Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Galante und Glückwunsch, als Chlorinde sich DEr himmel lacht euch an, auch bey der winters-zeit,mit dem Citron versprochen. Er heisset euren fuß auf lilg und rosen gehen, Das zimmer, das euch hält, ist mit jesmin durchstreut, Jch sehe tausendschön, und was noch schöner, stehen. Die sonne scheinet auch hier starck auf beyder brust, Sie treibt die flammen ein und führt sie zu dem hertzen, Es macht euch diß zwar heiß, doch ists auch eure lust, Denn itzund findet ihr selbst in dem schmertze schertzen. Doch ist auch winter hier, ich sehe ja den schnee Auf jenen wangen dort, und eiß auf deren höhen, Doch wächst noch unter uns vierblätteriger klee, Auf dem das glücke soll, man sagts, gebildet stehen. Doch gebt ihr mir itzund wohl nicht gar gerne raum, Jhr habt itzt sonsten was, und heimlich, zu verrichten, Denn liebes-verse sind nur gegen dem ein traum, Was ihr itzunder wolt in eurem hertzen schlichten. Jch weiche gerne weg, und laß euch hier allein, Verknüpffet euch fein fest, ich werd es wohl erleben, Daß ein verräther denn des gantzen thuns wird seyn; Und eur verbündniß wird ans licht mit freuden geben. Der winter sey euch warm, die liebe sey euch heiß, Die blumen machen euch den sommer in dem bette, Und weil ich euch sonst nichts itzt mehr zu sagen weiß, So schließ ich: Wenn ich doch auch so den winter hätte! Die vortrefflichkeit der küsse. ACh blumen schöner art, die deine lippen zieren!An * * * Von rosen will auf dir ein holder purpur blühn, Mich will ein heisser trieb zu deinen knospen führen, Laß mich den bienen gleich nach süsser beute ziehn, Kein hartes ungestüm soll deine knospen brechen, Kein scharffer stachel soll die zarten lippen stechen. Doch
Galante und Gluͤckwunſch, als Chlorinde ſich DEr himmel lacht euch an, auch bey der winters-zeit,mit dem Citron verſprochen. Er heiſſet euren fuß auf lilg und roſen gehen, Das zimmer, das euch haͤlt, iſt mit jeſmin durchſtreut, Jch ſehe tauſendſchoͤn, und was noch ſchoͤner, ſtehen. Die ſonne ſcheinet auch hier ſtarck auf beyder bruſt, Sie treibt die flammen ein und fuͤhrt ſie zu dem hertzen, Es macht euch diß zwar heiß, doch iſts auch eure luſt, Denn itzund findet ihr ſelbſt in dem ſchmertze ſchertzen. Doch iſt auch winter hier, ich ſehe ja den ſchnee Auf jenen wangen dort, und eiß auf deren hoͤhen, Doch waͤchſt noch unter uns vierblaͤtteriger klee, Auf dem das gluͤcke ſoll, man ſagts, gebildet ſtehen. Doch gebt ihr mir itzund wohl nicht gar gerne raum, Jhr habt itzt ſonſten was, und heimlich, zu verrichten, Denn liebes-verſe ſind nur gegen dem ein traum, Was ihr itzunder wolt in eurem hertzen ſchlichten. Jch weiche gerne weg, und laß euch hier allein, Verknuͤpffet euch fein feſt, ich werd es wohl erleben, Daß ein verraͤther denn des gantzen thuns wird ſeyn; Und eur verbuͤndniß wird ans licht mit freuden geben. Der winter ſey euch warm, die liebe ſey euch heiß, Die blumen machen euch den ſommer in dem bette, Und weil ich euch ſonſt nichts itzt mehr zu ſagen weiß, So ſchließ ich: Wenn ich doch auch ſo den winter haͤtte! Die vortrefflichkeit der kuͤſſe. ACh blumen ſchoͤner art, die deine lippen zieren!An * * * Von roſen will auf dir ein holder purpur bluͤhn, Mich will ein heiſſer trieb zu deinen knoſpen fuͤhren, Laß mich den bienen gleich nach ſuͤſſer beute ziehn, Kein hartes ungeſtuͤm ſoll deine knoſpen brechen, Kein ſcharffer ſtachel ſoll die zarten lippen ſtechen. Doch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0014" n="12"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Galante und</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Gluͤckwunſch, als Chlorinde ſich<lb/> mit dem Citron verſprochen.</hi> </hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>Er himmel lacht euch an, auch bey der winters-zeit,</l><lb/> <l>Er heiſſet euren fuß auf lilg und roſen gehen,</l><lb/> <l>Das zimmer, das euch haͤlt, iſt mit jeſmin durchſtreut,</l><lb/> <l>Jch ſehe tauſendſchoͤn, und was noch ſchoͤner, ſtehen.