Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Vermischte Getichte. Doch weil die Musen sich vor meinen feind erkläret,Und eure demuth selbst mich gleichsam schweigen heist: So kan ich auch sonst nichts, als diesen wunsch, gewähren, Der aus dem hertzen mehr, als aus der feder, fleust. Der himmel segne dich, und lasse seine flügel Durchaus-vergnügtes paar! stets deine decke seyn! Glück und zufriedenheit sey deines bundes siegel, Daß beyder hertzen sich in wahrer lust erfreun! GOtt sey dein schutz und schirm, so steckt kein kaltes fieber Und keine zwietrachts-pest dich und dein lager an! Er pflantz in haus und hertz je länger und je lieber, Und liefre, was ihr hofft, und ich nicht schreiben kan! Ein mehrers weiß ich nicht auf das papier zu bringen, Weil, wie ich schon gesagt, mir trieb und kunst gebricht: Wiewohl! wo nachtigalln und edle schwanen singen, Da hört man ohnedem die leichten fincken nicht. Drum überlaß ich das vor ausgeübtre sinnen, Was meine poesie nicht auszudrücken weiß: Mich deucht, ich sehe schon ein solches lied beginnen, Das voller feuer ist, wie meines voller eiß. Jndessen, ob wir auch schon alle verse träumen, Und niemand, edles Paar! der Musen trieb versäumt; So bin ich doch gewiß: Daß unter allen reimen Sich braut und bräutigam am allerbesten reimt. Bey der beerdigung tit. Fr. M. Cath. JCh geb es leichte zu, Hoch-edler! daß die wunden,Stryckin, geb. Alexandrin, an. 1706 d. 26 Nov. im nahmen Herrn Lic. B. So deiner liebsten tod dir in das hertze schlägt, Allzuempfindlich sind: Jch hab es auch empfunden, Und weiß, was dieser schlag vor angst und pein erregt. Drum X 2
Vermiſchte Getichte. Doch weil die Muſen ſich vor meinen feind erklaͤret,Und eure demuth ſelbſt mich gleichſam ſchweigen heiſt: So kan ich auch ſonſt nichts, als dieſen wunſch, gewaͤhren, Der aus dem hertzen mehr, als aus der feder, fleuſt. Der himmel ſegne dich, und laſſe ſeine fluͤgel Durchaus-vergnuͤgtes paar! ſtets deine decke ſeyn! Gluͤck und zufriedenheit ſey deines bundes ſiegel, Daß beyder hertzen ſich in wahrer luſt erfreun! GOtt ſey dein ſchutz und ſchirm, ſo ſteckt kein kaltes fieber Und keine zwietrachts-peſt dich und dein lager an! Er pflantz in haus und hertz je laͤnger und je lieber, Und liefre, was ihr hofft, und ich nicht ſchreiben kan! Ein mehrers weiß ich nicht auf das papier zu bringen, Weil, wie ich ſchon geſagt, mir trieb und kunſt gebricht: Wiewohl! wo nachtigalln und edle ſchwanen ſingen, Da hoͤrt man ohnedem die leichten fincken nicht. Drum uͤberlaß ich das vor ausgeuͤbtre ſinnen, Was meine poeſie nicht auszudruͤcken weiß: Mich deucht, ich ſehe ſchon ein ſolches lied beginnen, Das voller feuer iſt, wie meines voller eiß. Jndeſſen, ob wir auch ſchon alle verſe traͤumen, Und niemand, edles Paar! der Muſen trieb verſaͤumt; So bin ich doch gewiß: Daß unter allen reimen Sich braut und braͤutigam am allerbeſten reimt. Bey der beerdigung tit. Fr. M. Cath. JCh geb es leichte zu, Hoch-edler! daß die wunden,Stryckin, geb. Alexandrin, an. 1706 d. 26 Nov. im nahmen Herꝛn Lic. B. So deiner liebſten tod dir in das hertze ſchlaͤgt, Allzuempfindlich ſind: Jch hab es auch empfunden, Und weiß, was dieſer ſchlag vor angſt und pein erregt. Drum X 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0347" n="323"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Getichte.</hi> </fw><lb/> <l>Doch weil die Muſen ſich vor meinen feind erklaͤret,</l><lb/> <l>Und eure demuth ſelbſt mich gleichſam ſchweigen heiſt:</l><lb/> <l>So kan ich auch ſonſt nichts, als dieſen wunſch, gewaͤhren,</l><lb/> <l>Der aus dem hertzen mehr, als aus der feder, fleuſt.