Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Deinen mund einmal zu küssen,
Soll mir meinen tod versüssen,
Sterb ich nur in deiner gunst!


Sinn-Gedichte.
Uber ihr Himmel-Bette.

C. H.
HJer hat die Delie den himmel auf der erden,
Hier ruhet die, die mir viel unruh macht:
Hier schläfet die/ um die mein geist stets wacht,
Und träumet, unbesorgt, daß ich zum schatten werde;
Hier lieget die, vor der mein hertze liegt,
Und athmet, daß in sie ein hauffen seuffzer fliegt;
Ach athmete sie doch davon die meinen ein!
So könt' ich sehr beglückt durch diesen himmel seyn
Ach wer doch nur, du leichtes decke-bette!
Ein eintzigmal dein amt hier zu verwalten hätte!
Es möchte zwar in diesem himmel ein finsternis davon entstehn/
Wenn ich, als mond, o Sonne! dir das * mittel gantz bedeckte,
Hingegen würd' es mir weit besser als tausend andern buhlern
gehn,
Weil ich alsdenn im himmel-bette, und auch zugleich im himmel
steckte.


Als Delie einen brief zwischen
ihre brüste steckte.

C. H.
JSt hier die cantzeley?
Verwahrt man denn die briefe bey den brüsten?
Ach! gieb mir auch ein amt hierbey,
Und mache mich zu deinem cancelisten.
O daß
* Eclipsis annularis.
Sinn-Gedichte.
Deinen mund einmal zu kuͤſſen,
Soll mir meinen tod verſuͤſſen,
Sterb ich nur in deiner gunſt!


Sinn-Gedichte.
Uber ihr Himmel-Bette.

C. H.
HJer hat die Delie den himmel auf der erden,
Hier ruhet die, die mir viel unruh macht:
Hier ſchlaͤfet die/ um die mein geiſt ſtets wacht,
Und traͤumet, unbeſorgt, daß ich zum ſchatten werde;
Hier lieget die, vor der mein hertze liegt,
Und athmet, daß in ſie ein hauffen ſeuffzer fliegt;
Ach athmete ſie doch davon die meinen ein!
So koͤnt’ ich ſehr begluͤckt durch dieſen himmel ſeyn
Ach wer doch nur, du leichtes decke-bette!
Ein eintzigmal dein amt hier zu verwalten haͤtte!
Es moͤchte zwar in dieſem himmel ein finſternis davon entſtehn/
Wenn ich, als mond, o Sonne! dir das * mittel gantz bedeckte,
Hingegen wuͤrd’ es mir weit beſſer als tauſend andern buhlern
gehn,
Weil ich alsdenn im himmel-bette, und auch zugleich im himmel
ſteckte.


Als Delie einen brief zwiſchen
ihre bruͤſte ſteckte.

C. H.
JSt hier die cantzeley?
Verwahrt man denn die briefe bey den bruͤſten?
Ach! gieb mir auch ein amt hierbey,
Und mache mich zu deinem canceliſten.
O daß
* Eclipſis annularis.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0042" n="40"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="9">
            <l>Deinen mund einmal zu ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Soll mir meinen tod ver&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Sterb ich nur in deiner gun&#x017F;t!</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g"><hi rendition="#in">S</hi>inn-<hi rendition="#in">G</hi>edichte.</hi><lb/>
Uber ihr Himmel-Bette.</hi><lb/>
C. H.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">H</hi>Jer hat die Delie den himmel auf der erden,</l><lb/>
          <l>Hier ruhet die, die mir viel unruh macht:</l><lb/>
          <l>Hier &#x017F;chla&#x0364;fet die/ um die mein gei&#x017F;t &#x017F;tets wacht,</l><lb/>
          <l>Und tra&#x0364;umet, unbe&#x017F;orgt, daß ich zum &#x017F;chatten werde;</l><lb/>
          <l>Hier lieget die, vor der mein hertze liegt,</l><lb/>
          <l>Und athmet, daß in &#x017F;ie ein hauffen &#x017F;euffzer fliegt;</l><lb/>
          <l>Ach athmete &#x017F;ie doch davon die meinen ein!</l><lb/>
          <l>So ko&#x0364;nt&#x2019; ich &#x017F;ehr beglu&#x0364;ckt durch die&#x017F;en himmel &#x017F;eyn</l><lb/>
          <l>Ach wer doch nur, du leichtes decke-bette!</l><lb/>
          <l>Ein eintzigmal dein amt hier zu verwalten ha&#x0364;tte!</l><lb/>
          <l>Es mo&#x0364;chte zwar in die&#x017F;em himmel ein fin&#x017F;ternis davon ent&#x017F;tehn/</l><lb/>
          <l>Wenn ich, als mond, o Sonne! dir das <note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">Eclip&#x017F;is annularis.</hi></note> mittel gantz bedeckte,</l><lb/>
          <l>Hingegen wu&#x0364;rd&#x2019; es mir weit be&#x017F;&#x017F;er als tau&#x017F;end andern buhlern</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">gehn,</hi> </l><lb/>
          <l>Weil ich alsdenn im himmel-bette, und auch zugleich im himmel</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;teckte.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Als Delie einen brief zwi&#x017F;chen<lb/>
ihre bru&#x0364;&#x017F;te &#x017F;teckte.</hi><lb/>
C. H.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">J</hi>St hier die cantzeley?</l><lb/>
          <l>Verwahrt man denn die briefe bey den bru&#x0364;&#x017F;ten?</l><lb/>
          <l>Ach! gieb mir auch ein amt hierbey,</l><lb/>
          <l>Und mache mich zu deinem canceli&#x017F;ten.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">O daß</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0042] Sinn-Gedichte. Deinen mund einmal zu kuͤſſen, Soll mir meinen tod verſuͤſſen, Sterb ich nur in deiner gunſt! Sinn-Gedichte. Uber ihr Himmel-Bette. C. H. HJer hat die Delie den himmel auf der erden, Hier ruhet die, die mir viel unruh macht: Hier ſchlaͤfet die/ um die mein geiſt ſtets wacht, Und traͤumet, unbeſorgt, daß ich zum ſchatten werde; Hier lieget die, vor der mein hertze liegt, Und athmet, daß in ſie ein hauffen ſeuffzer fliegt; Ach athmete ſie doch davon die meinen ein! So koͤnt’ ich ſehr begluͤckt durch dieſen himmel ſeyn Ach wer doch nur, du leichtes decke-bette! Ein eintzigmal dein amt hier zu verwalten haͤtte! Es moͤchte zwar in dieſem himmel ein finſternis davon entſtehn/ Wenn ich, als mond, o Sonne! dir das * mittel gantz bedeckte, Hingegen wuͤrd’ es mir weit beſſer als tauſend andern buhlern gehn, Weil ich alsdenn im himmel-bette, und auch zugleich im himmel ſteckte. Als Delie einen brief zwiſchen ihre bruͤſte ſteckte. C. H. JSt hier die cantzeley? Verwahrt man denn die briefe bey den bruͤſten? Ach! gieb mir auch ein amt hierbey, Und mache mich zu deinem canceliſten. O daß * Eclipſis annularis.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/42
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/42>, abgerufen am 21.11.2024.