Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Sechster Auftritt. Sat. Befreyt? Cor. Jch schwere dir von dannen nicht zu weichen. Sat. Was Schwur? O falsches Weib! da List und Bosheit stecken/ Und Treu und Glaube selbst verbleichen. Jch wil dich itzt in eine Höle führen/ Die weder Mensch noch Vieh/ ja selbst das Licht der Welt/ Mit ihrem Auge kan berühren. Das andre sag ich nicht: du witst es wol verspüren. Da wil ich mir zur Lust/ und dir zu Spott und Hohn/ Weil dir ja Spott gefällt/ Geben/ was dir wird gebühren: Cor. So trägt mein schönes Haar sonst keinen Lohn davon/ So dir zuvor dein Hertze hielt gebunden! Kanstu mein Antlitz itzt ohn alle Wehmuth plagen? Auf das du doch so ofte häst geschworen/ Du woltest eher seyn verlohren/ Ehe man die Liebes-Wunden Solt aus deinem Hertzen jagen. O Himmel! O Gelück! auf was ist doch zu tranen? Sat. Wilsin Betrügerin mir neue Netze stellen? Cor. Ach! lieber Satiro, nicht zeuch mich/ wie du thust/ Mich/ die ich dir wil Opffer-Heerde bauen. Was hastu doch vor Lust? Du wirst dich ja nicht selbst den Tiegern zugesellen? Dein Hertz ist ja nicht Stahl und Stein; Und schauet meine Schuld dir ja zu groß zu seyn/ Du Abgott meiner Sinnen! So bitt ich dich Wegen dieser starcken Knie/ die forthin auf dieser Erden Sonst nichts als ihnen selbst verglichen können werden/ Und mir die Ehre sie zu küssen itzt vergönnen. Wegen deiner Brust/ die mich Vor kurtzer Zeit Nicht meiden können; Wegen dieser Lieblichkeit/ Die dir mein Auge stets gewähret/ So du itzt des hohen Titels deiner Sternen hast befreyt/ Und in einen Brunn verkehret/ Aus welchem tausend Zähren fliessen: Laß E
Sechſter Auftritt. Sat. Befreyt? Cor. Jch ſchwere dir von dannen nicht zu weichen. Sat. Was Schwur? O falſches Weib! da Liſt und Bosheit ſtecken/ Und Treu und Glaube ſelbſt verbleichen. Jch wil dich itzt in eine Hoͤle fuͤhren/ Die weder Menſch noch Vieh/ ja ſelbſt das Licht der Welt/ Mit ihrem Auge kan beruͤhren. Das andre ſag ich nicht: du witſt es wol verſpuͤren. Da wil ich mir zur Luſt/ und dir zu Spott und Hohn/ Weil dir ja Spott gefaͤllt/ Geben/ was dir wird gebuͤhren: Cor. So traͤgt mein ſchoͤnes Haar ſonſt keinen Lohn davon/ So dir zuvor dein Hertze hielt gebunden! Kanſtu mein Antlitz itzt ohn alle Wehmuth plagen? Auf das du doch ſo ofte haͤſt geſchworen/ Du wolteſt eher ſeyn verlohren/ Ehe man die Liebes-Wunden Solt aus deinem Hertzen jagen. O Himmel! O Geluͤck! auf was iſt doch zu tranen? Sat. Wilſin Betruͤgerin mir neue Netze ſtellen? Cor. Ach! lieber Satiro, nicht zeuch mich/ wie du thuſt/ Mich/ die ich dir wil Opffer-Heerde bauen. Was haſtu doch vor Luſt? Du wirſt dich ja nicht ſelbſt den Tiegern zugeſellen? Dein Hertz iſt ja nicht Stahl und Stein; Und ſchauet meine Schuld dir ja zu groß zu ſeyn/ Du Abgott meiner Sinnen! So bitt ich dich Wegen dieſer ſtarcken Knie/ die forthin auf dieſer Erden Sonſt nichts als ihnen ſelbſt verglichen koͤnnen werden/ Und mir die Ehre ſie zu kuͤſſen itzt vergoͤnnen. Wegen deiner Bruſt/ die mich Vor kurtzer Zeit Nicht meiden koͤnnen; Wegen dieſer Lieblichkeit/ Die dir mein Auge ſtets gewaͤhret/ So du itzt des hohen Titels deiner Sternen haſt befreyt/ Und in einen Brunn verkehret/ Aus welchem tauſend Zaͤhren flieſſen: Laß E
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Sechſter Auftritt.
Sat. Befreyt?
Cor. Jch ſchwere dir von dannen nicht zu weichen.
Sat. Was Schwur? O falſches Weib! da Liſt und Bosheit ſtecken/
Und Treu und Glaube ſelbſt verbleichen.
Jch wil dich itzt in eine Hoͤle fuͤhren/
Die weder Menſch noch Vieh/ ja ſelbſt das Licht der Welt/
Mit ihrem Auge kan beruͤhren.
Das andre ſag ich nicht: du witſt es wol verſpuͤren.
Da wil ich mir zur Luſt/ und dir zu Spott und Hohn/
Weil dir ja Spott gefaͤllt/
Geben/ was dir wird gebuͤhren:
Cor. So traͤgt mein ſchoͤnes Haar ſonſt keinen Lohn davon/
So dir zuvor dein Hertze hielt gebunden!
Kanſtu mein Antlitz itzt ohn alle Wehmuth plagen?
Auf das du doch ſo ofte haͤſt geſchworen/
Du wolteſt eher ſeyn verlohren/
Ehe man die Liebes-Wunden
Solt aus deinem Hertzen jagen.
O Himmel! O Geluͤck! auf was iſt doch zu tranen?
Sat. Wilſin Betruͤgerin mir neue Netze ſtellen?
Cor. Ach! lieber Satiro, nicht zeuch mich/ wie du thuſt/
Mich/ die ich dir wil Opffer-Heerde bauen.
Was haſtu doch vor Luſt?
Du wirſt dich ja nicht ſelbſt den Tiegern zugeſellen?
Dein Hertz iſt ja nicht Stahl und Stein;
Und ſchauet meine Schuld dir ja zu groß zu ſeyn/
Du Abgott meiner Sinnen!
So bitt ich dich
Wegen dieſer ſtarcken Knie/ die forthin auf dieſer Erden
Sonſt nichts als ihnen ſelbſt verglichen koͤnnen werden/
Und mir die Ehre ſie zu kuͤſſen itzt vergoͤnnen.
Wegen deiner Bruſt/ die mich
Vor kurtzer Zeit
Nicht meiden koͤnnen;
Wegen dieſer Lieblichkeit/
Die dir mein Auge ſtets gewaͤhret/
So du itzt des hohen Titels deiner Sternen haſt befreyt/
Und in einen Brunn verkehret/
Aus welchem tauſend Zaͤhren flieſſen:
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