</l><lb/> <l>Der himmel ſegne dich, und laſſe ſeine fluͤgel</l><lb/> <l>Durchaus-vergnuͤgtes paar! ſtets deine decke ſeyn!</l><lb/> <l>Gluͤck und zufriedenheit ſey deines bundes ſiegel,</l><lb/> <l>Daß beyder hertzen ſich in wahrer luſt erfreun!</l><lb/> <l>GOtt ſey dein ſchutz und ſchirm, ſo ſteckt kein kaltes fieber</l><lb/> <l>Und keine zwietrachts-peſt dich und dein lager an!</l><lb/> <l>Er pflantz in haus und hertz je laͤnger und je lieber,</l><lb/> <l>Und liefre, was ihr hofft, und ich nicht ſchreiben kan!</l><lb/> <l>Ein mehrers weiß ich nicht auf das papier zu bringen,</l><lb/> <l>Weil, wie ich ſchon geſagt, mir trieb und kunſt gebricht:</l><lb/> <l>Wiewohl! wo nachtigalln und edle ſchwanen ſingen,</l><lb/> <l>Da hoͤrt man ohnedem die leichten fincken nicht.</l><lb/> <l>Drum uͤberlaß ich das vor ausgeuͤbtre ſinnen,</l><lb/> <l>Was meine poeſie nicht auszudruͤcken weiß:</l><lb/> <l>Mich deucht, ich ſehe ſchon ein ſolches lied beginnen,</l><lb/> <l>Das voller feuer iſt, wie meines voller eiß.</l><lb/> <l>Jndeſſen, ob wir auch ſchon alle verſe traͤumen,</l><lb/> <l>Und niemand, edles Paar! der Muſen trieb verſaͤumt;</l><lb/> <l>So bin ich doch gewiß: Daß unter allen reimen</l><lb/> <l>Sich braut und braͤutigam am allerbeſten reimt.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Bey der beerdigung tit. Fr. M. Cath.<lb/> Stryckin, geb. Alexandrin, <hi rendition="#aq">an. 1706 d. 26<lb/> Nov.</hi> im nahmen Herꝛn<lb/> Lic. B.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch geb es leichte zu, Hoch-edler! daß die wunden,</l><lb/> <l>So deiner liebſten tod dir in das hertze ſchlaͤgt,</l><lb/> <l>Allzuempfindlich ſind: Jch hab es auch empfunden,</l><lb/> <l>Und weiß, was dieſer ſchlag vor angſt und pein erregt.</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">X 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Drum</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [323/0347]
Vermiſchte Getichte.
Doch weil die Muſen ſich vor meinen feind erklaͤret,
Und eure demuth ſelbſt mich gleichſam ſchweigen heiſt:
So kan ich auch ſonſt nichts, als dieſen wunſch, gewaͤhren,
Der aus dem hertzen mehr, als aus der feder, fleuſt.
Der himmel ſegne dich, und laſſe ſeine fluͤgel
Durchaus-vergnuͤgtes paar! ſtets deine decke ſeyn!
Gluͤck und zufriedenheit ſey deines bundes ſiegel,
Daß beyder hertzen ſich in wahrer luſt erfreun!
GOtt ſey dein ſchutz und ſchirm, ſo ſteckt kein kaltes fieber
Und keine zwietrachts-peſt dich und dein lager an!
Er pflantz in haus und hertz je laͤnger und je lieber,
Und liefre, was ihr hofft, und ich nicht ſchreiben kan!
Ein mehrers weiß ich nicht auf das papier zu bringen,
Weil, wie ich ſchon geſagt, mir trieb und kunſt gebricht:
Wiewohl! wo nachtigalln und edle ſchwanen ſingen,
Da hoͤrt man ohnedem die leichten fincken nicht.
Drum uͤberlaß ich das vor ausgeuͤbtre ſinnen,
Was meine poeſie nicht auszudruͤcken weiß:
Mich deucht, ich ſehe ſchon ein ſolches lied beginnen,
Das voller feuer iſt, wie meines voller eiß.
Jndeſſen, ob wir auch ſchon alle verſe traͤumen,
Und niemand, edles Paar! der Muſen trieb verſaͤumt;
So bin ich doch gewiß: Daß unter allen reimen
Sich braut und braͤutigam am allerbeſten reimt.
Bey der beerdigung tit. Fr. M. Cath.
Stryckin, geb. Alexandrin, an. 1706 d. 26
Nov. im nahmen Herꝛn
Lic. B.
JCh geb es leichte zu, Hoch-edler! daß die wunden,
So deiner liebſten tod dir in das hertze ſchlaͤgt,
Allzuempfindlich ſind: Jch hab es auch empfunden,
Und weiß, was dieſer ſchlag vor angſt und pein erregt.
Drum
X 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |