Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Verliebte und Galante Gedichte. Zwar, kaltes Kind! du lachst;Allein hier läst es sich nicht schertzen. So viel du tremulanten machst, So viel empfind' ich stich' im hertzen. Aria. Jm namen eines cavalier. 1. SOll ich deine bande küssen?Kleiner Amor! nein, ach nein! Nein, ach nein! an meinen füßen Müssen keine fessel seyn. Soll ich deine bande küssen? Kleiner Amor! nein, ach nein! 2. Sclaven lauffen mit den ketten;Große seelen herrschen nur: Jn den weichen wohllust-betten Läst die großmuth keine spur. Sclaven lauffen mit den ketten; Große seelen herrschen nur. 3. Nein! doch ja! was? edles küssenStehet auch wol Helden an: Weil man so die zeit versüßen, Und doch rühmlich leben kan. Nein! doch ja! was? edles küssen Stehet auch wol Helden an. Als Floris eine blume in ihren bu- SO gern ich auch die weichen hügel küßte,sen steckte. Die Floris stets vor mir versteckt; So Hofm. w. V. Th. R
Verliebte und Galante Gedichte. Zwar, kaltes Kind! du lachſt;Allein hier laͤſt es ſich nicht ſchertzen. So viel du tremulanten machſt, So viel empfind’ ich ſtich’ im hertzen. Aria. Jm namen eines cavalier. 1. SOll ich deine bande kuͤſſen?Kleiner Amor! nein, ach nein! Nein, ach nein! an meinen fuͤßen Muͤſſen keine feſſel ſeyn. Soll ich deine bande kuͤſſen? Kleiner Amor! nein, ach nein! 2. Sclaven lauffen mit den ketten;Große ſeelen herrſchen nur: Jn den weichen wohlluſt-betten Laͤſt die großmuth keine ſpur. Sclaven lauffen mit den ketten; Große ſeelen herrſchen nur. 3. Nein! doch ja! was? edles kuͤſſenStehet auch wol Helden an: Weil man ſo die zeit verſuͤßen, Und doch ruͤhmlich leben kan. Nein! doch ja! was? edles kuͤſſen Stehet auch wol Helden an. Als Floris eine blume in ihren bu- SO gern ich auch die weichen huͤgel kuͤßte,ſen ſteckte. Die Floris ſtets vor mir verſteckt; So Hofm. w. V. Th. R
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Verliebte und Galante Gedichte.
Zwar, kaltes Kind! du lachſt;
Allein hier laͤſt es ſich nicht ſchertzen.
So viel du tremulanten machſt,
So viel empfind’ ich ſtich’ im hertzen.
Aria.
Jm namen eines cavalier.
1.
SOll ich deine bande kuͤſſen?
Kleiner Amor! nein, ach nein!
Nein, ach nein! an meinen fuͤßen
Muͤſſen keine feſſel ſeyn.
Soll ich deine bande kuͤſſen?
Kleiner Amor! nein, ach nein!
2.
Sclaven lauffen mit den ketten;
Große ſeelen herrſchen nur:
Jn den weichen wohlluſt-betten
Laͤſt die großmuth keine ſpur.
Sclaven lauffen mit den ketten;
Große ſeelen herrſchen nur.
3.
Nein! doch ja! was? edles kuͤſſen
Stehet auch wol Helden an:
Weil man ſo die zeit verſuͤßen,
Und doch ruͤhmlich leben kan.
Nein! doch ja! was? edles kuͤſſen
Stehet auch wol Helden an.
Als Floris eine blume in ihren bu-
ſen ſteckte.
SO gern ich auch die weichen huͤgel kuͤßte,
Die Floris ſtets vor mir verſteckt;
So
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Zitationshilfe: | Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/259>, abgerufen am 11.06.2024. |