Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite

Begräbniß-Getichte.

Jn deines vaters haus
Hast du das rechte Canaau gefunden,
Wo lebens-milch und friedens-honig fliest,
Wo cron und lohn der lehrer haupt umschließt.

4.
Tritt an den letzten streit!
Die wahl-stadt ist der ort, wo du gelehret:
Der sieg ist nicht mehr weit,
Der dir, als streitern Christi zugehöret.
Dein tod und dein triumph ist einerley:
Fällt schon der leib, bleibt doch die seele frey.
5.
Ach HErr! laß Simeon
Jn fried und ruh zu seinen vätern fahren!
Ach ja! du siehest schon
Der heiden heyl, der cherubinen schaaren:
Ach! wie vergnügt wird diese stimme seyn:
Geh, treuer knecht! zu GOttes rechten ein!
A und O!
DAß bley und cronen-gold gar offt verschwestert seyn:
Daß purpur, schweiß und blut sich meistentheils verbinden,
Und auch die dornen sich bey könig-rosen finden,
Schreibt nicht Savedra nur der printzen hertzen ein;
Es muste dieses selbst ein helden-geist bekennen,
Als sein gesalbtes haupt zur höchsten ehre kam,
Und durch geburth und wahl die teutsche crone nahm:
Hier, sprach er, mag ich wohl die würde bürde nennen,
Denn alle perlen sind der thränen contrefay:
Ja, jeder diamant kommt zwar den cronen bey;
Doch ist er ein prophet von manchen unglücks-hlitzen,
Und kan das matte hertz wie lauter dornen ritzen.
Zwar cantzel und altar reimt sich zum throne nicht:
Von sceptern ist es schwer, auf buch und creutz zu schlüssen;
Doch wird die wahrheit selbst den ausschlag geben müssen,
Daß auch der priester amt mehr dorn als rosen bricht.
Wenn

Begraͤbniß-Getichte.

Jn deines vaters haus
Haſt du das rechte Canaau gefunden,
Wo lebens-milch und friedens-honig flieſt,
Wo cron und lohn der lehrer haupt umſchließt.

