Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Begräbniß-Gedichte.
Auch große lassen dir die gegenblicke scheinen,
So bald dein liebes-strahl in ihre hertzen dringt.
Dich liebt dein Sachsen-land, Jan Wilhelm ist sein hoffen,
Der treuen wünsche ziel, der trost in ungemach,
Der ancker, wenn ein sturm das arme land betroffen,
Es sieht ihm Thüringen als seinem ruder nach.
Doch jammer! dieses licht fällt in der asche nieder,
Ein unversehner schlag reißt unsre säulen ein:
Jan Wilhelms Sonne kömmt aus ihrer grufft nicht wieder,
Wir müssen ihm zu früh die sterbe-fackeln weihn;
Ach leyder! allzufrüh muß unsre Ceder sincken,
Auf welcher sich der bau gemeiner wohlfahrt stützt;
So will ein rauhes beil den stärcksten pfeilern wincken,
Worauf ein treues land in sichrer ruhe sitzt!
Es rückt der Große Printz mit unerschrocknen füßen,
Mit aufgewecktem muth an Toulons mauren an,
Jhm folgt das muntre volck den nahen feind zu grüßen,
Der an dem walle noch die Deutschen trotzen kan.
Jan Wilhelm steht behertzt, die harten keule schwärmen
Auf seine tronppen zu; der feind läst seine macht
Mit ungewohntem zorn in dampff und feuer lärmen,
Bis die verwegenheit sie aus der ordnung bracht.
Die glieder sind verwirrt, die reihen sind zerstücket,
Da sich der kühne feind mit in die rotten mengt;
Die leute sind entsetzt, entkräfftet und verrücket,
Daß ieder selbst vor sich auf flucht und rettung denckt.
Jan Wilhelm weichet nicht, schent weder schwerd noch flammen,
Die in vereinter glut um seine scheitel gehn,
Giebt ordre, treibt das volck, bringt glied und glied zusammen,
Läst sein ermanntes hertz in neuen kräfften sehn.
Die feinde wüten fort, und trotzen mit der menge,
Die als ein dicker sturm auf unsern Printzen fällt:
Die trouppen drücken sich in feurigem gedränge,
Wo der behertzte Printz gleich starcken mauren hält.
Ob hagel, blitz und glut um unsern Printzen spielen:
Ob ein geschwärtzter dampff ihm vor die augen zeucht:
Ob tausend kugeln schon nach seinem haupte zielen,
Und manch gezückter stahl ihm an das hertze streicht;
So
Hofm. w. V. Th. K
Begraͤbniß-Gedichte.
Auch große laſſen dir die gegenblicke ſcheinen,
So bald dein liebes-ſtrahl in ihre hertzen dringt.
Dich liebt dein Sachſen-land, Jan Wilhelm iſt ſein hoffen,
Der treuen wuͤnſche ziel, der troſt in ungemach,
Der ancker, wenn ein ſturm das arme land betroffen,
Es ſieht ihm Thuͤringen als ſeinem ruder nach.
Doch jammer! dieſes licht faͤllt in der aſche nieder,
Ein unverſehner ſchlag reißt unſre ſaͤulen ein:
Jan Wilhelms Sonne koͤmmt aus ihrer grufft nicht wieder,
Wir muͤſſen ihm zu fruͤh die ſterbe-fackeln weihn;
Ach leyder! allzufruͤh muß unſre Ceder ſincken,
Auf welcher ſich der bau gemeiner wohlfahrt ſtuͤtzt;
So will ein rauhes beil den ſtaͤrckſten pfeilern wincken,
Worauf ein treues land in ſichrer ruhe ſitzt!
Es ruͤckt der Große Printz mit unerſchrocknen fuͤßen,
Mit aufgewecktem muth an Toulons mauren an,
Jhm folgt das muntre volck den nahen feind zu gruͤßen,
Der an dem walle noch die Deutſchen trotzen kan.
Jan Wilhelm ſteht behertzt, die harten keule ſchwaͤrmen
Auf ſeine tronppen zu; der feind laͤſt ſeine macht
Mit ungewohntem zorn in dampff und feuer laͤrmen,
Bis die verwegenheit ſie aus der ordnung bracht.
Die glieder ſind verwirrt, die reihen ſind zerſtuͤcket,
Da ſich der kuͤhne feind mit in die rotten mengt;
Die leute ſind entſetzt, entkraͤfftet und verruͤcket,
Daß ieder ſelbſt vor ſich auf flucht und rettung denckt.
