Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte und Galante Gedichte.
An Sylvien, als sie ihm aus der
hand sein künfftig glücke sagen wolte.
WAs macht dein schöner blick in meiner schlechten hand?
Wilst du ihr schwartzes fell an deinen sonnen bleichen?
Was grübelt doch dein aug' in den verwirrten zeichen?
Jn diesen tiefen liegt kein richtiger verstand.
Du wilst mein künfftig glück im Venus-berge finden,
Und dein verwegner witz merckt alle narben an.
Jndessen wirst du doch nichts deutliches ergründen,
Weil die bewußte kunst gar leichte trügen kan.
Jedoch wo Sylvia im ernst, und nicht im schertze
Mein künfftig glücke sucht, und mir es sagen will,
So frag' an statt der hand, in der es allzu viel
Verschloßne rätzel giebt, o Sylvia! dein hertze.


Schifffarth der liebe.
DJe liebe schiffte durch den Sund,
Jhr Pharus war der wohllust kertze,
Die muschel Amarillens mund,
Die anfuhrt mein getreues hertze.


Als ihn Albanie mit einem schnee-
ball geworffen.
Sonnet.
JCh weiß nicht, wie ich mich nächsthin verleiten ließ,
Es mit Albanien auf schnee-bäll anzunehmen.
Jch muste mich mit ihr an einen ort beqvemen,
Da uns die einsamkeit aus aller augen riß.
Es muste sich der schnee, der mehr als perlen gließ,
Vor der entblösten haut der zarten hände schämen.
Allein
Verliebte und Galante Gedichte.
An Sylvien, als ſie ihm aus der
hand ſein kuͤnfftig gluͤcke ſagen wolte.
WAs macht dein ſchoͤner blick in meiner ſchlechten hand?
Wilſt du ihr ſchwartzes fell an deinen ſonnen bleichen?
Was gruͤbelt doch dein aug’ in den verwirrten zeichen?
Jn dieſen tiefen liegt kein richtiger verſtand.
Du wilſt mein kuͤnfftig gluͤck im Venus-berge finden,
Und dein verwegner witz merckt alle narben an.
Jndeſſen wirſt du doch nichts deutliches ergruͤnden,
Weil die bewußte kunſt gar leichte truͤgen kan.
Jedoch wo Sylvia im ernſt, und nicht im ſchertze
Mein kuͤnfftig gluͤcke ſucht, und mir es ſagen will,
So frag’ an ſtatt der hand, in der es allzu viel
Verſchloßne raͤtzel giebt, o Sylvia! dein hertze.


Schifffarth der liebe.
DJe liebe ſchiffte durch den Sund,
Jhr Pharus war der wohlluſt kertze,
Die muſchel Amarillens mund,
Die anfuhrt mein getreues hertze.


