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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Vermischte Getichte.
Diesem bleibst du Agamemnon, der vor Troja triumphirt:
Und bist wie ein ander Pyrrhus, der Achillens waffen führt.
Zeuch mit deinem David hin, daß des milden himmels güte
Deinen küraß, helm und stahl stets mit segen überschütte!
Unser trost, Johann George, schaffe diesen grentzen ruh!
Ja er schliesse, wie Augustus, dreymahl Janus tempel zu!
Leucoris wird ihren sohn hinfort ihren vater nennen,
Und als eine dienerin gegen ihn aus liebe brennen;
Gnung, daß diese werthe mutter einen adler hat gezeugt,
Der nunmehr den Sächschen himmel wieder zu uns kindern neigt.


Der staats-mantel, oder die einbildung.
1.
ES ist ein wort bey den gelehrten,
Das heisset man opinio:
Als solches meine freunde hörten,
So fragten sie: Was heist denn so?
Jch sprach: Jch wills euch kürtzlich sagen,
Es heist ein mantel auf latein,
Den alle solche leute tragen,
Die in der welt was groses seyn.
2.
Den mantel trugen schon die alten,
Denn dieses war ihr ehren-kleid:
Die nach-welt hat die tracht behalten,
Und diese währt biß diese zeit.
Der mantel decket alle mängel,
Und weil sich mancher drein verhüllt!
So kommt es, daß gar offt ein pengel
So viel, als ein gelehrter, gilt.
3.
Wie mancher gilt mit seinen lehren
So viel, als ein propheten-kind:
Er lässet keine worte hören,
Die nicht, als wie orackel sind:
Er
Vermiſchte Getichte.
Dieſem bleibſt du Agamemnon, der vor Troja triumphirt:
Und biſt wie ein ander Pyrrhus, der Achillens waffen fuͤhrt.
Zeuch mit deinem David hin, daß des milden himmels guͤte
Deinen kuͤraß, helm und ſtahl ſtets mit ſegen uͤberſchuͤtte!
Unſer troſt, Johann George, ſchaffe dieſen grentzen ruh!
Ja er ſchlieſſe, wie Auguſtus, dreymahl Janus tempel zu!
Leucoris wird ihren ſohn hinfort ihren vater nennen,
Und als eine dienerin gegen ihn aus liebe brennen;
Gnung, daß dieſe werthe mutter einen adler hat gezeugt,
Der nunmehr den Saͤchſchen him̃el wieder zu uns kindern neigt.


Der ſtaats-mantel, oder die einbildung.
1.
ES iſt ein wort bey den gelehrten,
Das heiſſet man opinio:
Als ſolches meine freunde hoͤrten,
So fragten ſie: Was heiſt denn ſo?
Jch ſprach: Jch wills euch kuͤrtzlich ſagen,
Es heiſt ein mantel auf latein,
Den alle ſolche leute tragen,
Die in der welt was groſes ſeyn.
2.
Den mantel trugen ſchon die alten,
Denn dieſes war ihr ehren-kleid:
Die nach-welt hat die tracht behalten,
Und dieſe waͤhrt biß dieſe zeit.
Der mantel decket alle maͤngel,
Und weil ſich mancher drein verhuͤllt!
So kommt es, daß gar offt ein pengel
So viel, als ein gelehrter, gilt.
3.
Wie mancher gilt mit ſeinen lehren
So viel, als ein propheten-kind:
Er laͤſſet keine worte hoͤren,
Die nicht, als wie orackel ſind:
Er
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[284/0308] Vermiſchte Getichte. Dieſem bleibſt du Agamemnon, der vor Troja triumphirt: Und biſt wie ein ander Pyrrhus, der Achillens waffen fuͤhrt. Zeuch mit deinem David hin, daß des milden himmels guͤte Deinen kuͤraß, helm und ſtahl ſtets mit ſegen uͤberſchuͤtte! Unſer troſt, Johann George, ſchaffe dieſen grentzen ruh! Ja er ſchlieſſe, wie Auguſtus, dreymahl Janus tempel zu! Leucoris wird ihren ſohn hinfort ihren vater nennen, Und als eine dienerin gegen ihn aus liebe brennen; Gnung, daß dieſe werthe mutter einen adler hat gezeugt, Der nunmehr den Saͤchſchen him̃el wieder zu uns kindern neigt. Der ſtaats-mantel, oder die einbildung. 1. ES iſt ein wort bey den gelehrten, Das heiſſet man opinio: Als ſolches meine freunde hoͤrten, So fragten ſie: Was heiſt denn ſo? Jch ſprach: Jch wills euch kuͤrtzlich ſagen, Es heiſt ein mantel auf latein, Den alle ſolche leute tragen, Die in der welt was groſes ſeyn. 2. Den mantel trugen ſchon die alten, Denn dieſes war ihr ehren-kleid: Die nach-welt hat die tracht behalten, Und dieſe waͤhrt biß dieſe zeit. Der mantel decket alle maͤngel, Und weil ſich mancher drein verhuͤllt! So kommt es, daß gar offt ein pengel So viel, als ein gelehrter, gilt. 3. Wie mancher gilt mit ſeinen lehren So viel, als ein propheten-kind: Er laͤſſet keine worte hoͤren, Die nicht, als wie orackel ſind: Er

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/308>, abgerufen am 26.11.2024.