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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Leanders aus Schlesien
Er vergleicht ihre augen mit dem
Amor.
Aus dem welschen des
Gasparo Murtola.
JN Daphnens schöuen augen
Wird Amor uns gar artig vorgestellt.
Das reine licht, so hier durch enge circkel fällt,
Kan ihm zu seiner fackel taugen.
Die sternen hat er ihm zum bogen auserwehlt,
Die pfeile schnitzet er aus ihren scharffen blicken;
Und daß es endlich auch an keinen flügeln fehlt,
So müssen sich dazu die augen-lieder schicken.


Auf der Phillis ungemeine gunst.
SO offt ich mund und arm auf Phillis achseln lege,
So muß ich wol gestehn, wenn ich es recht erwege,
Daß dieses holde kind mit mir zu schöne thut,
Weil selbst der himmel nur auf harten * achseln ruht.


Schertz-gedichte an Daphnen.
ACh, Daphne! hilff mir doch! es ist mit mir geschehn:
Der mißvergnügte mund zörnt und bekriegt die augen;
Dieweil sie ihre lust fast alle tage sehn,
Und seine lippen nur am hunger-tuche saugen.
Drum komm und lege dich in diese händel ein,
Und laß Leandern nicht so lang in sorgen stehen;
Doch soll der friede bald und wohl von statten gehen,
So muß der handlungs-ort auf deinem munde seyn.
Er
* Auf dem berge Atlas, wie die poeten dichten.
Leanders aus Schleſien
Er vergleicht ihre augen mit dem
Amor.
Aus dem welſchen des
Gaſparo Murtola.
JN Daphnens ſchoͤuen augen
Wird Amor uns gar artig vorgeſtellt.
Das reine licht, ſo hier durch enge circkel faͤllt,
Kan ihm zu ſeiner fackel taugen.
Die ſternen hat er ihm zum bogen auserwehlt,
Die pfeile ſchnitzet er aus ihren ſcharffen blicken;
Und daß es endlich auch an keinen fluͤgeln fehlt,
So muͤſſen ſich dazu die augen-lieder ſchicken.


Auf der Phillis ungemeine gunſt.
SO offt ich mund und arm auf Phillis achſeln lege,
So muß ich wol geſtehn, wenn ich es recht erwege,
Daß dieſes holde kind mit mir zu ſchoͤne thut,
Weil ſelbſt der himmel nur auf harten * achſeln ruht.


Schertz-gedichte an Daphnen.
ACh, Daphne! hilff mir doch! es iſt mit mir geſchehn:
Der mißvergnuͤgte mund zoͤrnt und bekriegt die augen;
Dieweil ſie ihre luſt faſt alle tage ſehn,
Und ſeine lippen nur am hunger-tuche ſaugen.
Drum komm und lege dich in dieſe haͤndel ein,
Und laß Leandern nicht ſo lang in ſorgen ſtehen;
Doch ſoll der friede bald und wohl von ſtatten gehen,
So muß der handlungs-ort auf deinem munde ſeyn.
Er
* Auf dem berge Atlas, wie die poeten dichten.
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[242/0244] Leanders aus Schleſien Er vergleicht ihre augen mit dem Amor. Aus dem welſchen des Gaſparo Murtola. JN Daphnens ſchoͤuen augen Wird Amor uns gar artig vorgeſtellt. Das reine licht, ſo hier durch enge circkel faͤllt, Kan ihm zu ſeiner fackel taugen. Die ſternen hat er ihm zum bogen auserwehlt, Die pfeile ſchnitzet er aus ihren ſcharffen blicken; Und daß es endlich auch an keinen fluͤgeln fehlt, So muͤſſen ſich dazu die augen-lieder ſchicken. Auf der Phillis ungemeine gunſt. SO offt ich mund und arm auf Phillis achſeln lege, So muß ich wol geſtehn, wenn ich es recht erwege, Daß dieſes holde kind mit mir zu ſchoͤne thut, Weil ſelbſt der himmel nur auf harten * achſeln ruht. Schertz-gedichte an Daphnen. ACh, Daphne! hilff mir doch! es iſt mit mir geſchehn: Der mißvergnuͤgte mund zoͤrnt und bekriegt die augen; Dieweil ſie ihre luſt faſt alle tage ſehn, Und ſeine lippen nur am hunger-tuche ſaugen. Drum komm und lege dich in dieſe haͤndel ein, Und laß Leandern nicht ſo lang in ſorgen ſtehen; Doch ſoll der friede bald und wohl von ſtatten gehen, So muß der handlungs-ort auf deinem munde ſeyn. Er * Auf dem berge Atlas, wie die poeten dichten.

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/244>, abgerufen am 27.11.2024.