Als ihn Albanie mit einem ſchnee-
ball geworffen.
Sonnet.
JCh weiß nicht, wie ich mich naͤchſthin verleiten ließ,
Es mit Albanien auf ſchnee-baͤll anzunehmen.
Jch muſte mich mit ihr an einen ort beqvemen,
Da uns die einſamkeit aus aller augen riß.
Es muſte ſich der ſchnee, der mehr als perlen gließ,
Vor der entbloͤſten haut der zarten haͤnde ſchaͤmen.
Allein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0225" n="223"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und Galante Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">An Sylvien, als &#x017F;ie ihm aus der<lb/>
hand &#x017F;ein ku&#x0364;nfftig glu&#x0364;cke &#x017F;agen wolte.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>As macht dein &#x017F;cho&#x0364;ner blick in meiner &#x017F;chlechten hand?</l><lb/>
            <l>Wil&#x017F;t du ihr &#x017F;chwartzes fell an deinen &#x017F;onnen bleichen?</l><lb/>
            <l>Was gru&#x0364;belt doch dein aug&#x2019; in den verwirrten zeichen?</l><lb/>
            <l>Jn die&#x017F;en tiefen liegt kein richtiger ver&#x017F;tand.</l><lb/>
            <l>Du wil&#x017F;t mein ku&#x0364;nfftig glu&#x0364;ck im Venus-berge finden,</l><lb/>
            <l>Und dein verwegner witz merckt alle narben an.</l><lb/>
            <l>Jnde&#x017F;&#x017F;en wir&#x017F;t du doch nichts deutliches ergru&#x0364;nden,</l><lb/>
            <l>Weil die bewußte kun&#x017F;t gar leichte tru&#x0364;gen kan.</l><lb/>
            <l>Jedoch wo Sylvia im ern&#x017F;t, und nicht im &#x017F;chertze</l><lb/>
            <l>Mein ku&#x0364;nfftig glu&#x0364;cke &#x017F;ucht, und mir es &#x017F;agen will,</l><lb/>
            <l>So frag&#x2019; an &#x017F;tatt der hand, in der es allzu viel</l><lb/>
            <l>Ver&#x017F;chloßne ra&#x0364;tzel giebt, o Sylvia! dein hertze.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Schifffarth der liebe.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Je liebe &#x017F;chiffte durch den Sund,</l><lb/>
            <l>Jhr Pharus war der wohllu&#x017F;t kertze,</l><lb/>
            <l>Die mu&#x017F;chel Amarillens mund,</l><lb/>
            <l>Die anfuhrt mein getreues hertze.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Als ihn Albanie mit einem &#x017F;chnee-<lb/>
ball geworffen.<lb/>
Sonnet.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch weiß nicht, wie ich mich na&#x0364;ch&#x017F;thin verleiten ließ,</l><lb/>
            <l>Es mit Albanien auf &#x017F;chnee-ba&#x0364;ll anzunehmen.</l><lb/>
            <l>Jch mu&#x017F;te mich mit ihr an einen ort beqvemen,</l><lb/>
            <l>Da uns die ein&#x017F;amkeit aus aller augen riß.</l><lb/>
            <l>Es mu&#x017F;te &#x017F;ich der &#x017F;chnee, der mehr als perlen gließ,</l><lb/>
            <l>Vor der entblo&#x0364;&#x017F;ten haut der zarten ha&#x0364;nde &#x017F;cha&#x0364;men.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Allein</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0225] Verliebte und Galante Gedichte. An Sylvien, als ſie ihm aus der hand ſein kuͤnfftig gluͤcke ſagen wolte. WAs macht dein ſchoͤner blick in meiner ſchlechten hand? Wilſt du ihr ſchwartzes fell an deinen ſonnen bleichen? Was gruͤbelt doch dein aug’ in den verwirrten zeichen? Jn dieſen tiefen liegt kein richtiger verſtand. Du wilſt mein kuͤnfftig gluͤck im Venus-berge finden, Und dein verwegner witz merckt alle narben an. Jndeſſen wirſt du doch nichts deutliches ergruͤnden, Weil die bewußte kunſt gar leichte truͤgen kan. Jedoch wo Sylvia im ernſt, und nicht im ſchertze Mein kuͤnfftig gluͤcke ſucht, und mir es ſagen will, So frag’ an ſtatt der hand, in der es allzu viel Verſchloßne raͤtzel giebt, o Sylvia! dein hertze. Schifffarth der liebe. DJe liebe ſchiffte durch den Sund, Jhr Pharus war der wohlluſt kertze, Die muſchel Amarillens mund, Die anfuhrt mein getreues hertze. Als ihn Albanie mit einem ſchnee- ball geworffen. Sonnet. JCh weiß nicht, wie ich mich naͤchſthin verleiten ließ, Es mit Albanien auf ſchnee-baͤll anzunehmen. Jch muſte mich mit ihr an einen ort beqvemen, Da uns die einſamkeit aus aller augen riß. Es muſte ſich der ſchnee, der mehr als perlen gließ, Vor der entbloͤſten haut der zarten haͤnde ſchaͤmen. Allein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/225
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/225>, abgerufen am 23.11.2024.