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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Hochzeit-Gedichte.
Daß meine flammen auch auf kalten eiße lachen:
Komm, kleiner Cypripor! führ die gefangnen ein!
Hier schlug sich von sich selbst ein göldner riegel loß,
Die pforten schimmerten von jaspis und rubinen,
Jch sah nichts als smaragd um alle schlösser grünen
Und wie der gantze saal mit frischem nectar floß.
Da trat das kleine kind mit seinen sclaven ein:
Er führte sie bestrickt mit carmesiner seiden,
Sich selbsten hatte er in purpur lassen kleiden,
Um auch der tugend nicht mehr unbeliebt zu seyn.
Seht, sprach er, wie das feur der adern kälte schwächt:
Dein donner, Jupiter! muß endlich doch verstreichen:
Dein eifer, starcker Mars! muß mit der arch erbleichen;
Drum gebt, ihr götter! mir und meiner mutter recht.
Denn diese flamme muß in ewigkeit bestehn.
Eh soll der himmel sich in fels und stein verkehren,
Eh soll das tiegerthier ein schwaches lamm gebähren,
Als meine liebes-glut von winden untergehn.
Der gantze himmel fiel der großen Venus bey,
Sie fiengen sämtlich an mit eintracht zu bekennen:
Daß ihre funcken mehr als alle blitzen brennen,
Und daß ihr sonnenschein stets unverlöschlich sey.
Jch aber ward durch sie, Geehrte! fast erschreckt,
Denn als dem Bräutigam die masque loßgerissen,
Und ich begierig war den namen auch zu wissen,
Da ward herr R - - - er und seine braut entdeckt.
Wie! dacht ich bey mir selbst; wie kan es möglich seyn?
Wer hat euch, Liebste! doch die ketten umgeschlossen?
Welch stern hat eurer brust die regung eingegossen?
Und welcher himmel flößt euch diesen nectar ein?
Der tummel aber schloß den sinnen ihren lauff:
Denn Jupiter ließ kaum die freuden-donner wettern,
Mars seine bomben kaum die dicke lufft zerschmettern,
Da brach mir schon der tag die müden augen auf.
Und da erkannt' ich erst die blinde phantasey;
Was aber phantasey? die nacht war kaum vergangen,
Die wolcken hatten kaum beperlten schein gefangen;
Da fiel ihr werther brief schon meinem traume bey.
Mein
F 4
Hochzeit-Gedichte.
Daß meine flammen auch auf kalten eiße lachen:
Komm, kleiner Cypripor! fuͤhr die gefangnen ein!
Hier ſchlug ſich von ſich ſelbſt ein goͤldner riegel loß,
Die pforten ſchimmerten von jaſpis und rubinen,
Jch ſah nichts als ſmaragd um alle ſchloͤſſer gruͤnen
Und wie der gantze ſaal mit friſchem nectar floß.
Da trat das kleine kind mit ſeinen ſclaven ein:
Er fuͤhrte ſie beſtrickt mit carmeſiner ſeiden,
Sich ſelbſten hatte er in purpur laſſen kleiden,
Um auch der tugend nicht mehr unbeliebt zu ſeyn.
Seht, ſprach er, wie das feur der adern kaͤlte ſchwaͤcht:
Dein donner, Jupiter! muß endlich doch verſtreichen:
Dein eifer, ſtarcker Mars! muß mit der arch erbleichen;
Drum gebt, ihr goͤtter! mir und meiner mutter recht.
Denn dieſe flamme muß in ewigkeit beſtehn.
Eh ſoll der himmel ſich in fels und ſtein verkehren,
Eh ſoll das tiegerthier ein ſchwaches lamm gebaͤhren,
Als meine liebes-glut von winden untergehn.
Der gantze himmel fiel der großen Venus bey,
Sie fiengen ſaͤmtlich an mit eintracht zu bekennen:
Daß ihre funcken mehr als alle blitzen brennen,
Und daß ihr ſonnenſchein ſtets unverloͤſchlich ſey.
