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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Hochzeit-Getichte.

Sie schmückete das zelt mit lauter rosen-betten:
"Komm, rief sie, tapfrer printz! komm, nimm die süsse ruh!
"Louise wird dein haupt in ihrem schose wiegen,
"Und dein entflammtes hertz mit tausend lust vergnügen.



Als dieses und noch mehr die liebe hier gethan,
So eilete sie fort, ihr angenehmes wesen
An andern höfen auch den printzen vorzulesen.
Vornehmlich setzte sie nach Oestreich ihre bahn:
"Dort, sprach sie, muß mein mund den theuren Joseph preisen,
"Die liebe will ihm schon verneute früchte weisen.


Doch da sie nun der weg nach seinem throne trug,
Fand sie in Schlesien ein dorff im thale liegen;
Ein schall und wohl-geruch, so durch die lüffte stiegen,
Ergetzten ihren geist, und hemmten ihren flug,
Daß sie sich allgemach in diese gegend wagte,
Und nach beschaffenheit desselben ortes fragte.


Man gab ihr den bericht: "Hier ist ein kleines land,
"Aus dem was grosses kam vor jenen langen jahren,
"Hier herrschten edele, auch die von fürsten waren,
"Ja hier regieret noch ein hochgebohrner stand,
"Wo Artemisia Mausolens asche netzet,
"Und ihm auf seine grufft den ehren-tempel setzet.


Die liebe war erfreut, und wünschte diß dabey:
"Es wachse dieses haus befreyt von leid und neide!
"Was aber, fragte sie, bedeutet diese freude?
Die antwort fiel darauf: Herr Wagner, dessen treu
Bey dieser herrschafft ihn zu einem Joseph setzet,
Wird heute diesen tag durch eine braut ergetzet.


"Wohlan! versetzte sie, diß ist, was mich vergnügt;
"Apollo kennet ihn, und die ihm ist gewogen,
Die

Hochzeit-Getichte.

Sie ſchmuͤckete das zelt mit lauter roſen-betten:
“Komm, rief ſie, tapfrer printz! komm, nimm die ſuͤſſe ruh!
„Louiſe wird dein haupt in ihrem ſchoſe wiegen,
„Und dein entflammtes hertz mit tauſend luſt vergnuͤgen.



Als dieſes und noch mehr die liebe hier gethan,
So eilete ſie fort, ihr angenehmes weſen
An andern hoͤfen auch den printzen vorzuleſen.
Vornehmlich ſetzte ſie nach Oeſtreich ihre bahn:
“Dort, ſprach ſie, muß mein mund den theuren Joſeph preiſen,
„Die liebe will ihm ſchon verneute fruͤchte weiſen.


Doch da ſie nun der weg nach ſeinem throne trug,
Fand ſie in Schleſien ein dorff im thale liegen;
Ein ſchall und wohl-geruch, ſo durch die luͤffte ſtiegen,
Ergetzten ihren geiſt, und hemmten ihren flug,
Daß ſie ſich allgemach in dieſe gegend wagte,
Und nach beſchaffenheit deſſelben ortes fragte.


Man gab ihr den bericht: “Hier iſt ein kleines land,
„Aus dem was groſſes kam vor jenen langen jahren,
„Hier herꝛſchten edele, auch die von fuͤrſten waren,
„Ja hier regieret noch ein hochgebohrner ſtand,
„Wo Artemiſia Mauſolens aſche netzet,
„Und ihm auf ſeine grufft den ehren-tempel ſetzet.


Die liebe war erfreut, und wuͤnſchte diß dabey:
“Es wachſe dieſes haus befreyt von leid und neide!
„Was aber, fragte ſie, bedeutet dieſe freude?
Die antwort fiel darauf: Herꝛ Wagner, deſſen treu
Bey dieſer herꝛſchafft ihn zu einem Joſeph ſetzet,
Wird heute dieſen tag durch eine braut ergetzet.


“Wohlan! verſetzte ſie, diß iſt, was mich vergnuͤgt;
„Apollo kennet ihn, und die ihm iſt gewogen,
Die
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[139/0163] Hochzeit-Getichte. Sie ſchmuͤckete das zelt mit lauter roſen-betten: “Komm, rief ſie, tapfrer printz! komm, nimm die ſuͤſſe ruh! „Louiſe wird dein haupt in ihrem ſchoſe wiegen, „Und dein entflammtes hertz mit tauſend luſt vergnuͤgen. Als dieſes und noch mehr die liebe hier gethan, So eilete ſie fort, ihr angenehmes weſen An andern hoͤfen auch den printzen vorzuleſen. Vornehmlich ſetzte ſie nach Oeſtreich ihre bahn: “Dort, ſprach ſie, muß mein mund den theuren Joſeph preiſen, „Die liebe will ihm ſchon verneute fruͤchte weiſen. Doch da ſie nun der weg nach ſeinem throne trug, Fand ſie in Schleſien ein dorff im thale liegen; Ein ſchall und wohl-geruch, ſo durch die luͤffte ſtiegen, Ergetzten ihren geiſt, und hemmten ihren flug, Daß ſie ſich allgemach in dieſe gegend wagte, Und nach beſchaffenheit deſſelben ortes fragte. Man gab ihr den bericht: “Hier iſt ein kleines land, „Aus dem was groſſes kam vor jenen langen jahren, „Hier herꝛſchten edele, auch die von fuͤrſten waren, „Ja hier regieret noch ein hochgebohrner ſtand, „Wo Artemiſia Mauſolens aſche netzet, „Und ihm auf ſeine grufft den ehren-tempel ſetzet. Die liebe war erfreut, und wuͤnſchte diß dabey: “Es wachſe dieſes haus befreyt von leid und neide! „Was aber, fragte ſie, bedeutet dieſe freude? Die antwort fiel darauf: Herꝛ Wagner, deſſen treu Bey dieſer herꝛſchafft ihn zu einem Joſeph ſetzet, Wird heute dieſen tag durch eine braut ergetzet. “Wohlan! verſetzte ſie, diß iſt, was mich vergnuͤgt; „Apollo kennet ihn, und die ihm iſt gewogen, Die

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/163>, abgerufen am 24.11.2024.