</l><lb/> <l>Die ſonne ſcheinet auch hier ſtarck auf beyder bruſt,</l><lb/> <l>Sie treibt die flammen ein und fuͤhrt ſie zu dem hertzen,</l><lb/> <l>Es macht euch diß zwar heiß, doch iſts auch eure luſt,</l><lb/> <l>Denn itzund findet ihr ſelbſt in dem ſchmertze ſchertzen.</l><lb/> <l>Doch iſt auch winter hier, ich ſehe ja den ſchnee</l><lb/> <l>Auf jenen wangen dort, und eiß auf deren hoͤhen,</l><lb/> <l>Doch waͤchſt noch unter uns vierblaͤtteriger klee,</l><lb/> <l>Auf dem das gluͤcke ſoll, man ſagts, gebildet ſtehen.</l><lb/> <l>Doch gebt ihr mir itzund wohl nicht gar gerne raum,</l><lb/> <l>Jhr habt itzt ſonſten was, und heimlich, zu verrichten,</l><lb/> <l>Denn liebes-verſe ſind nur gegen dem ein traum,</l><lb/> <l>Was ihr itzunder wolt in eurem hertzen ſchlichten.</l><lb/> <l>Jch weiche gerne weg, und laß euch hier allein,</l><lb/> <l>Verknuͤpffet euch fein feſt, ich werd es wohl erleben,</l><lb/> <l>Daß ein verraͤther denn des gantzen thuns wird ſeyn;</l><lb/> <l>Und eur verbuͤndniß wird ans licht mit freuden geben.</l><lb/> <l>Der winter ſey euch warm, die liebe ſey euch heiß,</l><lb/> <l>Die blumen machen euch den ſommer in dem bette,</l><lb/> <l>Und weil ich euch ſonſt nichts itzt mehr zu ſagen weiß,</l><lb/> <l>So ſchließ ich: Wenn ich doch auch ſo den winter haͤtte!</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die vortrefflichkeit der kuͤſſe.<lb/> An</hi> * * *</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">A</hi>Ch blumen ſchoͤner art, die deine lippen zieren!</l><lb/> <l>Von roſen will auf dir ein holder purpur bluͤhn,</l><lb/> <l>Mich will ein heiſſer trieb zu deinen knoſpen fuͤhren,</l><lb/> <l>Laß mich den bienen gleich nach ſuͤſſer beute ziehn,</l><lb/> <l>Kein hartes ungeſtuͤm ſoll deine knoſpen brechen,</l><lb/> <l>Kein ſcharffer ſtachel ſoll die zarten lippen ſtechen.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Doch</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [12/0014]
Galante und
Gluͤckwunſch, als Chlorinde ſich
mit dem Citron verſprochen.
DEr himmel lacht euch an, auch bey der winters-zeit,
Er heiſſet euren fuß auf lilg und roſen gehen,
Das zimmer, das euch haͤlt, iſt mit jeſmin durchſtreut,
Jch ſehe tauſendſchoͤn, und was noch ſchoͤner, ſtehen.
Die ſonne ſcheinet auch hier ſtarck auf beyder bruſt,
Sie treibt die flammen ein und fuͤhrt ſie zu dem hertzen,
Es macht euch diß zwar heiß, doch iſts auch eure luſt,
Denn itzund findet ihr ſelbſt in dem ſchmertze ſchertzen.
Doch iſt auch winter hier, ich ſehe ja den ſchnee
Auf jenen wangen dort, und eiß auf deren hoͤhen,
Doch waͤchſt noch unter uns vierblaͤtteriger klee,
Auf dem das gluͤcke ſoll, man ſagts, gebildet ſtehen.
Doch gebt ihr mir itzund wohl nicht gar gerne raum,
Jhr habt itzt ſonſten was, und heimlich, zu verrichten,
Denn liebes-verſe ſind nur gegen dem ein traum,
Was ihr itzunder wolt in eurem hertzen ſchlichten.
Jch weiche gerne weg, und laß euch hier allein,
Verknuͤpffet euch fein feſt, ich werd es wohl erleben,
Daß ein verraͤther denn des gantzen thuns wird ſeyn;
Und eur verbuͤndniß wird ans licht mit freuden geben.
Der winter ſey euch warm, die liebe ſey euch heiß,
Die blumen machen euch den ſommer in dem bette,
Und weil ich euch ſonſt nichts itzt mehr zu ſagen weiß,
So ſchließ ich: Wenn ich doch auch ſo den winter haͤtte!
Die vortrefflichkeit der kuͤſſe.
An * * *
ACh blumen ſchoͤner art, die deine lippen zieren!
Von roſen will auf dir ein holder purpur bluͤhn,
Mich will ein heiſſer trieb zu deinen knoſpen fuͤhren,
Laß mich den bienen gleich nach ſuͤſſer beute ziehn,
Kein hartes ungeſtuͤm ſoll deine knoſpen brechen,
Kein ſcharffer ſtachel ſoll die zarten lippen ſtechen.
Doch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |