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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Leanders aus Schlesien
Von vielen worten wird die seele nicht vergnügt;
Es muß des Geistes krafft das hertze freudig machen.
Darum, wer JEsum tief in sein gemüthe drückt,
Und ihn im glauben liebt, der wird gewiß erqvickt.

5.
Wer große dinge weiß, soll einst ein urtheil hören,
Das unerträglich ist, wofern er übel lebt,
Und nicht das, was er weiß, auch auszuüben strebt,
Drum überhebe dich nicht wegen hoher lehren,
Und großer wissenschafft. Mein! folge meinem rath
Und fürchte GOtt, der dir so viel vertrauet hat.
6.
Bringt dir der Satan bey: Du habest mehr vergessen,
Als Salomo gewußt; so wiß', es ist noch viel,
Was GOtt vor dir verbirgt, und andern sagen will.
Du kanst die wissenschafft doch nicht alleine fressen.
Drum sey nicht allzuklug, bekenne vielmehr frey:
Daß deine gantze kunst vor GOtt nur thorheit sey.
7.
Ja warum machest du aus andern idioten?
Kennst du denn dich und sie? o unberathner thor!
Zeuch dich dem nächsten nicht so gar verwegen vor.
Willst du recht weise seyn, so zeuch nach den geboten,
So GOttes weisheit giebt, die stoltzen segel ein,
Und lern' in niedrigkeit still und verborgen seyn.
8.
Nichts ist erbaulicher, als sich rechtschaffen kennen.
Wer seinen nächsten hoch, sich selbst vor gar nichts hält,
Und ob sein bruder gleich in schwere sünden fällt,
Sich doch nicht besser schätzt, den kan man weise nennen.
Drum wenn du auch schon siehst, daß ieder fallen kan,
So siehe dennoch dich stets vor den schwächsten an.
Das

Leanders aus Schleſien
Von vielen worten wird die ſeele nicht vergnuͤgt;
Es muß des Geiſtes krafft das hertze freudig machen.
Darum, wer JEſum tief in ſein gemuͤthe druͤckt,
Und ihn im glauben liebt, der wird gewiß erqvickt.

5.
Wer große dinge weiß, ſoll einſt ein urtheil hoͤren,
Das unertraͤglich iſt, wofern er uͤbel lebt,
Und nicht das, was er weiß, auch auszuuͤben ſtrebt,
Drum uͤberhebe dich nicht wegen hoher lehren,
Und großer wiſſenſchafft. Mein! folge meinem rath
Und fuͤrchte GOtt, der dir ſo viel vertrauet hat.
6.
Bringt dir der Satan bey: Du habeſt mehr vergeſſen,
Als Salomo gewußt; ſo wiß’, es iſt noch viel,
Was GOtt vor dir verbirgt, und andern ſagen will.
Du kanſt die wiſſenſchafft doch nicht alleine freſſen.
Drum ſey nicht allzuklug, bekenne vielmehr frey:
Daß deine gantze kunſt vor GOtt nur thorheit ſey.
7.
Ja warum macheſt du aus andern idioten?
Kennſt du denn dich und ſie? o unberathner thor!
Zeuch dich dem naͤchſten nicht ſo gar verwegen vor.
Willſt du recht weiſe ſeyn, ſo zeuch nach den geboten,
So GOttes weisheit giebt, die ſtoltzen ſegel ein,
Und lern’ in niedrigkeit ſtill und verborgen ſeyn.
8.
Nichts iſt erbaulicher, als ſich rechtſchaffen kennen.
Wer ſeinen naͤchſten hoch, ſich ſelbſt vor gar nichts haͤlt,
Und ob ſein bruder gleich in ſchwere ſuͤnden faͤllt,
Sich doch nicht beſſer ſchaͤtzt, den kan man weiſe nennen.
Drum wenn du auch ſchon ſiehſt, daß ieder fallen kan,
So ſiehe dennoch dich ſtets vor den ſchwaͤchſten an.
Das
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[276/0278] Leanders aus Schleſien Von vielen worten wird die ſeele nicht vergnuͤgt; Es muß des Geiſtes krafft das hertze freudig machen. Darum, wer JEſum tief in ſein gemuͤthe druͤckt, Und ihn im glauben liebt, der wird gewiß erqvickt. 5. Wer große dinge weiß, ſoll einſt ein urtheil hoͤren, Das unertraͤglich iſt, wofern er uͤbel lebt, Und nicht das, was er weiß, auch auszuuͤben ſtrebt, Drum uͤberhebe dich nicht wegen hoher lehren, Und großer wiſſenſchafft. Mein! folge meinem rath Und fuͤrchte GOtt, der dir ſo viel vertrauet hat. 6. Bringt dir der Satan bey: Du habeſt mehr vergeſſen, Als Salomo gewußt; ſo wiß’, es iſt noch viel, Was GOtt vor dir verbirgt, und andern ſagen will. Du kanſt die wiſſenſchafft doch nicht alleine freſſen. Drum ſey nicht allzuklug, bekenne vielmehr frey: Daß deine gantze kunſt vor GOtt nur thorheit ſey. 7. Ja warum macheſt du aus andern idioten? Kennſt du denn dich und ſie? o unberathner thor! Zeuch dich dem naͤchſten nicht ſo gar verwegen vor. Willſt du recht weiſe ſeyn, ſo zeuch nach den geboten, So GOttes weisheit giebt, die ſtoltzen ſegel ein, Und lern’ in niedrigkeit ſtill und verborgen ſeyn. 8. Nichts iſt erbaulicher, als ſich rechtſchaffen kennen. Wer ſeinen naͤchſten hoch, ſich ſelbſt vor gar nichts haͤlt, Und ob ſein bruder gleich in ſchwere ſuͤnden faͤllt, Sich doch nicht beſſer ſchaͤtzt, den kan man weiſe nennen. Drum wenn du auch ſchon ſiehſt, daß ieder fallen kan, So ſiehe dennoch dich ſtets vor den ſchwaͤchſten an. Das

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/278>, abgerufen am 23.11.2024.