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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Begräbniß-Gedichte.
Das glücke ließ uns zwar einst in gerechter sache
Als ein zerstoßnes schiff an rauhen klippen stehn;
Wir seufftzten, doch umsonst, daß die erzörnte rache
Möcht in gerechtem muth auf unsre feinde gehn.
Die Schelde lieff betrübt, dem Ocean zu sagen:
Es dringe word und tod bey ihrem ufer ein.
Der Rheinstrom eilte nach fast gleiche noth zu klagen;
Er muste mehr von blut als trauben trächtig seyn.
Und der entfernte Po trieb die bestürtzten wellen,
Jn furcht und blöder angst durch öde wüsten hin;
Die Donau wolte gar zu lauter unmuth schwellen,
Und ließ ihr trübes naß durch dicke leichen ziehn.
Gantz Deutschland lag entsetzt als in den letzten zügen,
Weil ihm das messer fast an seine kehle stieß.
Die freyheit solte sich in Franckreichs ketten schmiegen,
So jener frechheit schon in unsern grentzen wieß.
Doch gönnt der himmel nur der bosheit ihre freude,
Wie man den buben wein am nahen galgen schenckt:
Das unrecht wird erhöht zu größerm fall und leide,
Weil, was im munde schmeckt, offt in den därmen kränckt.
Seit dem Eugenius sein tapffres schwerd gezücket,
Wovon Stamboldens reich noch manche wunde fühlt;
Seit dem die Britten uns den Gideon geschicket,
Der auf gemeines heyl mit seinen waffen zielt:
So schmückt sich unser land mit frohen lorbeer-zweigen,
Wirfft seine trauer ab, und zieht den purpur an.
Der Deutsche kan getrost die Alpen übersteigen,
Der unerschrockne muth bricht ihm die harte bahn.
Der Var-strom klagt und zagt, seit dem an seinem strande
Ein unermüdet heer das große lager schantzt.
Die weite küste bebt, daß unweit ihrem sande
Die nahe flotte schon die kühnen masten pflantzt.
Marseille bücket sich, es hört den donner knallen,
Der in ergrimter macht aufs nahe Toulon schlägt;
Das bange Dauphine läst muth und hoffnung fallen,
Weil sich das ungemach in dem gebirge regt.
Paris ist außer sich, der große Ludwig zittert,
Er soll nicht mehr, wie vor, der große Ludwig seyn.
Das
Begraͤbniß-Gedichte.
Das gluͤcke ließ uns zwar einſt in gerechter ſache
Als ein zerſtoßnes ſchiff an rauhen klippen ſtehn;
Wir ſeufftzten, doch umſonſt, daß die erzoͤrnte rache
Moͤcht in gerechtem muth auf unſre feinde gehn.
Die Schelde lieff betruͤbt, dem Ocean zu ſagen:
Es dringe word und tod bey ihrem ufer ein.
Der Rheinſtrom eilte nach faſt gleiche noth zu klagen;
Er muſte mehr von blut als trauben traͤchtig ſeyn.
Und der entfernte Po trieb die beſtuͤrtzten wellen,
Jn furcht und bloͤder angſt durch oͤde wuͤſten hin;
Die Donau wolte gar zu lauter unmuth ſchwellen,
Und ließ ihr truͤbes naß durch dicke leichen ziehn.
Gantz Deutſchland lag entſetzt als in den letzten zuͤgen,
Weil ihm das meſſer faſt an ſeine kehle ſtieß.
Die freyheit ſolte ſich in Franckreichs ketten ſchmiegen,
So jener frechheit ſchon in unſern grentzen wieß.
Doch goͤnnt der himmel nur der bosheit ihre freude,
Wie man den buben wein am nahen galgen ſchenckt:
Das unrecht wird erhoͤht zu groͤßerm fall und leide,
Weil, was im munde ſchmeckt, offt in den daͤrmen kraͤnckt.
