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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Leanders aus Schlesien
Jch suche nicht die ruh zu stören,
Die dir der freye wald verspricht:
Jch komme nicht mit pfeil und bogen,
Leb' immer hin in freyheit, lust und schertz;
Jch komme nur, und seuffz' ach! um mein armes
hertz,
Das mir, o tiefer schmertz!
Die falsche lieb' entzogen.


Aus dem frantzösischen des Pays.
SO bald das sonnen-licht die müden augenlieder
Nach der genoßnen ruh von ihrem schlaf erweckt,
Und das verliebte kind die alabaster-glieder
Mit einem linden ach im bette von sich streckt,
So gehn viel hundert lüst' in ihrer brust spatzieren,
Die sanffte kützelung durchstreichet geist und sinn,
Und die entzückungen, so marck und adern rühren,
Zieh'n sie gantz außer sich in den gedancken hin.
Die liebe schmeichelt ihr, sie löscht der sehnsucht kohlen,
Und baut aus ihrem bett ein schloß der einsamkeit,
Da kan sie in der ruh die wohllust wiederholen,
Mit der sie sich zuvor in unruh hat erfreut.


Auf eine schilderey, darauf die Psy-
che die Liebe umarmete, und von der man
sagte, daß es der Sylvia portrait wäre.
Aus eben demselben.
DU magst dis schöne bild ein meisterstücke nennen,
Jch falle dir darinnen bey.
Daß aber Sylvia hier abgeschildert sey,
Das wirst du nimmermehr mich überreden können.
Geficht und farbe trifft zwar richtig überein;
Weil aber Psyche sich hier mit der Liebe träget,
Und
Leanders aus Schleſien
Jch ſuche nicht die ruh zu ſtoͤren,
Die dir der freye wald verſpricht:
Jch komme nicht mit pfeil und bogen,
Leb’ immer hin in freyheit, luſt und ſchertz;
Jch komme nur, und ſeuffz’ ach! um mein armes
hertz,
Das mir, o tiefer ſchmertz!
Die falſche lieb’ entzogen.


Aus dem frantzoͤſiſchen des Pays.
SO bald das ſonnen-licht die muͤden augenlieder
Nach der genoßnen ruh von ihrem ſchlaf erweckt,
Und das verliebte kind die alabaſter-glieder
Mit einem linden ach im bette von ſich ſtreckt,
So gehn viel hundert luͤſt’ in ihrer bruſt ſpatzieren,
Die ſanffte kuͤtzelung durchſtreichet geiſt und ſinn,
Und die entzuͤckungen, ſo marck und adern ruͤhren,
Zieh’n ſie gantz außer ſich in den gedancken hin.
Die liebe ſchmeichelt ihr, ſie loͤſcht der ſehnſucht kohlen,
Und baut aus ihrem bett ein ſchloß der einſamkeit,
Da kan ſie in der ruh die wohlluſt wiederholen,
Mit der ſie ſich zuvor in unruh hat erfreut.


Auf eine ſchilderey, darauf die Pſy-
che die Liebe umarmete, und von der man
ſagte, daß es der Sylvia portrait waͤre.
Aus eben demſelben.
DU magſt dis ſchoͤne bild ein meiſterſtuͤcke nennen,
Jch falle dir darinnen bey.
Daß aber Sylvia hier abgeſchildert ſey,
Das wirſt du nimmermehr mich uͤberreden koͤnnen.
Geficht und farbe trifft zwar richtig uͤberein;
Weil aber Pſyche ſich hier mit der Liebe traͤget,
Und
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[230/0232] Leanders aus Schleſien Jch ſuche nicht die ruh zu ſtoͤren, Die dir der freye wald verſpricht: Jch komme nicht mit pfeil und bogen, Leb’ immer hin in freyheit, luſt und ſchertz; Jch komme nur, und ſeuffz’ ach! um mein armes hertz, Das mir, o tiefer ſchmertz! Die falſche lieb’ entzogen. Aus dem frantzoͤſiſchen des Pays. SO bald das ſonnen-licht die muͤden augenlieder Nach der genoßnen ruh von ihrem ſchlaf erweckt, Und das verliebte kind die alabaſter-glieder Mit einem linden ach im bette von ſich ſtreckt, So gehn viel hundert luͤſt’ in ihrer bruſt ſpatzieren, Die ſanffte kuͤtzelung durchſtreichet geiſt und ſinn, Und die entzuͤckungen, ſo marck und adern ruͤhren, Zieh’n ſie gantz außer ſich in den gedancken hin. Die liebe ſchmeichelt ihr, ſie loͤſcht der ſehnſucht kohlen, Und baut aus ihrem bett ein ſchloß der einſamkeit, Da kan ſie in der ruh die wohlluſt wiederholen, Mit der ſie ſich zuvor in unruh hat erfreut. Auf eine ſchilderey, darauf die Pſy- che die Liebe umarmete, und von der man ſagte, daß es der Sylvia portrait waͤre. Aus eben demſelben. DU magſt dis ſchoͤne bild ein meiſterſtuͤcke nennen, Jch falle dir darinnen bey. Daß aber Sylvia hier abgeſchildert ſey, Das wirſt du nimmermehr mich uͤberreden koͤnnen. Geficht und farbe trifft zwar richtig uͤberein; Weil aber Pſyche ſich hier mit der Liebe traͤget, Und

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/232>, abgerufen am 27.11.2024.