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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Vermischte Getichte.

Sich an dir ergetzen mag!
Glücklicher kan niemand scheinen,
Als du würcklich heute bist.
Preussens held ist selbst zugegen,
Sieht dein amt dich niederlegen:
Hört, wie es verwaltet ist.
O was kan aus diesen dingen,
Printz! dir nicht für ruhm entspringen!



Viel, was in der welt geschieht,
Kan noch! einmahl leicht geschehen;
Aber, was man heute sieht,
Wird man nicht mehr wieder sehen.
Hundert jahre können dich,
Grosser tag! uns neu gewähren;
Aber hundert jahr gebähren
Dennoch keinen Friderich:
Keinen solchen reichs-beschützer:
Keinen solchen Musen-stützer.


Printz! beflügle sinn und geist,
Um ihm nach und nach zu gleichen!
Hast du nicht, was mächtig heist:
Herrschst du nicht in weiten reichen;
Ey! so braucht dein Jthaca,
Das der zeiten sturm zerrissen,
Ja so witzige Ulyssen,
Als ein reiches Bengala.
Der ist groß genung auf erden:
Der nur weise tracht zu werden.



Unter-

Vermiſchte Getichte.

Sich an dir ergetzen mag!
Gluͤcklicher kan niemand ſcheinen,
Als du wuͤrcklich heute biſt.
Preuſſens held iſt ſelbſt zugegen,
Sieht dein amt dich niederlegen:
Hoͤrt, wie es verwaltet iſt.
O was kan aus dieſen dingen,
Printz! dir nicht fuͤr ruhm entſpringen!



Viel, was in der welt geſchieht,
Kan noch! einmahl leicht geſchehen;
Aber, was man heute ſieht,
Wird man nicht mehr wieder ſehen.
Hundert jahre koͤnnen dich,
Groſſer tag! uns neu gewaͤhren;
Aber hundert jahr gebaͤhren
Dennoch keinen Friderich:
Keinen ſolchen reichs-beſchuͤtzer:
Keinen ſolchen Muſen-ſtuͤtzer.


Printz! befluͤgle ſinn und geiſt,
Um ihm nach und nach zu gleichen!
Haſt du nicht, was maͤchtig heiſt:
Herꝛſchſt du nicht in weiten reichen;
Ey! ſo braucht dein Jthaca,
Das der zeiten ſturm zerriſſen,
Ja ſo witzige Ulyſſen,
Als ein reiches Bengala.
Der iſt groß genung auf erden:
Der nur weiſe tracht zu werden.



Unter-
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[226/0250] Vermiſchte Getichte. Sich an dir ergetzen mag! Gluͤcklicher kan niemand ſcheinen, Als du wuͤrcklich heute biſt. Preuſſens held iſt ſelbſt zugegen, Sieht dein amt dich niederlegen: Hoͤrt, wie es verwaltet iſt. O was kan aus dieſen dingen, Printz! dir nicht fuͤr ruhm entſpringen! Viel, was in der welt geſchieht, Kan noch! einmahl leicht geſchehen; Aber, was man heute ſieht, Wird man nicht mehr wieder ſehen. Hundert jahre koͤnnen dich, Groſſer tag! uns neu gewaͤhren; Aber hundert jahr gebaͤhren Dennoch keinen Friderich: Keinen ſolchen reichs-beſchuͤtzer: Keinen ſolchen Muſen-ſtuͤtzer. Printz! befluͤgle ſinn und geiſt, Um ihm nach und nach zu gleichen! Haſt du nicht, was maͤchtig heiſt: Herꝛſchſt du nicht in weiten reichen; Ey! ſo braucht dein Jthaca, Das der zeiten ſturm zerriſſen, Ja ſo witzige Ulyſſen, Als ein reiches Bengala. Der iſt groß genung auf erden: Der nur weiſe tracht zu werden. Unter-

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/250>, abgerufen am 16.05.2024.