Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Hochzeit-Getichte. Seyd sicher, daß ihr hier den quell des glückes findet,Und in so edler eh das paradies erkiest; Denn wahre liebe wird stets diesen ruhm behalten, Daß sie der rechte port vergnügter seelen sey. Des Höchsten gnade läßt ihr feuer nicht erkalten, Die tugend macht ihr haus von allem tadel frey. Sie übernimmt sich nicht; Sie weiß wohl, daß die hitze, Die keinen zügel hat, in das verderben rennt. Sie küßt nur, was ihr gleicht; Denn gleichheit ist die stütze, Darauf sie sicher ruht, und keinen wechsel kennt. Sie ist nicht ungetreu; Sie folget dem magnete, Und bleibet unverrückt bey ihrem pole stehn. Sie sieht auf keine pracht; Denn stoltz ist ein comete, Der denen nur gefällt, die bald zu grunde gehn. Sie sieht nicht blos auf geld; Stößt aber das gelücke Doch nicht mit füssen weg. Man lernt erst, eh man freyt, Wovon man leben kan. Wer klug ist, denckt zurücke, Und auf das künfftige, damit ihn nichts gereut. Die liebe zörnet nicht; Sie ist nicht unbedächtig; Ein tugendhafftes paar lebt sonder eyfersucht. Sie übereilt sich nicht; Sie wird erst klug und mächtig, Damit das alter nicht die frühe gluth verflucht. Die liebe geitzet nicht; Sie thut ihr was zu gute, Hängt aber doch dabey nicht der verschwendung nach. Sie faßt sich in geduld, und bleibt bey frischem muthe, Vertraut dem höchsten GOtt, und scheut kein ungemach. Diß ist, geehrtstes paar! der abriß deiner liebe; Hier ist kein falscher strich, kein gifft der schmeicheley. Gehorche, wie du thust, nur diesem edlen triebe, Daß deiner liebe ruhm dereinst vollkommen sey! Jch weiß, das ende wird den schönen anfang crönen: Der himmel, den ihr ehrt, spricht selbst sein ja dazu! Die freunde wünschen es! Laßt neid und mißgunst höhnen; Wer so vernünfftig liebt, der liebt in sichrer ruh. Kurtz: Eure liebe weiß kein kluger mund zu tadeln, Des Höchsten segen geht mit euch ins schlaf-gemach: Der
Hochzeit-Getichte. Seyd ſicher, daß ihr hier den quell des gluͤckes findet,Und in ſo edler eh das paradies erkieſt; Denn wahre liebe wird ſtets dieſen ruhm behalten, Daß ſie der rechte port vergnuͤgter ſeelen ſey. Des Hoͤchſten gnade laͤßt ihr feuer nicht erkalten, Die tugend macht ihr haus von allem tadel frey. Sie uͤbernimmt ſich nicht; Sie weiß wohl, daß die hitze, Die keinen zuͤgel hat, in das verderben rennt. Sie kuͤßt nur, was ihr gleicht; Denn gleichheit iſt die ſtuͤtze, Darauf ſie ſicher ruht, und keinen wechſel kennt. Sie iſt nicht ungetreu; Sie folget dem magnete, Und bleibet unverruͤckt bey ihrem pole ſtehn. Sie ſieht auf keine pracht; Denn ſtoltz iſt ein comete, Der denen nur gefaͤllt, die bald zu grunde gehn. Sie ſieht nicht blos auf geld; Stoͤßt aber das geluͤcke Doch nicht mit fuͤſſen weg. Man lernt erſt, eh man freyt, Wovon man leben kan. Wer klug iſt, denckt zuruͤcke, Und auf das kuͤnfftige, damit ihn nichts gereut. Die liebe zoͤrnet nicht; Sie iſt nicht unbedaͤchtig; Ein tugendhafftes paar lebt ſonder eyferſucht. Sie uͤbereilt ſich nicht; Sie wird erſt klug und maͤchtig, Damit das alter nicht die fruͤhe gluth verflucht. Die liebe geitzet nicht; Sie thut ihr was zu gute, Haͤngt aber doch dabey nicht der verſchwendung nach. Sie faßt ſich in geduld, und bleibt bey friſchem muthe, Vertraut dem hoͤchſten GOtt, und ſcheut kein ungemach. Diß iſt, geehrtſtes paar! der abriß deiner liebe; Hier iſt kein falſcher ſtrich, kein gifft der ſchmeicheley. Gehorche, wie du thuſt, nur dieſem edlen triebe, Daß deiner liebe ruhm dereinſt vollkommen ſey! Jch weiß, das ende wird den ſchoͤnen anfang croͤnen: Der himmel, den ihr ehrt, ſpricht ſelbſt ſein ja dazu! Die freunde wuͤnſchen es! Laßt neid und mißgunſt hoͤhnen; Wer ſo vernuͤnfftig liebt, der liebt in ſichrer ruh. Kurtz: Eure liebe weiß kein kluger mund zu tadeln, Des Hoͤchſten ſegen geht mit euch ins ſchlaf-gemach: Der
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Hochzeit-Getichte.
