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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Hochzeit-Gedichte.
Recept wider die liebe.
JHr liebsten jungfern, ihr, so euch das liebes-sieber
Verzehrt den zarten leib, erschüttert alle glieder,
Mein! nehmt doch diß recept, das ich aus schuldigkeit,
Als ein bewährter artzt euch habe zubereit.
Ein stirnblat wird fürwahr den schmertzen wenig stillen,
Kein sälbgen auf den schlaf wird euren wunsch erfüllen:
Nehmt eine mandel halb, und zwar das fördertheil,
Das ist ein gut recept, und macht die wunden heil.
So welche unter euch die cur nicht lassen gelten,
Und die probate kunst vor eitle possen schelten,
So wird sich bald die braut selbst meiner nehmen an,
Fragt sie nur morgen früh, was es bey ihr gethan?


Der doppelte frühling,
Bey der doppelt-glücklichen
Albert-Sittichischen und Albert-
Güntherischen hochzeit,

Entworffen von einem Schlesier.
DJe erd ist doch des himmels seine braut;
Die schmückt er itzt mit blumen statt der seide;
Was Ost und West sonst theures in sich schaut,
Das steht beschämt vor diesem wunder-kleide.
Pösnien entfärben den rubin,
Der perlen schnee weicht gerne den nareissen,
Der hiacint sticht jeden türckis hin,
Der ametist hat feilgen nachgehn müssen.
Das schlechte graß ist mit smaragd beleget,
Kein purpur führt des amaranthen licht,
Was künstliches Cathaja stickt und träget,
Erreicht die kunst der tulipanen nicht.
Zum zeugnisse, wie er sich müsse sehnen,
Wenn seine braut in diesem schmucke lacht;
So ist gewiß, daß er die liebes-thränen,
Den feuchten thau zu diamanten macht.
O schö-
Hochzeit-Gedichte.
Recept wider die liebe.
JHr liebſten jungfern, ihr, ſo euch das liebes-ſieber
Verzehrt den zarten leib, erſchuͤttert alle glieder,
Mein! nehmt doch diß recept, das ich aus ſchuldigkeit,
Als ein bewaͤhrter artzt euch habe zubereit.
Ein ſtirnblat wird fuͤrwahr den ſchmertzen wenig ſtillen,
Kein ſaͤlbgen auf den ſchlaf wird euren wunſch erfuͤllen:
Nehmt eine mandel halb, und zwar das foͤrdertheil,
Das iſt ein gut recept, und macht die wunden heil.
So welche unter euch die cur nicht laſſen gelten,
Und die probate kunſt vor eitle poſſen ſchelten,
So wird ſich bald die braut ſelbſt meiner nehmen an,
Fragt ſie nur morgen fruͤh, was es bey ihr gethan?


Der doppelte fruͤhling,
Bey der doppelt-gluͤcklichen
Albert-Sittichiſchen und Albert-
Guͤntheriſchen hochzeit,

Entworffen von einem Schleſier.
DJe erd iſt doch des himmels ſeine braut;
Die ſchmuͤckt er itzt mit blumen ſtatt der ſeide;
Was Oſt und Weſt ſonſt theures in ſich ſchaut,
Das ſteht beſchaͤmt vor dieſem wunder-kleide.
Poͤsnien entfaͤrben den rubin,
Der perlen ſchnee weicht gerne den nareiſſen,
Der hiacint ſticht jeden tuͤrckis hin,
Der ametiſt hat feilgen nachgehn muͤſſen.
Das ſchlechte graß iſt mit ſmaragd beleget,
Kein purpur fuͤhrt des amaranthen licht,
Was kuͤnſtliches Cathaja ſtickt und traͤget,
Erreicht die kunſt der tulipanen nicht.
Zum zeugniſſe, wie er ſich muͤſſe ſehnen,
Wenn ſeine braut in dieſem ſchmucke lacht;
So iſt gewiß, daß er die liebes-thraͤnen,
Den feuchten thau zu diamanten macht.
O ſchoͤ-
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[73/0075] Hochzeit-Gedichte. Recept wider die liebe. JHr liebſten jungfern, ihr, ſo euch das liebes-ſieber Verzehrt den zarten leib, erſchuͤttert alle glieder, Mein! nehmt doch diß recept, das ich aus ſchuldigkeit, Als ein bewaͤhrter artzt euch habe zubereit. Ein ſtirnblat wird fuͤrwahr den ſchmertzen wenig ſtillen, Kein ſaͤlbgen auf den ſchlaf wird euren wunſch erfuͤllen: Nehmt eine mandel halb, und zwar das foͤrdertheil, Das iſt ein gut recept, und macht die wunden heil. So welche unter euch die cur nicht laſſen gelten, Und die probate kunſt vor eitle poſſen ſchelten, So wird ſich bald die braut ſelbſt meiner nehmen an, Fragt ſie nur morgen fruͤh, was es bey ihr gethan? Der doppelte fruͤhling, Bey der doppelt-gluͤcklichen Albert-Sittichiſchen und Albert- Guͤntheriſchen hochzeit, Entworffen von einem Schleſier. DJe erd iſt doch des himmels ſeine braut; Die ſchmuͤckt er itzt mit blumen ſtatt der ſeide; Was Oſt und Weſt ſonſt theures in ſich ſchaut, Das ſteht beſchaͤmt vor dieſem wunder-kleide. Poͤsnien entfaͤrben den rubin, Der perlen ſchnee weicht gerne den nareiſſen, Der hiacint ſticht jeden tuͤrckis hin, Der ametiſt hat feilgen nachgehn muͤſſen. Das ſchlechte graß iſt mit ſmaragd beleget, Kein purpur fuͤhrt des amaranthen licht, Was kuͤnſtliches Cathaja ſtickt und traͤget, Erreicht die kunſt der tulipanen nicht. Zum zeugniſſe, wie er ſich muͤſſe ſehnen, Wenn ſeine braut in dieſem ſchmucke lacht; So iſt gewiß, daß er die liebes-thraͤnen, Den feuchten thau zu diamanten macht. O ſchoͤ-

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/75>, abgerufen am 04.12.2024.