Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Der Dritten Abhandlung MIrtillo, Mirtillo, mein einiges Leben/ Was
Der Dritten Abhandlung MIrtillo, Mirtillo, mein einiges Leben/ Was
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0132" n="86"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Dritten Abhandlung</hi> </fw><lb/> <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#in">M</hi>Irtillo, Mirtillo,</hi></hi> mein einiges Leben/<lb/> Koͤnteſtu nur ein Blick itzt zu derer Hertze ſchicken/<lb/> Die du die herb <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Amarillis</hi></hi> genennet:<lb/> So wuͤrdeſtu gewiß erblicken<lb/> Wie itzt ihr Hertze brennet/<lb/> Und wie meine Wehmuth wuͤnſchet/ ſtets bey deiner Noth zu ſchweben.<lb/> O du durch Liebe gefolterter Geiſt!<lb/> Was hilfft es mich geliebt und auch verliebt zu ſeyn?<lb/> Warum trennſtu/ O Verhaͤngnis/ die die Lieb ein Paar genennet?<lb/> Warum pareſtu uns Liebe/ weil uns das Verhangnis trennet?<lb/> Das Wild/ ſo hier mein Mund mehr als geluͤcklich heiſt/<lb/> Lebt auſſer dieſer Pein.<lb/> Es hat ſonſt kein Gebot im Lieben/ als das Lieben;<lb/> Hergegen ſtellt bey uns ſich ſchaͤrffre Satzung ein/<lb/> Dieweil der Tod der Liebe Straff iſt blieben.<lb/> Jſt uns dann das Suͤndigen als ein Zucker in dem Leben/<lb/> Und von Suͤnden rein zu ſeyn ſcharff und eifrig mit gegeben.<lb/> Ey! ſo irret die Natur/ ſo ſich wider Satzung ſetzet;<lb/> Oder ja die Satzung ſelbſt/ weil ſie die Natur verletzet.<lb/> Was aber dieſe Lieb iſt/ ſchlecht und gar geringe/<lb/> Die vor das Geliebte ſich wegert zu ſterben?<lb/> Ach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Mirtillo!</hi></hi> wolte Gott/<lb/> Es waͤre nichts als nur der Tod/<lb/> Durch den die Verliebeten muͤſten verderben;<lb/> Du heilig Ehre du/ du reinſtes aller Dinge/<lb/> Dir ſey der heiſſe Trieb im Lieben<lb/> Durch deiner Schaͤrffe Stahl geſchlacht/<lb/> Als ein unbeflecktes Weſen itzt zum Opffer hingebracht.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Mirtillo,</hi></hi> aber du/<lb/> Du Auszug meiner Seelen/<lb/> Nicht rechne mir doch das Verbrochne zu/<lb/> Daß ich dich muß durch Haͤrtigkeit betruͤben!<lb/> Jch bin darum dir unbarmhertzig blieben/<lb/> Dieweil die Noth mich hieß die Wehmuth zu verhoͤlen.<lb/> Ach! verzeihe dieſer Schuld/ die von auſſen grauſam ſcheint/<lb/> Und aus ungefaͤrbter Hold es mit dir von Hertzen meint!<lb/> Doch/ wuͤnſcht du dir<lb/> Dich an mir zu raͤchen?<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0132]
Der Dritten Abhandlung
MIrtillo, Mirtillo, mein einiges Leben/
Koͤnteſtu nur ein Blick itzt zu derer Hertze ſchicken/
Die du die herb Amarillis genennet:
So wuͤrdeſtu gewiß erblicken
Wie itzt ihr Hertze brennet/
Und wie meine Wehmuth wuͤnſchet/ ſtets bey deiner Noth zu ſchweben.
O du durch Liebe gefolterter Geiſt!
Was hilfft es mich geliebt und auch verliebt zu ſeyn?
Warum trennſtu/ O Verhaͤngnis/ die die Lieb ein Paar genennet?
Warum pareſtu uns Liebe/ weil uns das Verhangnis trennet?
Das Wild/ ſo hier mein Mund mehr als geluͤcklich heiſt/
Lebt auſſer dieſer Pein.
Es hat ſonſt kein Gebot im Lieben/ als das Lieben;
Hergegen ſtellt bey uns ſich ſchaͤrffre Satzung ein/
Dieweil der Tod der Liebe Straff iſt blieben.
Jſt uns dann das Suͤndigen als ein Zucker in dem Leben/
Und von Suͤnden rein zu ſeyn ſcharff und eifrig mit gegeben.
Ey! ſo irret die Natur/ ſo ſich wider Satzung ſetzet;
Oder ja die Satzung ſelbſt/ weil ſie die Natur verletzet.
Was aber dieſe Lieb iſt/ ſchlecht und gar geringe/
Die vor das Geliebte ſich wegert zu ſterben?
Ach Mirtillo! wolte Gott/
Es waͤre nichts als nur der Tod/
Durch den die Verliebeten muͤſten verderben;
Du heilig Ehre du/ du reinſtes aller Dinge/
Dir ſey der heiſſe Trieb im Lieben
Durch deiner Schaͤrffe Stahl geſchlacht/
Als ein unbeflecktes Weſen itzt zum Opffer hingebracht.
Mirtillo, aber du/
Du Auszug meiner Seelen/
Nicht rechne mir doch das Verbrochne zu/
Daß ich dich muß durch Haͤrtigkeit betruͤben!
Jch bin darum dir unbarmhertzig blieben/
Dieweil die Noth mich hieß die Wehmuth zu verhoͤlen.
Ach! verzeihe dieſer Schuld/ die von auſſen grauſam ſcheint/
Und aus ungefaͤrbter Hold es mit dir von Hertzen meint!
Doch/ wuͤnſcht du dir
Dich an mir zu raͤchen?
Was
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