Seyd ſicher, daß ihr hier den quell des gluͤckes findet,
Und in ſo edler eh das paradies erkieſt;
Denn wahre liebe wird ſtets dieſen ruhm behalten,
Daß ſie der rechte port vergnuͤgter ſeelen ſey.
Des Hoͤchſten gnade laͤßt ihr feuer nicht erkalten,
Die tugend macht ihr haus von allem tadel frey.
Sie uͤbernimmt ſich nicht; Sie weiß wohl, daß die hitze,
Die keinen zuͤgel hat, in das verderben rennt.
Sie kuͤßt nur, was ihr gleicht; Denn gleichheit iſt die ſtuͤtze,
Darauf ſie ſicher ruht, und keinen wechſel kennt.
Sie iſt nicht ungetreu; Sie folget dem magnete,
Und bleibet unverruͤckt bey ihrem pole ſtehn.
Sie ſieht auf keine pracht; Denn ſtoltz iſt ein comete,
Der denen nur gefaͤllt, die bald zu grunde gehn.
Sie ſieht nicht blos auf geld; Stoͤßt aber das geluͤcke
Doch nicht mit fuͤſſen weg. Man lernt erſt, eh man freyt,
Wovon man leben kan. Wer klug iſt, denckt zuruͤcke,
Und auf das kuͤnfftige, damit ihn nichts gereut.
Die liebe zoͤrnet nicht; Sie iſt nicht unbedaͤchtig;
Ein tugendhafftes paar lebt ſonder eyferſucht.
Sie uͤbereilt ſich nicht; Sie wird erſt klug und maͤchtig,
Damit das alter nicht die fruͤhe gluth verflucht.
Die liebe geitzet nicht; Sie thut ihr was zu gute,
Haͤngt aber doch dabey nicht der verſchwendung nach.
Sie faßt ſich in geduld, und bleibt bey friſchem muthe,
Vertraut dem hoͤchſten GOtt, und ſcheut kein ungemach.
Diß iſt, geehrtſtes paar! der abriß deiner liebe;
Hier iſt kein falſcher ſtrich, kein gifft der ſchmeicheley.
Gehorche, wie du thuſt, nur dieſem edlen triebe,
Daß deiner liebe ruhm dereinſt vollkommen ſey!
Jch weiß, das ende wird den ſchoͤnen anfang croͤnen:
Der himmel, den ihr ehrt, ſpricht ſelbſt ſein ja dazu!
Die freunde wuͤnſchen es! Laßt neid und mißgunſt hoͤhnen;
Wer ſo vernuͤnfftig liebt, der liebt in ſichrer ruh.
Kurtz: Eure liebe weiß kein kluger mund zu tadeln,
Des Hoͤchſten ſegen geht mit euch ins ſchlaf-gemach:
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