Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Galante und
Jch opffre dir allein die flammen meiner kertzen,
Die auch kein geiler wind iemals verblasen kan.
Mein geist weiß sich nach dir als seinem pol zu regen,
Daran die feste treu als am magnete klebt;
Es führt mich deine hand auf meinen liebes-wegen,
Wo gar kein irrlicht-schein vor meinen augen schwebt.
Und dennoch will ein traum mir meine ruhe stöhren,
Wenn er beständigkeit mit wasser-farben mahlt;
Es darff fast, wie mich dünckt mir dieses sinnbild lehren,
Daß über lieb und lufft ein gleicher einfluß strahlt.
Mein Engel! zürne nicht, was ich dir hier geschrieben,
Das ist ein heißer trieb, den liebe zärtlich heist;
Du wirst, ich weiß gewiß, nicht deine magd betrüben,
Die dir als sclavin stets noch ihre treu erweist.
Ach Liebster! laß dich nicht von frembder schönheit blenden,
Und höre nicht so bald nach der syrenen klang;
Du kommest nimmermehr aus ihren mörder-händen
Wann deine lippen schon gekost den wermuths-tranck.
Will sie gleich immer dich mit falschem wildpret locken,
Stellt ihre listigkeit dir garn und netze auf;
So reiße dich hindurch behend und unerschrocken,
Und folge nur allein der edlen tugend lauff.
Jndessen bleibt mein hertz in keuschen schrancken stehen,
Und meine zuversicht schleust dieses zeugniß ein:
Es wird der erden-bau in stück und drümmer gehen
Als Lisimene dir, mein Damon! untreu seyn.


An Philippinen, bey der wie-
derkunfft.
DEin Damon schreibet hier, geliebte Philippine!
Der deine gunst weit mehr, als alle schätze liebt,
Du weist wohl, wie ich dich mit steter treu bediene,
Und wie mein hertze sich dir gantz zu eigen giebt.
Jch ware voller lust, als nur dein holdes blicken,
Bey meiner wiederkunfft mir in die augen fiel;
Ach!
Galante und
Jch opffre dir allein die flammen meiner kertzen,
Die auch kein geiler wind iemals verblaſen kan.
Mein geiſt weiß ſich nach dir als ſeinem pol zu regen,
Daran die feſte treu als am magnete klebt;
Es fuͤhrt mich deine hand auf meinen liebes-wegen,
Wo gar kein irrlicht-ſchein vor meinen augen ſchwebt.
Und dennoch will ein traum mir meine ruhe ſtoͤhren,
Wenn er beſtaͤndigkeit mit waſſer-farben mahlt;
Es darff faſt, wie mich duͤnckt mir dieſes ſinnbild lehren,
Daß uͤber lieb und lufft ein gleicher einfluß ſtrahlt.
Mein Engel! zuͤrne nicht, was ich dir hier geſchrieben,
Das iſt ein heißer trieb, den liebe zaͤrtlich heiſt;
Du wirſt, ich weiß gewiß, nicht deine magd betruͤben,
Die dir als ſclavin ſtets noch ihre treu erweiſt.
Ach Liebſter! laß dich nicht von frembder ſchoͤnheit blenden,
Und hoͤre nicht ſo bald nach der ſyrenen klang;
Du kommeſt nimmermehr aus ihren moͤrder-haͤnden
Wann deine lippen ſchon gekoſt den wermuths-tranck.
Will ſie gleich immer dich mit falſchem wildpret locken,
Stellt ihre liſtigkeit dir garn und netze auf;
So reiße dich hindurch behend und unerſchrocken,
Und folge nur allein der edlen tugend lauff.
Jndeſſen bleibt mein hertz in keuſchen ſchrancken ſtehen,
Und meine zuverſicht ſchleuſt dieſes zeugniß ein:
Es wird der erden-bau in ſtuͤck und druͤmmer gehen
Als Liſimene dir, mein Damon! untreu ſeyn.


An Philippinen, bey der wie-
derkunfft.
DEin Damon ſchreibet hier, geliebte Philippine!
Der deine gunſt weit mehr, als alle ſchaͤtze liebt,
Du weiſt wohl, wie ich dich mit ſteter treu bediene,
Und wie mein hertze ſich dir gantz zu eigen giebt.
