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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Verliebte und
Jn vier briefen beschrieben, in deren
1. Er ihr seine liebe eröffnet,
2. Sie ihn ihrer gegenliebe versichert,
3. Er es seiner gemahlin berichtet,
4. Seine gemahlin ihm antwortet.
Der erste brief von D. C. v. L.
NJcht scheue dich, mein kind! diß siegel aufzumachen,
Die du den schlüssel selbst zu meiner seelen hast.
Was hier geheimnis ist, sind dir bekannte sachen,
Mein antlitz hat dir längst verrathen meine last.
Die asch auf Aetnens klufft lehrt, daß da feuer stecket,
Und meine blässe zeigt, daß lieb im hertzen glimmt.
Nicht frage, wer in mir so süsse glut erwecket,
Dein eignes auge fühlt, wo sie den ursprung nimmt,
Weil heisse sonnen ja nicht leer vom brand seyn müssen,
Aus kalten adern nicht ein warmer brunn entspringt;
Doch wilst du deinen sieg selbst von dem sclaven wissen,
So duld' es auch dein ohr, wenn itzt sein fessel klingt.
Jch liebe dich, mein kind! mit unzertheiltem hertzen,
Nicht lasse dir das wort unglaublich kommen für.
Die flammen unsrer eh sind ausgeleschte kertzen,
Ja unser' erste flamm entsteht, mein licht! aus dir.
Jch hab' erst, seit ich dir geopffert meine seele,
Was lieb' und liebens-wehrt, mein kind! von dir gelernt.
Das ew'ge feuer brennt nicht in jedweder höle,
Du weist, daß offt der schnee wie eine Venus sternt.
Es soll'n ja wohl corall'n seyn der gemahlin lippen,
Kein liebreitz, kein magnet begeistert aber sie;
Läst sich nun stahl nicht ziehn von unbeseelten klippen,
Wer schilt, daß ich an ihr mich nicht zu kleben müh'.
Die augen sind zwar schwartz, doch ausgeleschte kohlen,
Von denen schwefel sich selbst nicht entzünden kan.
Sie rühmt sich, ihr geruch beschäme die violen,
Was aber nützt zibeth, der uns nicht bisamt an?
Die
Verliebte und
Jn vier briefen beſchrieben, in deren
1. Er ihr ſeine liebe eroͤffnet,
2. Sie ihn ihrer gegenliebe verſichert,
3. Er es ſeiner gemahlin berichtet,
4. Seine gemahlin ihm antwortet.
Der erſte brief von D. C. v. L.
NJcht ſcheue dich, mein kind! diß ſiegel aufzumachen,
Die du den ſchluͤſſel ſelbſt zu meiner ſeelen haſt.
Was hier geheimnis iſt, ſind dir bekannte ſachen,
Mein antlitz hat dir laͤngſt verrathen meine laſt.
Die aſch auf Aetnens klufft lehrt, daß da feuer ſtecket,
Und meine blaͤſſe zeigt, daß lieb im hertzen glimmt.
Nicht frage, wer in mir ſo ſuͤſſe glut erwecket,
Dein eignes auge fuͤhlt, wo ſie den urſprung nimmt,
Weil heiſſe ſonnen ja nicht leer vom brand ſeyn muͤſſen,
Aus kalten adern nicht ein warmer brunn entſpringt;
Doch wilſt du deinen ſieg ſelbſt von dem ſclaven wiſſen,
So duld’ es auch dein ohr, wenn itzt ſein feſſel klingt.
Jch liebe dich, mein kind! mit unzertheiltem hertzen,
Nicht laſſe dir das wort unglaublich kommen fuͤr.
Die flammen unſrer eh ſind ausgeleſchte kertzen,
Ja unſer’ erſte flamm entſteht, mein licht! aus dir.
Jch hab’ erſt, ſeit ich dir geopffert meine ſeele,
Was lieb’ und liebens-wehrt, mein kind! von dir gelernt.
Das ew’ge feuer brennt nicht in jedweder hoͤle,
Du weiſt, daß offt der ſchnee wie eine Venus ſternt.
Es ſoll’n ja wohl corall’n ſeyn der gemahlin lippen,
Kein liebreitz, kein magnet begeiſtert aber ſie;
Laͤſt ſich nun ſtahl nicht ziehn von unbeſeelten klippen,
Wer ſchilt, daß ich an ihr mich nicht zu kleben muͤh’.
Die augen ſind zwar ſchwartz, doch ausgeleſchte kohlen,
Von denen ſchwefel ſich ſelbſt nicht entzuͤnden kan.
Sie ruͤhmt ſich, ihr geruch beſchaͤme die violen,
Was aber nuͤtzt zibeth, der uns nicht biſamt an?
Die
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[4/0028] Verliebte und Jn vier briefen beſchrieben, in deren 1. Er ihr ſeine liebe eroͤffnet, 2. Sie ihn ihrer gegenliebe verſichert, 3. Er es ſeiner gemahlin berichtet, 4. Seine gemahlin ihm antwortet. Der erſte brief von D. C. v. L. NJcht ſcheue dich, mein kind! diß ſiegel aufzumachen, Die du den ſchluͤſſel ſelbſt zu meiner ſeelen haſt. Was hier geheimnis iſt, ſind dir bekannte ſachen, Mein antlitz hat dir laͤngſt verrathen meine laſt. Die aſch auf Aetnens klufft lehrt, daß da feuer ſtecket, Und meine blaͤſſe zeigt, daß lieb im hertzen glimmt. Nicht frage, wer in mir ſo ſuͤſſe glut erwecket, Dein eignes auge fuͤhlt, wo ſie den urſprung nimmt, Weil heiſſe ſonnen ja nicht leer vom brand ſeyn muͤſſen, Aus kalten adern nicht ein warmer brunn entſpringt; Doch wilſt du deinen ſieg ſelbſt von dem ſclaven wiſſen, So duld’ es auch dein ohr, wenn itzt ſein feſſel klingt. Jch liebe dich, mein kind! mit unzertheiltem hertzen, Nicht laſſe dir das wort unglaublich kommen fuͤr. Die flammen unſrer eh ſind ausgeleſchte kertzen, Ja unſer’ erſte flamm entſteht, mein licht! aus dir. Jch hab’ erſt, ſeit ich dir geopffert meine ſeele, Was lieb’ und liebens-wehrt, mein kind! von dir gelernt. Das ew’ge feuer brennt nicht in jedweder hoͤle, Du weiſt, daß offt der ſchnee wie eine Venus ſternt. Es ſoll’n ja wohl corall’n ſeyn der gemahlin lippen, Kein liebreitz, kein magnet begeiſtert aber ſie; Laͤſt ſich nun ſtahl nicht ziehn von unbeſeelten klippen, Wer ſchilt, daß ich an ihr mich nicht zu kleben muͤh’. Die augen ſind zwar ſchwartz, doch ausgeleſchte kohlen, Von denen ſchwefel ſich ſelbſt nicht entzuͤnden kan. Sie ruͤhmt ſich, ihr geruch beſchaͤme die violen, Was aber nuͤtzt zibeth, der uns nicht biſamt an? Die

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/28>, abgerufen am 21.11.2024.