Jan Wilhelm weichet nicht, ſchent weder ſchwerd noch flammen,
Die in vereinter glut um ſeine ſcheitel gehn,
Giebt ordre, treibt das volck, bringt glied und glied zuſammen,
Laͤſt ſein ermanntes hertz in neuen kraͤfften ſehn.
Die feinde wuͤten fort, und trotzen mit der menge,
Die als ein dicker ſturm auf unſern Printzen faͤllt:
Die trouppen druͤcken ſich in feurigem gedraͤnge,
Wo der behertzte Printz gleich ſtarcken mauren haͤlt.
Ob hagel, blitz und glut um unſern Printzen ſpielen:
Ob ein geſchwaͤrtzter dampff ihm vor die augen zeucht:
Ob tauſend kugeln ſchon nach ſeinem haupte zielen,
Und manch gezuͤckter ſtahl ihm an das hertze ſtreicht;
So
Hofm. w. V. Th. K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0147" n="145"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Begra&#x0364;bniß-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Auch große la&#x017F;&#x017F;en dir die gegenblicke &#x017F;cheinen,</l><lb/>
          <l>So bald dein liebes-&#x017F;trahl in ihre hertzen dringt.</l><lb/>
          <l>Dich liebt dein Sach&#x017F;en-land, Jan Wilhelm i&#x017F;t &#x017F;ein hoffen,</l><lb/>
          <l>Der treuen wu&#x0364;n&#x017F;che ziel, der tro&#x017F;t in ungemach,</l><lb/>
          <l>Der ancker, wenn ein &#x017F;turm das arme land betroffen,</l><lb/>
          <l>Es &#x017F;ieht ihm Thu&#x0364;ringen als &#x017F;einem ruder nach.</l><lb/>
          <l>Doch jammer! die&#x017F;es licht fa&#x0364;llt in der a&#x017F;che nieder,</l><lb/>
          <l>Ein unver&#x017F;ehner &#x017F;chlag reißt un&#x017F;re &#x017F;a&#x0364;ulen ein:</l><lb/>
          <l>Jan Wilhelms Sonne ko&#x0364;mmt aus ihrer grufft nicht wieder,</l><lb/>
          <l>Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihm zu fru&#x0364;h die &#x017F;terbe-fackeln weihn;</l><lb/>
          <l>Ach leyder! allzufru&#x0364;h muß un&#x017F;re Ceder &#x017F;incken,</l><lb/>
          <l>Auf welcher &#x017F;ich der bau gemeiner wohlfahrt &#x017F;tu&#x0364;tzt;</l><lb/>
          <l>So will ein rauhes beil den &#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;ten pfeilern wincken,</l><lb/>
          <l>Worauf ein treues land in &#x017F;ichrer ruhe &#x017F;itzt!</l><lb/>
          <l>Es ru&#x0364;ckt der Große Printz mit uner&#x017F;chrocknen fu&#x0364;ßen,</l><lb/>
          <l>Mit aufgewecktem muth an Toulons mauren an,</l><lb/>
          <l>Jhm folgt das muntre volck den nahen feind zu gru&#x0364;ßen,</l><lb/>
          <l>Der an dem walle noch die Deut&#x017F;chen trotzen kan.</l><lb/>
          <l>Jan Wilhelm &#x017F;teht behertzt, die harten keule &#x017F;chwa&#x0364;rmen</l><lb/>
          <l>Auf &#x017F;eine tronppen zu; der feind la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;eine macht</l><lb/>
          <l>Mit ungewohntem zorn in dampff und feuer la&#x0364;rmen,</l><lb/>
          <l>Bis die verwegenheit &#x017F;ie aus der ordnung bracht.</l><lb/>
          <l>Die glieder &#x017F;ind verwirrt, die reihen &#x017F;ind zer&#x017F;tu&#x0364;cket,</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ich der ku&#x0364;hne feind mit in die rotten mengt;</l><lb/>
          <l>Die leute &#x017F;ind ent&#x017F;etzt, entkra&#x0364;fftet und verru&#x0364;cket,</l><lb/>
          <l>Daß ieder &#x017F;elb&#x017F;t vor &#x017F;ich auf flucht und rettung denckt.</l><lb/>
          <l>Jan Wilhelm weichet nicht, &#x017F;chent weder &#x017F;chwerd noch flammen,</l><lb/>