Jch ware voller luſt, als nur dein holdes blicken,
Bey meiner wiederkunfft mir in die augen fiel;
Ach!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0026" n="24"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Galante und</hi> </fw><lb/>
          <l>Jch opffre dir allein die flammen meiner kertzen,</l><lb/>
          <l>Die auch kein geiler wind iemals verbla&#x017F;en kan.</l><lb/>
          <l>Mein gei&#x017F;t weiß &#x017F;ich nach dir als &#x017F;einem pol zu regen,</l><lb/>
          <l>Daran die fe&#x017F;te treu als am magnete klebt;</l><lb/>
          <l>Es fu&#x0364;hrt mich deine hand auf meinen liebes-wegen,</l><lb/>
          <l>Wo gar kein irrlicht-&#x017F;chein vor meinen augen &#x017F;chwebt.</l><lb/>
          <l>Und dennoch will ein traum mir meine ruhe &#x017F;to&#x0364;hren,</l><lb/>
          <l>Wenn er be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit mit wa&#x017F;&#x017F;er-farben mahlt;</l><lb/>
          <l>Es darff fa&#x017F;t, wie mich du&#x0364;nckt mir die&#x017F;es &#x017F;innbild lehren,</l><lb/>
          <l>Daß u&#x0364;ber lieb und lufft ein gleicher einfluß &#x017F;trahlt.</l><lb/>
          <l>Mein Engel! zu&#x0364;rne nicht, was ich dir hier ge&#x017F;chrieben,</l><lb/>
          <l>Das i&#x017F;t ein heißer trieb, den liebe za&#x0364;rtlich hei&#x017F;t;</l><lb/>
          <l>Du wir&#x017F;t, ich weiß gewiß, nicht deine magd betru&#x0364;ben,</l><lb/>
          <l>Die dir als &#x017F;clavin &#x017F;tets noch ihre treu erwei&#x017F;t.</l><lb/>
          <l>Ach Lieb&#x017F;ter! laß dich nicht von frembder &#x017F;cho&#x0364;nheit blenden,</l><lb/>
          <l>Und ho&#x0364;re nicht &#x017F;o bald nach der &#x017F;yrenen klang;</l><lb/>
          <l>Du komme&#x017F;t nimmermehr aus ihren mo&#x0364;rder-ha&#x0364;nden</l><lb/>
          <l>Wann deine lippen &#x017F;chon geko&#x017F;t den wermuths-tranck.</l><lb/>
          <l>Will &#x017F;ie gleich immer dich mit fal&#x017F;chem wildpret locken,</l><lb/>
          <l>Stellt ihre li&#x017F;tigkeit dir garn und netze auf;</l><lb/>
          <l>So reiße dich hindurch behend und uner&#x017F;chrocken,</l><lb/>
          <l>Und folge nur allein der edlen tugend lauff.</l><lb/>
          <l>Jnde&#x017F;&#x017F;en bleibt mein hertz in keu&#x017F;chen &#x017F;chrancken &#x017F;tehen,</l><lb/>
          <l>Und meine zuver&#x017F;icht &#x017F;chleu&#x017F;t die&#x017F;es zeugniß ein:</l><lb/>
          <l>Es wird der erden-bau in &#x017F;tu&#x0364;ck und dru&#x0364;mmer gehen</l><lb/>
          <l>Als Li&#x017F;imene dir, mein Damon! untreu &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">An Philippinen, bey der wie-<lb/>
derkunfft.</hi> </hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>Ein Damon &#x017F;chreibet hier, geliebte Philippine!</l><lb/>
          <l>Der deine gun&#x017F;t weit mehr, als alle &#x017F;cha&#x0364;tze liebt,</l><lb/>
          <l>Du wei&#x017F;t wohl, wie ich dich mit &#x017F;teter treu bediene,</l><lb/>
          <l>Und wie mein hertze &#x017F;ich dir gantz zu eigen giebt.</l><lb/>
          <l>Jch ware voller lu&#x017F;t, als nur dein holdes blicken,</l><lb/>
          <l>Bey meiner wiederkunfft mir in die augen fiel;</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ach!</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0026] Galante und Jch opffre dir allein die flammen meiner kertzen, Die auch kein geiler wind iemals verblaſen kan. Mein geiſt weiß ſich nach dir als ſeinem pol zu regen, Daran die feſte treu als am magnete klebt; Es fuͤhrt mich deine hand auf meinen liebes-wegen, Wo gar kein irrlicht-ſchein vor meinen augen ſchwebt. Und dennoch will ein traum mir meine ruhe ſtoͤhren, Wenn er beſtaͤndigkeit mit waſſer-farben mahlt; Es darff faſt, wie mich duͤnckt mir dieſes ſinnbild lehren, Daß uͤber lieb und lufft ein gleicher einfluß ſtrahlt. Mein Engel! zuͤrne nicht, was ich dir hier geſchrieben, Das iſt ein heißer trieb, den liebe zaͤrtlich heiſt; Du wirſt, ich weiß gewiß, nicht deine magd betruͤben, Die dir als ſclavin ſtets noch ihre treu erweiſt. Ach Liebſter! laß dich nicht von frembder ſchoͤnheit blenden, Und hoͤre nicht ſo bald nach der ſyrenen klang; Du kommeſt nimmermehr aus ihren moͤrder-haͤnden Wann deine lippen ſchon gekoſt den wermuths-tranck. Will ſie gleich immer dich mit falſchem wildpret locken, Stellt ihre liſtigkeit dir garn und netze auf; So reiße dich hindurch behend und unerſchrocken, Und folge nur allein der edlen tugend lauff. Jndeſſen bleibt mein hertz in keuſchen ſchrancken ſtehen, Und meine zuverſicht ſchleuſt dieſes zeugniß ein: Es wird der erden-bau in ſtuͤck und druͤmmer gehen Als Liſimene dir, mein Damon! untreu ſeyn. An Philippinen, bey der wie- derkunfft. DEin Damon ſchreibet hier, geliebte Philippine! Der deine gunſt weit mehr, als alle ſchaͤtze liebt, Du weiſt wohl, wie ich dich mit ſteter treu bediene, Und wie mein hertze ſich dir gantz zu eigen giebt. Jch ware voller luſt, als nur dein holdes blicken, Bey meiner wiederkunfft mir in die augen fiel; Ach!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/26
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/26>, abgerufen am 21.11.2024.