Seit dem Eugenius ſein tapffres ſchwerd gezuͤcket,
Wovon Stamboldens reich noch manche wunde fuͤhlt;
Seit dem die Britten uns den Gideon geſchicket,
Der auf gemeines heyl mit ſeinen waffen zielt:
So ſchmuͤckt ſich unſer land mit frohen lorbeer-zweigen,
Wirfft ſeine trauer ab, und zieht den purpur an.
Der Deutſche kan getroſt die Alpen uͤberſteigen,
Der unerſchrockne muth bricht ihm die harte bahn.
Der Var-ſtrom klagt und zagt, ſeit dem an ſeinem ſtrande
Ein unermuͤdet heer das große lager ſchantzt.
Die weite kuͤſte bebt, daß unweit ihrem ſande
Die nahe flotte ſchon die kuͤhnen maſten pflantzt.
Marſeille buͤcket ſich, es hoͤrt den donner knallen,
Der in ergrimter macht aufs nahe Toulon ſchlaͤgt;
Das bange Dauphine laͤſt muth und hoffnung fallen,
Weil ſich das ungemach in dem gebirge regt.
Paris iſt außer ſich, der große Ludwig zittert,
Er ſoll nicht mehr, wie vor, der große Ludwig ſeyn.
Das
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[128/0130] Begraͤbniß-Gedichte. Das gluͤcke ließ uns zwar einſt in gerechter ſache Als ein zerſtoßnes ſchiff an rauhen klippen ſtehn; Wir ſeufftzten, doch umſonſt, daß die erzoͤrnte rache Moͤcht in gerechtem muth auf unſre feinde gehn. Die Schelde lieff betruͤbt, dem Ocean zu ſagen: Es dringe word und tod bey ihrem ufer ein. Der Rheinſtrom eilte nach faſt gleiche noth zu klagen; Er muſte mehr von blut als trauben traͤchtig ſeyn. Und der entfernte Po trieb die beſtuͤrtzten wellen, Jn furcht und bloͤder angſt durch oͤde wuͤſten hin; Die Donau wolte gar zu lauter unmuth ſchwellen, Und ließ ihr truͤbes naß durch dicke leichen ziehn. Gantz Deutſchland lag entſetzt als in den letzten zuͤgen, Weil ihm das meſſer faſt an ſeine kehle ſtieß. Die freyheit ſolte ſich in Franckreichs ketten ſchmiegen, So jener frechheit ſchon in unſern grentzen wieß. Doch goͤnnt der himmel nur der bosheit ihre freude, Wie man den buben wein am nahen galgen ſchenckt: Das unrecht wird erhoͤht zu groͤßerm fall und leide, Weil, was im munde ſchmeckt, offt in den daͤrmen kraͤnckt. Seit dem Eugenius ſein tapffres ſchwerd gezuͤcket, Wovon Stamboldens reich noch manche wunde fuͤhlt; Seit dem die Britten uns den Gideon geſchicket, Der auf gemeines heyl mit ſeinen waffen zielt: So ſchmuͤckt ſich unſer land mit frohen lorbeer-zweigen, Wirfft ſeine trauer ab, und zieht den purpur an. Der Deutſche kan getroſt die Alpen uͤberſteigen, Der unerſchrockne muth bricht ihm die harte bahn. Der Var-ſtrom klagt und zagt, ſeit dem an ſeinem ſtrande Ein unermuͤdet heer das große lager ſchantzt. Die weite kuͤſte bebt, daß unweit ihrem ſande Die nahe flotte ſchon die kuͤhnen maſten pflantzt. Marſeille buͤcket ſich, es hoͤrt den donner knallen, Der in ergrimter macht aufs nahe Toulon ſchlaͤgt; Das bange Dauphine laͤſt muth und hoffnung fallen, Weil ſich das ungemach in dem gebirge regt. Paris iſt außer ſich, der große Ludwig zittert, Er ſoll nicht mehr, wie vor, der große Ludwig ſeyn. Das

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/130>, abgerufen am 23.11.2024.