Jch aber ward durch ſie, Geehrte! faſt erſchreckt,
Denn als dem Braͤutigam die maſque loßgeriſſen,
Und ich begierig war den namen auch zu wiſſen,
Da ward herr R ‒ ‒ ‒ er und ſeine braut entdeckt.
Wie! dacht ich bey mir ſelbſt; wie kan es moͤglich ſeyn?
Wer hat euch, Liebſte! doch die ketten umgeſchloſſen?
Welch ſtern hat eurer bruſt die regung eingegoſſen?
Und welcher himmel floͤßt euch dieſen nectar ein?
Der tummel aber ſchloß den ſinnen ihren lauff:
Denn Jupiter ließ kaum die freuden-donner wettern,
Mars ſeine bomben kaum die dicke lufft zerſchmettern,
Da brach mir ſchon der tag die muͤden augen auf.
Und da erkannt’ ich erſt die blinde phantaſey;
Was aber phantaſey? die nacht war kaum vergangen,
Die wolcken hatten kaum beperlten ſchein gefangen;
Da fiel ihr werther brief ſchon meinem traume bey.
Mein
F 4
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[87/0089] Hochzeit-Gedichte. Daß meine flammen auch auf kalten eiße lachen: Komm, kleiner Cypripor! fuͤhr die gefangnen ein! Hier ſchlug ſich von ſich ſelbſt ein goͤldner riegel loß, Die pforten ſchimmerten von jaſpis und rubinen, Jch ſah nichts als ſmaragd um alle ſchloͤſſer gruͤnen Und wie der gantze ſaal mit friſchem nectar floß. Da trat das kleine kind mit ſeinen ſclaven ein: Er fuͤhrte ſie beſtrickt mit carmeſiner ſeiden, Sich ſelbſten hatte er in purpur laſſen kleiden, Um auch der tugend nicht mehr unbeliebt zu ſeyn. Seht, ſprach er, wie das feur der adern kaͤlte ſchwaͤcht: Dein donner, Jupiter! muß endlich doch verſtreichen: Dein eifer, ſtarcker Mars! muß mit der arch erbleichen; Drum gebt, ihr goͤtter! mir und meiner mutter recht. Denn dieſe flamme muß in ewigkeit beſtehn. Eh ſoll der himmel ſich in fels und ſtein verkehren, Eh ſoll das tiegerthier ein ſchwaches lamm gebaͤhren, Als meine liebes-glut von winden untergehn. Der gantze himmel fiel der großen Venus bey, Sie fiengen ſaͤmtlich an mit eintracht zu bekennen: Daß ihre funcken mehr als alle blitzen brennen, Und daß ihr ſonnenſchein ſtets unverloͤſchlich ſey. Jch aber ward durch ſie, Geehrte! faſt erſchreckt, Denn als dem Braͤutigam die maſque loßgeriſſen, Und ich begierig war den namen auch zu wiſſen, Da ward herr R ‒ ‒ ‒ er und ſeine braut entdeckt. Wie! dacht ich bey mir ſelbſt; wie kan es moͤglich ſeyn? Wer hat euch, Liebſte! doch die ketten umgeſchloſſen? Welch ſtern hat eurer bruſt die regung eingegoſſen? Und welcher himmel floͤßt euch dieſen nectar ein? Der tummel aber ſchloß den ſinnen ihren lauff: Denn Jupiter ließ kaum die freuden-donner wettern, Mars ſeine bomben kaum die dicke lufft zerſchmettern, Da brach mir ſchon der tag die muͤden augen auf. Und da erkannt’ ich erſt die blinde phantaſey; Was aber phantaſey? die nacht war kaum vergangen, Die wolcken hatten kaum beperlten ſchein gefangen; Da fiel ihr werther brief ſchon meinem traume bey. Mein F 4

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/89>, abgerufen am 04.12.2024.