4.
Tritt an den letzten ſtreit!
Die wahl-ſtadt iſt der ort, wo du gelehret:
Der ſieg iſt nicht mehr weit,
Der dir, als ſtreitern Chriſti zugehoͤret.
Dein tod und dein triumph iſt einerley:
Faͤllt ſchon der leib, bleibt doch die ſeele frey.
5.
Ach HErꝛ! laß Simeon
Jn fried und ruh zu ſeinen vaͤtern fahren!
Ach ja! du ſieheſt ſchon
Der heiden heyl, der cherubinen ſchaaren:
Ach! wie vergnuͤgt wird dieſe ſtimme ſeyn:
Geh, treuer knecht! zu GOttes rechten ein!
A und O!
DAß bley und cronen-gold gar offt verſchweſtert ſeyn:
Daß purpur, ſchweiß und blut ſich meiſtentheils verbinden,
Und auch die dornen ſich bey koͤnig-roſen finden,
Schreibt nicht Savedra nur der printzen hertzen ein;
Es muſte dieſes ſelbſt ein helden-geiſt bekennen,
Als ſein geſalbtes haupt zur hoͤchſten ehre kam,
Und durch geburth und wahl die teutſche crone nahm:
Hier, ſprach er, mag ich wohl die wuͤrde buͤrde nennen,
Denn alle perlen ſind der thraͤnen contrefay:
Ja, jeder diamant kommt zwar den cronen bey;
Doch iſt er ein prophet von manchen ungluͤcks-hlitzen,
Und kan das matte hertz wie lauter dornen ritzen.
Zwar cantzel und altar reimt ſich zum throne nicht:
Von ſceptern iſt es ſchwer, auf buch und creutz zu ſchluͤſſen;
Doch wird die wahrheit ſelbſt den ausſchlag geben muͤſſen,
Daß auch der prieſter amt mehr dorn als roſen bricht.
Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="3">
            <l>
              <pb facs="#f0204" n="180"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Begra&#x0364;bniß-Getichte.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Jn deines vaters haus</l><lb/>
            <l>Ha&#x017F;t du das rechte Canaau gefunden,</l><lb/>
            <l>Wo lebens-milch und friedens-honig flie&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Wo cron und lohn der lehrer haupt um&#x017F;chließt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head>4.</head><lb/>
            <l>Tritt an den letzten &#x017F;treit!</l><lb/>
            <l>Die wahl-&#x017F;tadt i&#x017F;t der ort, wo du gelehret:</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;ieg i&#x017F;t nicht mehr weit,</l><lb/>
            <l>Der dir, als &#x017F;treitern Chri&#x017F;ti zugeho&#x0364;ret.</l><lb/>
            <l>Dein tod und dein triumph i&#x017F;t einerley:</l><lb/>
            <l>Fa&#x0364;llt &#x017F;chon der leib, bleibt doch die &#x017F;eele frey.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head>5.</head><lb/>
            <l>Ach HEr&#xA75B;! laß Simeon</l><lb/>
            <l>Jn fried und ruh zu &#x017F;einen va&#x0364;tern fahren!</l><lb/>
            <l>Ach ja! du &#x017F;iehe&#x017F;t &#x017F;chon</l><lb/>
            <l>Der heiden heyl, der cherubinen &#x017F;chaaren:</l><lb/>
            <l>Ach! wie vergnu&#x0364;gt wird die&#x017F;e &#x017F;timme &#x017F;eyn:</l><lb/>
            <l>Geh, treuer knecht! zu GOttes rechten ein!</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">A und O!</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>Aß bley und cronen-gold gar offt ver&#x017F;chwe&#x017F;tert &#x017F;eyn:</l><lb/>
          <l>Daß purpur, &#x017F;chweiß und blut &#x017F;ich mei&#x017F;tentheils verbinden,</l><lb/>
          <l>Und auch die dornen &#x017F;ich bey ko&#x0364;nig-ro&#x017F;en finden,</l><lb/>
          <l>Schreibt nicht Savedra nur der printzen hertzen ein;</l><lb/>
          <l>Es mu&#x017F;te die&#x017F;es &#x017F;elb&#x017F;t ein helden-gei&#x017F;t bekennen,</l><lb/>
          <l>Als &#x017F;ein ge&#x017F;albtes haupt zur ho&#x0364;ch&#x017F;ten ehre kam,</l><lb/>
          <l>Und durch geburth und wahl die teut&#x017F;che crone nahm:</l><lb/>
          <l>Hier, &#x017F;prach er, mag ich wohl die wu&#x0364;rde bu&#x0364;rde nennen,</l><lb/>
          <l>Denn alle perlen &#x017F;ind der thra&#x0364;nen contrefay:</l><lb/>
          <l>Ja, jeder diamant kommt zwar den cronen bey;</l><lb/>
          <l>Doch i&#x017F;t er ein prophet von manchen unglu&#x0364;cks-hlitzen,</l><lb/>
          <l>Und kan das matte hertz wie lauter dornen ritzen.</l><lb/>
          <l>Zwar cantzel und altar reimt &#x017F;ich zum throne nicht:</l><lb/>
          <l>Von &#x017F;ceptern i&#x017F;t es &#x017F;chwer, auf buch und creutz zu &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
          <l>Doch wird die wahrheit &#x017F;elb&#x017F;t den aus&#x017F;chlag geben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Daß auch der prie&#x017F;ter amt mehr dorn als ro&#x017F;en bricht.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0204] Begraͤbniß-Getichte. Jn deines vaters haus Haſt du das rechte Canaau gefunden, Wo lebens-milch und friedens-honig flieſt, Wo cron und lohn der lehrer haupt umſchließt. 4. Tritt an den letzten ſtreit! Die wahl-ſtadt iſt der ort, wo du gelehret: Der ſieg iſt nicht mehr weit, Der dir, als ſtreitern Chriſti zugehoͤret. Dein tod und dein triumph iſt einerley: Faͤllt ſchon der leib, bleibt doch die ſeele frey. 5. Ach HErꝛ! laß Simeon Jn fried und ruh zu ſeinen vaͤtern fahren! Ach ja! du ſieheſt ſchon Der heiden heyl, der cherubinen ſchaaren: Ach! wie vergnuͤgt wird dieſe ſtimme ſeyn: Geh, treuer knecht! zu GOttes rechten ein! A und O! DAß bley und cronen-gold gar offt verſchweſtert ſeyn: Daß purpur, ſchweiß und blut ſich meiſtentheils verbinden, Und auch die dornen ſich bey koͤnig-roſen finden, Schreibt nicht Savedra nur der printzen hertzen ein; Es muſte dieſes ſelbſt ein helden-geiſt bekennen, Als ſein geſalbtes haupt zur hoͤchſten ehre kam, Und durch geburth und wahl die teutſche crone nahm: Hier, ſprach er, mag ich wohl die wuͤrde buͤrde nennen, Denn alle perlen ſind der thraͤnen contrefay: Ja, jeder diamant kommt zwar den cronen bey; Doch iſt er ein prophet von manchen ungluͤcks-hlitzen, Und kan das matte hertz wie lauter dornen ritzen. Zwar cantzel und altar reimt ſich zum throne nicht: Von ſceptern iſt es ſchwer, auf buch und creutz zu ſchluͤſſen; Doch wird die wahrheit ſelbſt den ausſchlag geben muͤſſen, Daß auch der prieſter amt mehr dorn als roſen bricht. Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/204
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/204>, abgerufen am 16.05.2024.