Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Anderer Auftritt. Amar. Jhr spielt das Spiel zu weit/ Und lasst zu viel Behutsamkeit verspüren; Jhr müst ja allezeit/ Eh ihr zu rücke weicht/ Mich auch zuvor berühren; Verspür ich etwas näher euch alhier/ So glaubet nur/ daß ihr Nicht unerhascht zurücke streicht. Mirt. Was schau ich doch ihr grossen Götter-Hauffen! Ach wo bin ich/ soll dis Himmel oder soll es Erde seyn? Soll das weite Himmels-Rad mit so süssem Thone lauffen/ Oder geben dessen Sterne solchen schönen Wiederschein? Reyh d. N. O blinde von Augen! O falsche von Hertzen! Du ruffst mich und lockst mich mit dir itzt zu schertzen; Betrachte/ wie ich mich zum Spielen itzt schicke/ Dich schlag ich mit Händen und lauffe zurücke/ Jch rupff dich und zupff dich/ ich bin dir entgangen; Du trachtest vergebens mich wieder zu fangen: Verblendete Liebe/ vergeben Beginnen/ Jch führe befreyete Geister und Sinnen. Amar. Jch dacht ich hätte dich/ Licoris, nun gefangen/ Und kan doch nichts/ als diesen Strauch erlangen? Jch hörte dich wohl lachen. Mirt. Ach könt ich mich zu diesem Strauche machen! Aber blickt dort bey den Sträuchen die Corisca nicht herfür? Jch weiß nicht was sie wil/ es scheint sie wincket mir/ Jch lasse mich dis auch vergebens nicht bedüncken/ Jch schaue sie mir deutlich itzund wincken. Reyh d. N. Die Freyheit der Sinnen giebt Flügel den Füssen; Es wird mich dein Netze nicht ferner beschliessen; Du wirst mich nicht ferner in Dienstbarkeit rücken/ Mit gleissenden Worten und schmeichlenden Tücken. Doch tret ich dir nahe/ ich kan es nicht lassen/ Bald komm ich/ bald weich ich: Kanstu mich nicht fassen? Verblendete Liebe/ vergeben Beginnen! Jch führe befreyete Geister und Sinnen. Amar. Daß doch der verfluchte Strauch nicht für längst verderben müssen! Er
Anderer Auftritt. Amar. Jhr ſpielt das Spiel zu weit/ Und laſſt zu viel Behutſamkeit verſpuͤren; Jhr muͤſt ja allezeit/ Eh ihr zu ruͤcke weicht/ Mich auch zuvor beruͤhren; Verſpuͤr ich etwas naͤher euch alhier/ So glaubet nur/ daß ihr Nicht unerhaſcht zuruͤcke ſtreicht. Mirt. Was ſchau ich doch ihr groſſen Goͤtter-Hauffen! Ach wo bin ich/ ſoll dis Himmel oder ſoll es Erde ſeyn? Soll das weite Himmels-Rad mit ſo ſuͤſſem Thone lauffen/ Oder geben deſſen Sterne ſolchen ſchoͤnen Wiederſchein? Reyh d. N. O blinde von Augen! O falſche von Hertzen! Du ruffſt mich und lockſt mich mit dir itzt zu ſchertzen; Betrachte/ wie ich mich zum Spielen itzt ſchicke/ Dich ſchlag ich mit Haͤnden und lauffe zuruͤcke/ Jch rupff dich und zupff dich/ ich bin dir entgangen; Du trachteſt vergebens mich wieder zu fangen: Verblendete Liebe/ vergeben Beginnen/ Jch fuͤhre befreyete Geiſter und Sinnen. Amar. Jch dacht ich haͤtte dich/ Licoris, nun gefangen/ Und kan doch nichts/ als dieſen Strauch erlangen? Jch hoͤrte dich wohl lachen. Mirt. Ach koͤnt ich mich zu dieſem Strauche machen! Aber blickt dort bey den Straͤuchen die Coriſca nicht herfuͤr? Jch weiß nicht was ſie wil/ es ſcheint ſie wincket mir/ Jch laſſe mich dis auch vergebens nicht beduͤncken/ Jch ſchaue ſie mir deutlich itzund wincken. Reyh d. N. Die Freyheit der Sinnen giebt Fluͤgel den Fuͤſſen; Es wird mich dein Netze nicht ferner beſchlieſſen; Du wirſt mich nicht ferner in Dienſtbarkeit ruͤcken/ Mit gleiſſenden Worten und ſchmeichlenden Tuͤcken. Doch tret ich dir nahe/ ich kan es nicht laſſen/ Bald komm ich/ bald weich ich: Kanſtu mich nicht faſſen? Verblendete Liebe/ vergeben Beginnen! Jch fuͤhre befreyete Geiſter und Sinnen. Amar. Daß doch der verfluchte Strauch nicht fuͤr laͤngſt verderben muͤſſen! Er
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Anderer Auftritt.
Amar. Jhr ſpielt das Spiel zu weit/
Und laſſt zu viel Behutſamkeit verſpuͤren;
Jhr muͤſt ja allezeit/
Eh ihr zu ruͤcke weicht/
Mich auch zuvor beruͤhren;
Verſpuͤr ich etwas naͤher euch alhier/
So glaubet nur/ daß ihr
Nicht unerhaſcht zuruͤcke ſtreicht.
Mirt. Was ſchau ich doch ihr groſſen Goͤtter-Hauffen!
Ach wo bin ich/ ſoll dis Himmel oder ſoll es Erde ſeyn?
Soll das weite Himmels-Rad mit ſo ſuͤſſem Thone lauffen/
Oder geben deſſen Sterne ſolchen ſchoͤnen Wiederſchein?
Reyh d. N. O blinde von Augen! O falſche von Hertzen!
Du ruffſt mich und lockſt mich mit dir itzt zu ſchertzen;
Betrachte/ wie ich mich zum Spielen itzt ſchicke/
Dich ſchlag ich mit Haͤnden und lauffe zuruͤcke/
Jch rupff dich und zupff dich/ ich bin dir entgangen;
Du trachteſt vergebens mich wieder zu fangen:
Verblendete Liebe/ vergeben Beginnen/
Jch fuͤhre befreyete Geiſter und Sinnen.
Amar. Jch dacht ich haͤtte dich/ Licoris, nun gefangen/
Und kan doch nichts/ als dieſen Strauch erlangen?
Jch hoͤrte dich wohl lachen.
Mirt. Ach koͤnt ich mich zu dieſem Strauche machen!
Aber blickt dort bey den Straͤuchen die Coriſca nicht herfuͤr?
Jch weiß nicht was ſie wil/ es ſcheint ſie wincket mir/
Jch laſſe mich dis auch vergebens nicht beduͤncken/
Jch ſchaue ſie mir deutlich itzund wincken.
Reyh d. N. Die Freyheit der Sinnen giebt Fluͤgel den Fuͤſſen;
Es wird mich dein Netze nicht ferner beſchlieſſen;
Du wirſt mich nicht ferner in Dienſtbarkeit ruͤcken/
Mit gleiſſenden Worten und ſchmeichlenden Tuͤcken.
Doch tret ich dir nahe/ ich kan es nicht laſſen/
Bald komm ich/ bald weich ich: Kanſtu mich nicht faſſen?
Verblendete Liebe/ vergeben Beginnen!
Jch fuͤhre befreyete Geiſter und Sinnen.
Amar. Daß doch der verfluchte Strauch nicht fuͤr laͤngſt verderben
muͤſſen!
Er
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