken,
Und wenn der matte leib von brand und schmertzen glüht:
Be-
G 3
Begraͤbniß-Gedichte.
4.
Hat iemals klugheit und verſtand
Als weiſe ſeide ſich um cronen-gold gewunden,
So wurde dieſer ſchmuck, der ſeelen perlen-band,
Bey dieſer Koͤnigin in ſchoͤnſter pracht gefunden,
Und weil ihr geiſt recht himmliſch war,
Ließ ſie, nach ſternen art, bedraͤngten heyl genieſſen,
Denn koͤn’ge ſtellen berge dar,
Wovon genad und huͤlff als reiche ſtroͤme flieſſen.
5.
Jtzt, leyder! bricht ihr thron entzwey,
Ach daß den ſcepter auch, wurm, zeit und moder freſſen;
Doch, Schweden! faſſe dich, und dencke diß dabey:
Daß deine Koͤnigin noch nie ſo hoch geſeſſen,
Weil ſie vier theure printzen ſchon
Vor ſich vorangeſchickt aus dieſem welt-getuͤmmel;
Sind auch vier cronen nun ihr lohn;
Denn dreye trug ſie hier, die vierdte giebt der himmel.
6.
Du aber, Nordens großes Licht!
Du Schwedſcher Gideon! regiere noch viel jahre,
Daß, wenn dein Jſrael vor land und glauben ficht,
Sich oͤl und palmen-zweig mit ihren waffen paare;
Wann dann der tapffre CAROL fiegt,
Wird GOtt ſein volck im ſchoos, ihn auf den haͤnden tragen,
Es muß ohndem, wenn Schweden kriegt,
Der winter uͤbern Belt von eiße bruͤcken ſchlagen.


Die beſchaͤmte Hygea,
Bey G. A. Luja, Med. D. ſchmertz-
lichem abſterben,
Durch J. F. O. D.
HYGEA, unſer troſt und Libitinens ſchrecken,
War, wie ſie ſtets gewohnt, vor unſer heyl bemuͤht;
Sie gab bewaͤhrten rath vor blattern, gifft und flecken,
Und wenn der matte leib von brand und ſchmertzen gluͤht:
Be-
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0103" n="101"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Begra&#x0364;bniß-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="4">
            <head> <hi rendition="#c">4.</hi> </head><lb/>
            <l>Hat iemals klugheit und ver&#x017F;tand</l><lb/>
            <l>Als wei&#x017F;e &#x017F;eide &#x017F;ich um cronen-gold gewunden,</l><lb/>
            <l>So wurde die&#x017F;er &#x017F;chmuck, der &#x017F;eelen perlen-band,</l><lb/>
            <l>Bey die&#x017F;er Ko&#x0364;nigin in &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ter pracht gefunden,</l><lb/>
            <l>Und weil ihr gei&#x017F;t recht himmli&#x017F;ch war,</l><lb/>
            <l>Ließ &#x017F;ie, nach &#x017F;ternen art, bedra&#x0364;ngten heyl genie&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Denn ko&#x0364;n&#x2019;ge &#x017F;tellen berge dar,</l><lb/>
            <l>Wovon genad und hu&#x0364;lff als reiche &#x017F;tro&#x0364;me flie&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head> <hi rendition="#c">5.</hi> </head><lb/>
            <l>Jtzt, leyder! bricht ihr thron entzwey,</l><lb/>
            <l>Ach daß den &#x017F;cepter auch, wurm, zeit und moder fre&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
            <l>Doch, Schweden! fa&#x017F;&#x017F;e dich, und dencke diß dabey:</l><lb/>
            <l>Daß deine Ko&#x0364;nigin noch nie &#x017F;o hoch ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Weil &#x017F;ie vier theure printzen &#x017F;chon</l><lb/>
            <l>Vor &#x017F;ich vorange&#x017F;chickt aus die&#x017F;em welt-getu&#x0364;mmel;</l><lb/>
