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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Leanders aus Schlesien
Die liebe sucht die still' und die zufriedenheit.
Und also muß man nur nach einem buhler streben,
Der diesen punct versteht, und dessen folg' erkiest:
Daß die verschwiegenheit der liebe zucker ist.
Denn solche Thyrsiße, die viel zu pralen wissen,
Nicht aber das verstehn, daß sie verräther seyn,
Hört man nur überall von ihrem glücke schreyn,
Und singen, was sie hier und da vor gunst genießen.
Denn ihrer unvernufft will dieses gar nicht ein:
Daß Mars und Amor nicht von gleichem sinne seyn.
Denn Amor liebt die still, und Mars liebt das getümmel;
Wo man die trommel rührt, wo der trompeten schall,
Die rauhe lufft erfüllt, und der carthaunen knall
Ras't, donnert, kracht und tobt, da baut ihm Mars den himmel;
Hingegen Amor will nach stillen hölen ziehn,
Und auch den schwächsten hall wie blitz und donner fliehn.


Auf eine in ihrem busen verwelcken-
de rose.
Aus dem welschen des
Alessandro Gatti.
Du ausbund schöner rosen!
Kan es wol möglich seyn, daß du auf Daphnens brust
Der wohllust sanfften sitz berührest,
Und dennoch safft und krafft verliehrest?
Ach käm' es Daphnen an, mir also liebzukosen!
So fänd' ich gantz gewiß, wo du verschmachten must,
Den himmel meines lebens;
Allein ich seuffze, wünsch' und hoffe nur vergebens.
Denn sie, als feindin meiner ruh,
Denckt, allem ansehn nach, mir nur die hölle zu.


Grabschrifft einer hure.
HJer fault das wunder-schöne bild,
So ieder vor die Venus hielt:
Man
Leanders aus Schleſien
Die liebe ſucht die ſtill’ und die zufriedenheit.
Und alſo muß man nur nach einem buhler ſtreben,
Der dieſen punct verſteht, und deſſen folg’ erkieſt:
Daß die verſchwiegenheit der liebe zucker iſt.
Denn ſolche Thyrſiße, die viel zu pralen wiſſen,
Nicht aber das verſtehn, daß ſie verraͤther ſeyn,
Hoͤrt man nur uͤberall von ihrem gluͤcke ſchreyn,
Und ſingen, was ſie hier und da vor gunſt genießen.
Denn ihrer unvernufft will dieſes gar nicht ein:
Daß Mars und Amor nicht von gleichem ſinne ſeyn.
Denn Amor liebt die ſtill, und Mars liebt das getuͤmmel;
Wo man die trommel ruͤhrt, wo der trompeten ſchall,
Die rauhe lufft erfuͤllt, und der carthaunen knall
Raſ’t, donnert, kracht und tobt, da baut ihm Mars den himmel;
Hingegen Amor will nach ſtillen hoͤlen ziehn,
Und auch den ſchwaͤchſten hall wie blitz und donner fliehn.


Auf eine in ihrem buſen verwelcken-
de roſe.
Aus dem welſchen des
Aleſſandro Gatti.
Du ausbund ſchoͤner roſen!
Kan es wol moͤglich ſeyn, daß du auf Daphnens bruſt
Der wohlluſt ſanfften ſitz beruͤhreſt,
Und dennoch ſafft und krafft verliehreſt?
Ach kaͤm’ es Daphnen an, mir alſo liebzukoſen!
So faͤnd’ ich gantz gewiß, wo du verſchmachten muſt,
Den himmel meines lebens;
Allein ich ſeuffze, wuͤnſch’ und hoffe nur vergebens.
Denn ſie, als feindin meiner ruh,
Denckt, allem anſehn nach, mir nur die hoͤlle zu.


Grabſchrifft einer hure.
HJer fault das wunder-ſchoͤne bild,
So ieder vor die Venus hielt:
Man
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[248/0250] Leanders aus Schleſien Die liebe ſucht die ſtill’ und die zufriedenheit. Und alſo muß man nur nach einem buhler ſtreben, Der dieſen punct verſteht, und deſſen folg’ erkieſt: Daß die verſchwiegenheit der liebe zucker iſt. Denn ſolche Thyrſiße, die viel zu pralen wiſſen, Nicht aber das verſtehn, daß ſie verraͤther ſeyn, Hoͤrt man nur uͤberall von ihrem gluͤcke ſchreyn, Und ſingen, was ſie hier und da vor gunſt genießen. Denn ihrer unvernufft will dieſes gar nicht ein: Daß Mars und Amor nicht von gleichem ſinne ſeyn. Denn Amor liebt die ſtill, und Mars liebt das getuͤmmel; Wo man die trommel ruͤhrt, wo der trompeten ſchall, Die rauhe lufft erfuͤllt, und der carthaunen knall Raſ’t, donnert, kracht und tobt, da baut ihm Mars den himmel; Hingegen Amor will nach ſtillen hoͤlen ziehn, Und auch den ſchwaͤchſten hall wie blitz und donner fliehn. Auf eine in ihrem buſen verwelcken- de roſe. Aus dem welſchen des Aleſſandro Gatti. Du ausbund ſchoͤner roſen! Kan es wol moͤglich ſeyn, daß du auf Daphnens bruſt Der wohlluſt ſanfften ſitz beruͤhreſt, Und dennoch ſafft und krafft verliehreſt? Ach kaͤm’ es Daphnen an, mir alſo liebzukoſen! So faͤnd’ ich gantz gewiß, wo du verſchmachten muſt, Den himmel meines lebens; Allein ich ſeuffze, wuͤnſch’ und hoffe nur vergebens. Denn ſie, als feindin meiner ruh, Denckt, allem anſehn nach, mir nur die hoͤlle zu. Grabſchrifft einer hure. HJer fault das wunder-ſchoͤne bild, So ieder vor die Venus hielt: Man

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/250>, abgerufen am 23.11.2024.