Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Vermischte Getichte. Doch ob mich schon kein mensch jemahls darum begrüßt:Genung, daß du es mir auch nicht bezahlen müssen. Manch praler kaufft sein lob des jahres zweymahl ein, Und wenn das nahmens-licht gleich gantz obscur erschienen; So müssen (doch ums geld) ein dutzent schlucker seyn, Die das berühmte fest mit einem reim bedienen. Giebt wo ein kunst-monarch ein bibel-buch heraus, So läst er ein sonnet zu seinem kupffer machen, Und präsentirt wohl gar den gantzen Musen-schmaus; Wer wolte denn dein lob, mein Lobeda! verlachen? Dein ansehn, glaube mir, verdient mit besserm recht, Es, da man alles lobt, nicht gäntzlich zu vergessen, Als mancher bücher-wurm und sylben-krämer-knecht, Hätt' er den Cicero gleich biß aufs holtz gefressen. Denn ob die thürme gleich nicht an die wolcken gehn; So hat dich doch die kunst an einen berg geschmissen, Der, solt' er anders nur in Griechen-lande stehn, Ohn allen zweifel hätt' Olympus heissen müssen. Das ufer, wo die Saal mit ihren fluthen spielt, Kan, wenn bey kühler nacht die nachtigallen singen, Dem Cato, wenn er auch sonst keine regung fühlt, Mit seiner lustbarkeit ein groß vergnügen bringen. Der lügen-schmied, Homer, hat dich nur nicht gekennt, Sonst hätt' er dich gewiß der Venus eingegeben. Denn wenn die sonne gleich nicht wie in Cypern brennt; So kan die liebe doch an deinem ufer leben. Jhr matten! die ihr sonst der wollust decken seyd, Jhr mögt, wenn sonn und wind durch weid- und erlen spielen, Voritzo zeugen seyn von der erwünschten zeit, Die viel verliebte paar um diese gegend fühlen. Die Musen machen sonst den Pindus-berg berühmt, Die doch wohl anders nichts, als alte hexen, waren; Hier, glaub ich, würd uns nur durch schrifften was beniemt, So könte man noch wohl was rühmlichers erfahren. Wer weiß, hat nicht Armin dein altes schloß bewohnt? Vielleichte zeigt sich noch ein merckmahl der Druiden, Das
Vermiſchte Getichte. Doch ob mich ſchon kein menſch jemahls darum begruͤßt:Genung, daß du es mir auch nicht bezahlen muͤſſen. Manch praler kaufft ſein lob des jahres zweymahl ein, Und wenn das nahmens-licht gleich gantz obſcur erſchienen; So muͤſſen (doch ums geld) ein dutzent ſchlucker ſeyn, Die das beruͤhmte feſt mit einem reim bedienen. Giebt wo ein kunſt-monarch ein bibel-buch heraus, So laͤſt er ein ſonnet zu ſeinem kupffer machen, Und praͤſentirt wohl gar den gantzen Muſen-ſchmaus; Wer wolte denn dein lob, mein Lobeda! verlachen? Dein anſehn, glaube mir, verdient mit beſſerm recht, Es, da man alles lobt, nicht gaͤntzlich zu vergeſſen, Als mancher buͤcher-wurm und ſylben-kraͤmer-knecht, Haͤtt’ er den Cicero gleich biß aufs holtz gefreſſen. Denn ob die thuͤrme gleich nicht an die wolcken gehn; So hat dich doch die kunſt an einen berg geſchmiſſen, Der, ſolt’ er anders nur in Griechen-lande ſtehn, Ohn allen zweifel haͤtt’ Olympus heiſſen muͤſſen. Das ufer, wo die Saal mit ihren fluthen ſpielt, Kan, wenn bey kuͤhler nacht die nachtigallen ſingen, Dem Cato, wenn er auch ſonſt keine regung fuͤhlt, Mit ſeiner luſtbarkeit ein groß vergnuͤgen bringen. Der luͤgen-ſchmied, Homer, hat dich nur nicht gekennt, Sonſt haͤtt’ er dich gewiß der Venus eingegeben. Denn wenn die ſonne gleich nicht wie in Cypern brennt; So kan die liebe doch an deinem ufer leben. Jhr matten! die ihr ſonſt der wolluſt decken ſeyd, Jhr moͤgt, wenn ſonn und wind durch weid- und erlen ſpielen, Voritzo zeugen ſeyn von der erwuͤnſchten zeit, Die viel verliebte paar um dieſe gegend fuͤhlen. Die Muſen machen ſonſt den Pindus-berg beruͤhmt, Die doch wohl anders nichts, als alte hexen, waren; Hier, glaub ich, wuͤrd uns nur durch ſchrifften was beniemt, So koͤnte man noch wohl was ruͤhmlichers erfahren. Wer weiß, hat nicht Armin dein altes ſchloß bewohnt? Vielleichte zeigt ſich noch ein merckmahl der Druiden, Das
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Doch ob mich ſchon kein menſch jemahls darum begruͤßt:
Genung, daß du es mir auch nicht bezahlen muͤſſen.
Manch praler kaufft ſein lob des jahres zweymahl ein,
Und wenn das nahmens-licht gleich gantz obſcur erſchienen;
So muͤſſen (doch ums geld) ein dutzent ſchlucker ſeyn,
Die das beruͤhmte feſt mit einem reim bedienen.
Giebt wo ein kunſt-monarch ein bibel-buch heraus,
So laͤſt er ein ſonnet zu ſeinem kupffer machen,
Und praͤſentirt wohl gar den gantzen Muſen-ſchmaus;
Wer wolte denn dein lob, mein Lobeda! verlachen?
Dein anſehn, glaube mir, verdient mit beſſerm recht,
Es, da man alles lobt, nicht gaͤntzlich zu vergeſſen,
Als mancher buͤcher-wurm und ſylben-kraͤmer-knecht,
Haͤtt’ er den Cicero gleich biß aufs holtz gefreſſen.
Denn ob die thuͤrme gleich nicht an die wolcken gehn;
So hat dich doch die kunſt an einen berg geſchmiſſen,
Der, ſolt’ er anders nur in Griechen-lande ſtehn,
Ohn allen zweifel haͤtt’ Olympus heiſſen muͤſſen.
Das ufer, wo die Saal mit ihren fluthen ſpielt,
Kan, wenn bey kuͤhler nacht die nachtigallen ſingen,
Dem Cato, wenn er auch ſonſt keine regung fuͤhlt,
Mit ſeiner luſtbarkeit ein groß vergnuͤgen bringen.
Der luͤgen-ſchmied, Homer, hat dich nur nicht gekennt,
Sonſt haͤtt’ er dich gewiß der Venus eingegeben.
Denn wenn die ſonne gleich nicht wie in Cypern brennt;
So kan die liebe doch an deinem ufer leben.
Jhr matten! die ihr ſonſt der wolluſt decken ſeyd,
Jhr moͤgt, wenn ſonn und wind durch weid- und erlen ſpielen,
Voritzo zeugen ſeyn von der erwuͤnſchten zeit,
Die viel verliebte paar um dieſe gegend fuͤhlen.
Die Muſen machen ſonſt den Pindus-berg beruͤhmt,
Die doch wohl anders nichts, als alte hexen, waren;
Hier, glaub ich, wuͤrd uns nur durch ſchrifften was beniemt,
So koͤnte man noch wohl was ruͤhmlichers erfahren.
Wer weiß, hat nicht Armin dein altes ſchloß bewohnt?
Vielleichte zeigt ſich noch ein merckmahl der Druiden,
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