            <l>Sind auch vier cronen nun ihr lohn;</l><lb/>
            <l>Denn dreye trug &#x017F;ie hier, die vierdte giebt der himmel.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <head> <hi rendition="#c">6.</hi> </head><lb/>
            <l>Du aber, Nordens großes Licht!</l><lb/>
            <l>Du Schwed&#x017F;cher Gideon! regiere noch viel jahre,</l><lb/>
            <l>Daß, wenn dein J&#x017F;rael vor land und glauben ficht,</l><lb/>
            <l>Sich o&#x0364;l und palmen-zweig mit ihren waffen paare;</l><lb/>
            <l>Wann dann der tapffre CAROL fiegt,</l><lb/>
            <l>Wird GOtt &#x017F;ein volck im &#x017F;choos, ihn auf den ha&#x0364;nden tragen,</l><lb/>
            <l>Es muß ohndem, wenn Schweden kriegt,</l><lb/>
            <l>Der winter u&#x0364;bern Belt von eiße bru&#x0364;cken &#x017F;chlagen.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c">Die be&#x017F;cha&#x0364;mte Hygea,<lb/>
Bey G. A. Luja, <hi rendition="#aq">Med. D.</hi> &#x017F;chmertz-<lb/>
lichem ab&#x017F;terben,<lb/>
Durch J. F. O. <hi rendition="#aq">D.</hi></hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">H</hi>YGEA, un&#x017F;er tro&#x017F;t und Libitinens &#x017F;chrecken,</l><lb/>
            <l>War, wie &#x017F;ie &#x017F;tets gewohnt, vor un&#x017F;er heyl bemu&#x0364;ht;</l><lb/>
            <l>Sie gab bewa&#x0364;hrten rath vor blattern, gifft und flecken,</l><lb/>
            <l>Und wenn der matte leib von brand und &#x017F;chmertzen glu&#x0364;ht:</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">G 3</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0103] Begraͤbniß-Gedichte. 4. Hat iemals klugheit und verſtand Als weiſe ſeide ſich um cronen-gold gewunden, So wurde dieſer ſchmuck, der ſeelen perlen-band, Bey dieſer Koͤnigin in ſchoͤnſter pracht gefunden, Und weil ihr geiſt recht himmliſch war, Ließ ſie, nach ſternen art, bedraͤngten heyl genieſſen, Denn koͤn’ge ſtellen berge dar, Wovon genad und huͤlff als reiche ſtroͤme flieſſen. 5. Jtzt, leyder! bricht ihr thron entzwey, Ach daß den ſcepter auch, wurm, zeit und moder freſſen; Doch, Schweden! faſſe dich, und dencke diß dabey: Daß deine Koͤnigin noch nie ſo hoch geſeſſen, Weil ſie vier theure printzen ſchon Vor ſich vorangeſchickt aus dieſem welt-getuͤmmel; Sind auch vier cronen nun ihr lohn; Denn dreye trug ſie hier, die vierdte giebt der himmel. 6. Du aber, Nordens großes Licht! Du Schwedſcher Gideon! regiere noch viel jahre, Daß, wenn dein Jſrael vor land und glauben ficht, Sich oͤl und palmen-zweig mit ihren waffen paare; Wann dann der tapffre CAROL fiegt, Wird GOtt ſein volck im ſchoos, ihn auf den haͤnden tragen, Es muß ohndem, wenn Schweden kriegt, Der winter uͤbern Belt von eiße bruͤcken ſchlagen. Die beſchaͤmte Hygea, Bey G. A. Luja, Med. D. ſchmertz- lichem abſterben, Durch J. F. O. D. HYGEA, unſer troſt und Libitinens ſchrecken, War, wie ſie ſtets gewohnt, vor unſer heyl bemuͤht; Sie gab bewaͤhrten rath vor blattern, gifft und flecken, Und wenn der matte leib von brand und ſchmertzen gluͤht: Be- G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/103
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/103>, abgerufen am 27.11.2024.