Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Vermischte Getichte. Bey glücklicher jahr-feyer des crönungs- WJr haben nun ein jahr mit freuden hingelegt,tages Seiner Königl. Mäjestät in Preussen. B. N. Seit dem der Preussen held die königs-crone trägt: Wer Friedrichs thaten schätzet, Der glaubt, es sey bereits ein seculum vorbey: Wen fried und ruh ergetzet, Der meinet, daß es kaum ein tag gewesen sey. Wer freut sich nicht mit mir ob dieser güldnen zeit? Mars steht in vollen waffen, Und giebt der gantzen welt mehr, als sie wünscht, zu schaffen: Bey uns rührt er sich auch; doch voll gerechtigkeit! Da andre reiche schon auf ihr verderben zeigen, So sieht man unsers steigen. Durch wessen krafft, wo nicht durch dich, o Friderich? Jndem du fertig stehst, für deinen freund zu schlagen, So hörest du zugleich auf deiner bürger klagen; Und ist der tag so kurtz, nimmst du die nacht darzu. Recht schaffen, kirchen bauen, Sind dinge, die wir hier zu allen zeiten schauen. Du hältst in einer hand Europ' und Preussens ruh: Nur ist der unterscheid, Daß du den grund zur ersten mit dem degen, Zur andern, wie bekannt, mit liebe pflegst zu legen. Wiewohl du würdest nie mit krieg und waffen dräun, Könt alle welt, wie du, nur klug und friedlich seyn. O himmel! der du uns so hoch und theur beglückt, Der du in einen held diß alles eingedrückt, Was seiner väter geist nur eintzeln hat besessen; Laß seiner jahre ziel nach der natur nicht messen! Wir schaun, was uns vor dem in eilfen war gegeben: Ach! laß ihn auch so lang, als ihrer eilfe, leben! An
Vermiſchte Getichte. Bey gluͤcklicher jahr-feyer des croͤnungs- WJr haben nun ein jahr mit freuden hingelegt,tages Seiner Koͤnigl. Maͤjeſtaͤt in Preuſſen. B. N. Seit dem der Preuſſen held die koͤnigs-crone traͤgt: Wer Friedrichs thaten ſchaͤtzet, Der glaubt, es ſey bereits ein ſeculum vorbey: Wen fried und ruh ergetzet, Der meinet, daß es kaum ein tag geweſen ſey. Wer freut ſich nicht mit mir ob dieſer guͤldnen zeit? Mars ſteht in vollen waffen, Und giebt der gantzen welt mehr, als ſie wuͤnſcht, zu ſchaffen: Bey uns ruͤhrt er ſich auch; doch voll gerechtigkeit! Da andre reiche ſchon auf ihr verderben zeigen, So ſieht man unſers ſteigen. Durch weſſen krafft, wo nicht durch dich, o Friderich? Jndem du fertig ſtehſt, fuͤr deinen freund zu ſchlagen, So hoͤreſt du zugleich auf deiner buͤrger klagen; Und iſt der tag ſo kurtz, nimmſt du die nacht darzu. Recht ſchaffen, kirchen bauen, Sind dinge, die wir hier zu allen zeiten ſchauen. Du haͤltſt in einer hand Europ’ und Preuſſens ruh: Nur iſt der unterſcheid, Daß du den grund zur erſten mit dem degen, Zur andern, wie bekannt, mit liebe pflegſt zu legen. Wiewohl du wuͤrdeſt nie mit krieg und waffen draͤun, Koͤnt alle welt, wie du, nur klug und friedlich ſeyn. O himmel! der du uns ſo hoch und theur begluͤckt, Der du in einen held diß alles eingedruͤckt, Was ſeiner vaͤter geiſt nur eintzeln hat beſeſſen; Laß ſeiner jahre ziel nach der natur nicht meſſen! Wir ſchaun, was uns vor dem in eilfen war gegeben: Ach! laß ihn auch ſo lang, als ihrer eilfe, leben! An
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Vermiſchte Getichte.
Bey gluͤcklicher jahr-feyer des croͤnungs-
tages Seiner Koͤnigl. Maͤjeſtaͤt
in Preuſſen.
B. N.
WJr haben nun ein jahr mit freuden hingelegt,
Seit dem der Preuſſen held die koͤnigs-crone traͤgt:
Wer Friedrichs thaten ſchaͤtzet,
Der glaubt, es ſey bereits ein ſeculum vorbey:
Wen fried und ruh ergetzet,
Der meinet, daß es kaum ein tag geweſen ſey.
Wer freut ſich nicht mit mir ob dieſer guͤldnen zeit?
Mars ſteht in vollen waffen,
Und giebt der gantzen welt mehr, als ſie wuͤnſcht, zu ſchaffen:
Bey uns ruͤhrt er ſich auch; doch voll gerechtigkeit!
Da andre reiche ſchon auf ihr verderben zeigen,
So ſieht man unſers ſteigen.
Durch weſſen krafft, wo nicht durch dich, o Friderich?
Jndem du fertig ſtehſt, fuͤr deinen freund zu ſchlagen,
So hoͤreſt du zugleich auf deiner buͤrger klagen;
Und iſt der tag ſo kurtz, nimmſt du die nacht darzu.
Recht ſchaffen, kirchen bauen,
Sind dinge, die wir hier zu allen zeiten ſchauen.
Du haͤltſt in einer hand Europ’ und Preuſſens ruh:
Nur iſt der unterſcheid,
Daß du den grund zur erſten mit dem degen,
Zur andern, wie bekannt, mit liebe pflegſt zu legen.
Wiewohl du wuͤrdeſt nie mit krieg und waffen draͤun,
Koͤnt alle welt, wie du, nur klug und friedlich ſeyn.
O himmel! der du uns ſo hoch und theur begluͤckt,
Der du in einen held diß alles eingedruͤckt,
Was ſeiner vaͤter geiſt nur eintzeln hat beſeſſen;
Laß ſeiner jahre ziel nach der natur nicht meſſen!
Wir ſchaun, was uns vor dem in eilfen war gegeben:
Ach! laß ihn auch ſo lang, als ihrer eilfe, leben!
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