Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Vorrede. gungen billich übel auslegen würde. Hierunter ge-hören insonderheit alle die, so im geistlichen stande leben, wie ein jeder, der die grund-regeln der wohlan- ständigkeit gelernet, von sich selbst verstehen wird. Dahero ich auch ehmahlen einen von dieser sorte, als er eine vertheidigung der verliebten poesie her- ausgeben wolte, es gar aufrichtig widerrathen habe. 19. Dieser sechste theil des insgemein sogenann- wenn
Vorrede. gungen billich uͤbel auslegen wuͤrde. Hierunter ge-hoͤren inſonderheit alle die, ſo im geiſtlichen ſtande leben, wie ein jeder, der die grund-regeln der wohlan- ſtaͤndigkeit gelernet, von ſich ſelbſt verſtehen wird. Dahero ich auch ehmahlen einen von dieſer ſorte, als er eine vertheidigung der verliebten poeſie her- ausgeben wolte, es gar aufrichtig widerrathen habe. 19. Dieſer ſechſte theil des insgemein ſogenann- wenn
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Vorrede.
gungen billich uͤbel auslegen wuͤrde. Hierunter ge-
hoͤren inſonderheit alle die, ſo im geiſtlichen ſtande
leben, wie ein jeder, der die grund-regeln der wohlan-
ſtaͤndigkeit gelernet, von ſich ſelbſt verſtehen wird.
Dahero ich auch ehmahlen einen von dieſer ſorte,
als er eine vertheidigung der verliebten poeſie her-
ausgeben wolte, es gar aufrichtig widerrathen habe.
19. Dieſer ſechſte theil des insgemein ſogenann-
ten neuen Hoffmannswaldau haͤlt ſo wohl ver-
liebte als andre arten der getichte, wie die vorherge-
gangnen, in ſich. Gleichwie ich aber meine mei-
nungen vor keine vorſchrifften ausgebe, darnach ſich
andre nothwendig richten muͤſten; alſo uͤberlaſſe ich
alles dem vernuͤnfftigen urthel des geehrten leſers.
Jch hoffe aber doch, daß viele den Herrn Verleger, ſo
dieſe zerſtreuete poefien ſam̃len und in einige ordnung
bringen laſſen, mehr loben als tadeln werden. Kan
der leſer keinen ſonderbaren nutzen daraus ziehen, ſo
iſt es genung, wenn er eine angenehme und unſchul-
dige beluſtigung antrifft. Man kan nicht immer
ernſthafft ſeyn und arbeiten. Das gemuͤthe bedarff der
ruhe und erquickung ſo wohl als der leib: Und wie ein
andrer ſich irgend im ſpatzieren gehen mit einem freun-
de durch ein freymuͤthig geſpraͤche ergetzet; alſo ſehe
ich nicht, warum es was ungereimtes ſeyn ſolte, wenn
mancher bey muͤßigen ſtunden, nachdem er mit ſei-
nen noͤthigen verrichtungen fertig iſt, ſich mit leſung
einiger getichte beluſtiget. Wer darum poetiſche
buͤcher verwerffen will, weil er keinen nutzen daraus
ziehen kan, der thut wahrhafftig eben ſo thoͤricht, als
wenn
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