Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermischte Getichte.

Ungeacht man seiner nasen
Einen bock zu riechen giebt;
Wenn wir auf so faule pfützen
Unser summum bonum stützen?

3.
Doch, es läßt bey nah noch kahler,
Wenn der thor die schritte mißt:
Wenn der aufgeblasne prahler
Hundert kerl' und degen frißt;
Da sich doch vor seinen flüchen
Selbst die mäuse nicht verkriechen.
4.
Unterweilen großzusprechen,
Jst gar eine schlechte kunst:
Aber mit dem hälse-brechen,
Jst es manchmahl lauter dunst;
Denn vor einem guten prügel
Hengt herr Rodomont die flügel.
5.
Doch ist das nicht auch ein jecke,
Der um einen pfenning beißt?
Der mit einem ball voll d ...
Dorten nach dem hunde schmeißt?
Der den beutel fleißig spicket,
Und ihm selbst die schuhe flicket?
6.
Aber sagt, ist der viel klüger,
Der den teufel provocirt?
Weil ihn irgend ein betrüger
Um den beutel was vexirt;
Und die gelder zum verprassen,
Nicht will länger bey ihm lassen?
7.
Hat er sich dazu besoffen,
Denn geht erst der bettel an.
Alles,
Y 3

Vermiſchte Getichte.

Ungeacht man ſeiner naſen
Einen bock zu riechen giebt;
Wenn wir auf ſo faule pfuͤtzen
Unſer ſummum bonum ſtuͤtzen?

3.
Doch, es laͤßt bey nah noch kahler,
Wenn der thor die ſchritte mißt:
Wenn der aufgeblaſne prahler
Hundert kerl’ und degen frißt;
Da ſich doch vor ſeinen fluͤchen
Selbſt die maͤuſe nicht verkriechen.
4.
Unterweilen großzuſprechen,
Jſt gar eine ſchlechte kunſt:
Aber mit dem haͤlſe-brechen,
Jſt es manchmahl lauter dunſt;
Denn vor einem guten pruͤgel
Hengt herꝛ Rodomont die fluͤgel.
5.
Doch iſt das nicht auch ein jecke,
Der um einen pfenning beißt?
Der mit einem ball voll d …
Dorten nach dem hunde ſchmeißt?
Der den beutel fleißig ſpicket,
Und ihm ſelbſt die ſchuhe flicket?
6.
Aber ſagt, iſt der viel kluͤger,
Der den teufel provocirt?
Weil ihn irgend ein betruͤger
Um den beutel was vexirt;
Und die gelder zum verpraſſen,
Nicht will laͤnger bey ihm laſſen?
7.
Hat er ſich dazu beſoffen,
Denn geht erſt der bettel an.
Alles,
Y 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="2">
              <l>
                <pb facs="#f0365" n="341"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Getichte.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Ungeacht man &#x017F;einer na&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Einen bock zu riechen giebt;</l><lb/>
              <l>Wenn wir auf &#x017F;o faule pfu&#x0364;tzen</l><lb/>
              <l>Un&#x017F;er <hi rendition="#aq">&#x017F;ummum bonum</hi> &#x017F;tu&#x0364;tzen?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <head>3.</head><lb/>
              <l>Doch, es la&#x0364;ßt bey nah noch kahler,</l><lb/>
              <l>Wenn der thor die &#x017F;chritte mißt:</l><lb/>
              <l>Wenn der aufgebla&#x017F;ne prahler</l><lb/>
              <l>Hundert kerl&#x2019; und degen frißt;</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;ich doch vor &#x017F;einen flu&#x0364;chen</l><lb/>
              <l>Selb&#x017F;t die ma&#x0364;u&#x017F;e nicht verkriechen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <head>4.</head><lb/>
              <l>Unterweilen großzu&#x017F;prechen,</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t gar eine &#x017F;chlechte kun&#x017F;t:</l><lb/>
              <l>Aber mit dem ha&#x0364;l&#x017F;e-brechen,</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t es manchmahl lauter dun&#x017F;t;</l><lb/>
              <l>Denn vor einem guten pru&#x0364;gel</l><lb/>
              <l>Hengt her&#xA75B; Rodomont die flu&#x0364;gel.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <head>5.</head><lb/>
              <l>Doch i&#x017F;t das nicht auch ein jecke,</l><lb/>
              <l>Der um einen pfenning beißt?</l><lb/>
              <l>Der mit einem ball voll d &#x2026;</l><lb/>
              <l>Dorten nach dem hunde &#x017F;chmeißt?</l><lb/>
              <l>Der den beutel fleißig &#x017F;picket,</l><lb/>
              <l>Und ihm &#x017F;elb&#x017F;t die &#x017F;chuhe flicket?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <head>6.</head><lb/>
              <l>Aber &#x017F;agt, i&#x017F;t der viel klu&#x0364;ger,</l><lb/>
              <l>Der den teufel <hi rendition="#aq">provoci</hi>rt?</l><lb/>
              <l>Weil ihn irgend ein betru&#x0364;ger</l><lb/>
              <l>Um den beutel was vexirt;</l><lb/>
              <l>Und die gelder zum verpra&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Nicht will la&#x0364;nger bey ihm la&#x017F;&#x017F;en?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <head>7.</head><lb/>
              <l>Hat er &#x017F;ich dazu be&#x017F;offen,</l><lb/>
              <l>Denn geht er&#x017F;t der bettel an.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Alles,</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0365] Vermiſchte Getichte. Ungeacht man ſeiner naſen Einen bock zu riechen giebt; Wenn wir auf ſo faule pfuͤtzen Unſer ſummum bonum ſtuͤtzen? 3. Doch, es laͤßt bey nah noch kahler, Wenn der thor die ſchritte mißt: Wenn der aufgeblaſne prahler Hundert kerl’ und degen frißt; Da ſich doch vor ſeinen fluͤchen Selbſt die maͤuſe nicht verkriechen. 4. Unterweilen großzuſprechen, Jſt gar eine ſchlechte kunſt: Aber mit dem haͤlſe-brechen, Jſt es manchmahl lauter dunſt; Denn vor einem guten pruͤgel Hengt herꝛ Rodomont die fluͤgel. 5. Doch iſt das nicht auch ein jecke, Der um einen pfenning beißt? Der mit einem ball voll d … Dorten nach dem hunde ſchmeißt? Der den beutel fleißig ſpicket, Und ihm ſelbſt die ſchuhe flicket? 6. Aber ſagt, iſt der viel kluͤger, Der den teufel provocirt? Weil ihn irgend ein betruͤger Um den beutel was vexirt; Und die gelder zum verpraſſen, Nicht will laͤnger bey ihm laſſen? 7. Hat er ſich dazu beſoffen, Denn geht erſt der bettel an. Alles, Y 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/365
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/365>, abgerufen am 23.11.2024.