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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Leanders aus Schlesien

Der seele wollust nahm? Und wo hat Statius (e)
Es fast dahin gebracht (f), daß Maro weichen muß?

22.
Jn stillen gärten steckt ein sonderbahrer zug.
Wer weiß nicht, was August (g), das vorbild kluger kayser,
Zu dieser lebens-art vor grosse neigung trug?
Zog Diocletian (h), der so viel sieges-reiser
Schon um die stirne trug, nicht seinen purpur aus,
Und nahm vor hof und stadt (i) ein niedrig garten-haus?
23.
Mäcenas (k), den August in solchen ehren hielt,
Weil sein geschickter kopff so wohl zu rathen wuste,
Hielt offt die einsamkeit vor seinen besten schild,
Wenn er mit eyfersucht und sorgen kämpffen muste.
Der tapffre Scipio (l) wehlt, als der grimme neid
Jhm nach der ehre grieff, den schutz der einsamkeit.
24. Daß
(e) Statius hat seine meisten getichte in seinem vorwerg, un-
weit Neapolis, verfortiget.
(f) Dieses ist Hugonis Grotii meinung in einem briefe an
Gronovium, der datirt ist zu Paris den 10 December 1637:
Papinium, Vir doctissime, magni feci semper, ut qui Vir-
gilio omnigena eruditione haut multum cedat, spiritu an-
tem poetico certe quibusdam in partibus, si per critico-
dicere liceat, dubiam ei faciat palmam.
(g) vid. Senec. de Brevitate vitae cap. 5.
(h) vid. Eutropius lib. 96 Aurelius Victor de Caesaribus; &
Pomponius Laetus in Compendio Rom. Histor.
(i) Diocletianus privatus in villa, quae haut procul a Salonis
est, praeclaro otio senuit, inusitata virtute usus &c. Eutro-
pius. Mr. des Coautures
redet hiervon gar schön in der Mo-
rale d'Epicure p. m.
198.
(k) vid. Lohensteins Arminius, vornehmlich part. 1 p. 147.
(l) Africanus vitam Linterni egit sine desiderio urbis &c.
Livius dec. IV lib. 8. Adde Plutarch. in Scipione;
und
Ciceron, de Officiis lib. 3.

Leanders aus Schleſien

Der ſeele wolluſt nahm? Und wo hat Statius (e)
Es faſt dahin gebracht (f), daß Maro weichen muß?

22.
Jn ſtillen gaͤrten ſteckt ein ſonderbahrer zug.
Wer weiß nicht, was Auguſt (g), das vorbild kluger kayſer,
Zu dieſer lebens-art vor groſſe neigung trug?
Zog Diocletian (h), der ſo viel ſieges-reiſer
Schon um die ſtirne trug, nicht ſeinen purpur aus,
Und nahm vor hof und ſtadt (i) ein niedrig garten-haus?
23.
Maͤcenas (k), den Auguſt in ſolchen ehren hielt,
Weil ſein geſchickter kopff ſo wohl zu rathen wuſte,
Hielt offt die einſamkeit vor ſeinen beſten ſchild,
Wenn er mit eyferſucht und ſorgen kaͤmpffen muſte.
Der tapffre Scipio (l) wehlt, als der grimme neid
Jhm nach der ehre grieff, den ſchutz der einſamkeit.
24. Daß
(e) Statius hat ſeine meiſten getichte in ſeinem vorwerg, un-
weit Neapolis, verfortiget.
(f) Dieſes iſt Hugonis Grotii meinung in einem briefe an
Gronovium, der datirt iſt zu Paris den 10 December 1637:
Papinium, Vir doctiſſime, magni feci ſemper, ut qui Vir-
gilio omnigena eruditione haut multum cedat, ſpiritu an-
tem poëtico certè quibusdam in partibus, ſi per critico-
dicere liceat, dubiam ei faciat palmam.
(g) vid. Senec. de Brevitate vitæ cap. 5.
(h) vid. Eutropius lib. 96 Aurelius Victor de Cæſaribus; &
Pomponius Lætus in Compendio Rom. Hiſtor.
(i) Diocletianus privatus in villa, quæ haut procul à Salonis
eſt, præclaro otio ſenuit, inuſitata virtute uſus &c. Eutro-
pius. Mr. des Coûtures
redet hiervon gar ſchoͤn in der Mo-
rale d’Epicure p. m.
198.
(k) vid. Lohenſteins Arminius, vornehmlich part. 1 p. 147.
(l) Africanus vitam Linterni egit ſine deſiderio urbis &c.
Livius dec. IV lib. 8. Adde Plutarch. in Scipione;
und
Ciceron, de Officiis lib. 3.
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[350/0374] Leanders aus Schleſien Der ſeele wolluſt nahm? Und wo hat Statius (e) Es faſt dahin gebracht (f), daß Maro weichen muß? 22. Jn ſtillen gaͤrten ſteckt ein ſonderbahrer zug. Wer weiß nicht, was Auguſt (g), das vorbild kluger kayſer, Zu dieſer lebens-art vor groſſe neigung trug? Zog Diocletian (h), der ſo viel ſieges-reiſer Schon um die ſtirne trug, nicht ſeinen purpur aus, Und nahm vor hof und ſtadt (i) ein niedrig garten-haus? 23. Maͤcenas (k), den Auguſt in ſolchen ehren hielt, Weil ſein geſchickter kopff ſo wohl zu rathen wuſte, Hielt offt die einſamkeit vor ſeinen beſten ſchild, Wenn er mit eyferſucht und ſorgen kaͤmpffen muſte. Der tapffre Scipio (l) wehlt, als der grimme neid Jhm nach der ehre grieff, den ſchutz der einſamkeit. 24. Daß (e) Statius hat ſeine meiſten getichte in ſeinem vorwerg, un- weit Neapolis, verfortiget. (f) Dieſes iſt Hugonis Grotii meinung in einem briefe an Gronovium, der datirt iſt zu Paris den 10 December 1637: Papinium, Vir doctiſſime, magni feci ſemper, ut qui Vir- gilio omnigena eruditione haut multum cedat, ſpiritu an- tem poëtico certè quibusdam in partibus, ſi per critico- dicere liceat, dubiam ei faciat palmam. (g) vid. Senec. de Brevitate vitæ cap. 5. (h) vid. Eutropius lib. 96 Aurelius Victor de Cæſaribus; & Pomponius Lætus in Compendio Rom. Hiſtor. (i) Diocletianus privatus in villa, quæ haut procul à Salonis eſt, præclaro otio ſenuit, inuſitata virtute uſus &c. Eutro- pius. Mr. des Coûtures redet hiervon gar ſchoͤn in der Mo- rale d’Epicure p. m. 198. (k) vid. Lohenſteins Arminius, vornehmlich part. 1 p. 147. (l) Africanus vitam Linterni egit ſine deſiderio urbis &c. Livius dec. IV lib. 8. Adde Plutarch. in Scipione; und Ciceron, de Officiis lib. 3.

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/374>, abgerufen am 23.11.2024.