Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Sinn-Getichte. Auf seine eigene verse. FLieget hin und seyd geduldig, wenn man übel von euch spricht,Denn, soll ich die wahrheit sagen? ihr gefallt mir selber nicht. Auf eine liebliche, aber ungestalte sangerin. NUr die stimme, weiter nichts, ist was an dir zierlich ist;Wer dich hört, der liebet dich; wer dich sieht, der muß dich hassen: Und wer dich gar wohl betracht, dieser wird die meinung fassen, Daß du eine nachtigalle, aber nur bey nachte, bist. Auf ein hoffärtiges, aber armes DU zierst den kopff mit band, die stirn mit krausen haaren,frauenzimmer. Den hals mit perl und gold, die brust mit nackten waaren; Du denckst, wer da nicht will? Ach nein! du irrest sehr: Was nutzt ein offner kram, wenn das gewölbe leer? Grabschrifft eines banquerouten. MEin kauff hat, leider! sich in einen lauff verkehrt,Vor tausend thaler reich, itzt keines hellers werth. Nichts bleibt mir, als der trost, wo der den schmertz kan stillen: Daß ich vertrieben bin nur um des glaubens (credit) willen. An die fräulein von * *. DU schöne Helena! dein glantz ist ungemein,Jch wolte dir das hertz aus deiner brust entführen; So muß mein eigen hertz in flammen sich verliehren: Dein Troja kan ich wohl, nur nicht dein Paris seyn. Der
Sinn-Getichte. Auf ſeine eigene verſe. FLieget hin und ſeyd geduldig, wenn man uͤbel von euch ſpricht,Denn, ſoll ich die wahrheit ſagen? ihr gefallt mir ſelber nicht. Auf eine liebliche, aber ungeſtalte ſangerin. NUr die ſtimme, weiter nichts, iſt was an dir zierlich iſt;Wer dich hoͤrt, der liebet dich; wer dich ſieht, der muß dich haſſen: Und wer dich gar wohl betracht, dieſer wird die meinung faſſen, Daß du eine nachtigalle, aber nur bey nachte, biſt. Auf ein hoffaͤrtiges, aber armes DU zierſt den kopff mit band, die ſtirn mit krauſen haaren,frauenzimmer. Den hals mit perl und gold, die bruſt mit nackten waaren; Du denckſt, wer da nicht will? Ach nein! du irreſt ſehr: Was nutzt ein offner kram, wenn das gewoͤlbe leer? Grabſchrifft eines banquerouten. MEin kauff hat, leider! ſich in einen lauff verkehrt,Vor tauſend thaler reich, itzt keines hellers werth. Nichts bleibt mir, als der troſt, wo der den ſchmertz kan ſtillen: Daß ich vertrieben bin nur um des glaubens (credit) willen. An die fraͤulein von * *. DU ſchoͤne Helena! dein glantz iſt ungemein,Jch wolte dir das hertz aus deiner bruſt entfuͤhren; So muß mein eigen hertz in flammen ſich verliehren: Dein Troja kan ich wohl, nur nicht dein Paris ſeyn. Der
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Sinn-Getichte.
Auf ſeine eigene verſe.
FLieget hin und ſeyd geduldig, wenn man uͤbel von euch ſpricht,
Denn, ſoll ich die wahrheit ſagen? ihr gefallt mir ſelber nicht.
Auf eine liebliche, aber ungeſtalte ſangerin.
NUr die ſtimme, weiter nichts, iſt was an dir zierlich iſt;
Wer dich hoͤrt, der liebet dich; wer dich ſieht, der muß
dich haſſen:
Und wer dich gar wohl betracht, dieſer wird die meinung faſſen,
Daß du eine nachtigalle, aber nur bey nachte, biſt.
Auf ein hoffaͤrtiges, aber armes
frauenzimmer.
DU zierſt den kopff mit band, die ſtirn mit krauſen haaren,
Den hals mit perl und gold, die bruſt mit nackten waaren;
Du denckſt, wer da nicht will? Ach nein! du irreſt ſehr:
Was nutzt ein offner kram, wenn das gewoͤlbe leer?
Grabſchrifft eines banquerouten.
MEin kauff hat, leider! ſich in einen lauff verkehrt,
Vor tauſend thaler reich, itzt keines hellers werth.
Nichts bleibt mir, als der troſt, wo der den ſchmertz kan ſtillen:
Daß ich vertrieben bin nur um des glaubens (credit) willen.
An die fraͤulein von * *.
DU ſchoͤne Helena! dein glantz iſt ungemein,
Jch wolte dir das hertz aus deiner bruſt entfuͤhren;
So muß mein eigen hertz in flammen ſich verliehren:
Dein Troja kan ich wohl, nur nicht dein Paris ſeyn.
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