          <l>Die in vereinter glut um &#x017F;eine &#x017F;cheitel gehn,</l><lb/>
          <l>Giebt ordre, treibt das volck, bringt glied und glied zu&#x017F;ammen,</l><lb/>
          <l>La&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ein ermanntes hertz in neuen kra&#x0364;fften &#x017F;ehn.</l><lb/>
          <l>Die feinde wu&#x0364;ten fort, und trotzen mit der menge,</l><lb/>
          <l>Die als ein dicker &#x017F;turm auf un&#x017F;ern Printzen fa&#x0364;llt:</l><lb/>
          <l>Die trouppen dru&#x0364;cken &#x017F;ich in feurigem gedra&#x0364;nge,</l><lb/>
          <l>Wo der behertzte Printz gleich &#x017F;tarcken mauren ha&#x0364;lt.</l><lb/>
          <l>Ob hagel, blitz und glut um un&#x017F;ern Printzen &#x017F;pielen:</l><lb/>
          <l>Ob ein ge&#x017F;chwa&#x0364;rtzter dampff ihm vor die augen zeucht:</l><lb/>
          <l>Ob tau&#x017F;end kugeln &#x017F;chon nach &#x017F;einem haupte zielen,</l><lb/>
          <l>Und manch gezu&#x0364;ckter &#x017F;tahl ihm an das hertze &#x017F;treicht;</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Hofm. w. <hi rendition="#aq">V.</hi> Th. K</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0147] Begraͤbniß-Gedichte. Auch große laſſen dir die gegenblicke ſcheinen, So bald dein liebes-ſtrahl in ihre hertzen dringt. Dich liebt dein Sachſen-land, Jan Wilhelm iſt ſein hoffen, Der treuen wuͤnſche ziel, der troſt in ungemach, Der ancker, wenn ein ſturm das arme land betroffen, Es ſieht ihm Thuͤringen als ſeinem ruder nach. Doch jammer! dieſes licht faͤllt in der aſche nieder, Ein unverſehner ſchlag reißt unſre ſaͤulen ein: Jan Wilhelms Sonne koͤmmt aus ihrer grufft nicht wieder, Wir muͤſſen ihm zu fruͤh die ſterbe-fackeln weihn; Ach leyder! allzufruͤh muß unſre Ceder ſincken, Auf welcher ſich der bau gemeiner wohlfahrt ſtuͤtzt; So will ein rauhes beil den ſtaͤrckſten pfeilern wincken, Worauf ein treues land in ſichrer ruhe ſitzt! Es ruͤckt der Große Printz mit unerſchrocknen fuͤßen, Mit aufgewecktem muth an Toulons mauren an, Jhm folgt das muntre volck den nahen feind zu gruͤßen, Der an dem walle noch die Deutſchen trotzen kan. Jan Wilhelm ſteht behertzt, die harten keule ſchwaͤrmen Auf ſeine tronppen zu; der feind laͤſt ſeine macht Mit ungewohntem zorn in dampff und feuer laͤrmen, Bis die verwegenheit ſie aus der ordnung bracht. Die glieder ſind verwirrt, die reihen ſind zerſtuͤcket, Da ſich der kuͤhne feind mit in die rotten mengt; Die leute ſind entſetzt, entkraͤfftet und verruͤcket, Daß ieder ſelbſt vor ſich auf flucht und rettung denckt. Jan Wilhelm weichet nicht, ſchent weder ſchwerd noch flammen, Die in vereinter glut um ſeine ſcheitel gehn, Giebt ordre, treibt das volck, bringt glied und glied zuſammen, Laͤſt ſein ermanntes hertz in neuen kraͤfften ſehn. Die feinde wuͤten fort, und trotzen mit der menge, Die als ein dicker ſturm auf unſern Printzen faͤllt: Die trouppen druͤcken ſich in feurigem gedraͤnge, Wo der behertzte Printz gleich ſtarcken mauren haͤlt. Ob hagel, blitz und glut um unſern Printzen ſpielen: Ob ein geſchwaͤrtzter dampff ihm vor die augen zeucht: Ob tauſend kugeln ſchon nach ſeinem haupte zielen, Und manch gezuͤckter ſtahl ihm an das hertze ſtreicht; So Hofm. w. V. Th. K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/147
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/147>, abgerufen am 27.11.2024.