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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Neunter Auftritt.

ACh! Tochter/ hat dich an!
Dorinda lehne dich getrost hier auf die Armen.

Silv. Ach! Dorinda, ich bin todt.
Dor. Linco, Linco, der als Vater nimmermehr mich lassen kan!
Silv. Jhr Götter/ lasst euch dis erbarmen!
Es ist Dorinda, ja/ ach weh der grossen Noth!
Dor. Es scheint/ daß durch des Himmels Schluß
Jhm der Linco de Dorinda stets mit Treuen muß verbinden.
Er ließ sich erstlich bald bey meiner Wiege finden/
Jtzt merck ich/ daf er mich auch sterben schauen muß/
Und der Arm/ so meiner Kindheit Windel und auch Wiege war/
Macht sich itzt mit höchster Wehmuth zu der treuen Todtenbahr.
Linco. O Tochter/ mehr als Tochter geliebet/
Verzeihe/ daß mein Mund dir itzt nicht Antwort giebet/
Zu Thränen wird mein Wort durch überhäuffte Pein
Silvio. O Erdreich/ thu dich auf/ verschlinge mich in dich!
Dor. Ach! stelle dein Eilen und Weinen doch ein.
Dann jenes mehrt den Schaden/
Damit ich bin beladen;
Und dis betrübet mich.
Silv. Soll nun dieses/ schöne Nymfe/ deiner Gunst Belohnung seyn?
Linc. Tochter/ sey nur unverzagt/
Vielleicht ist noch zu deinem Schaden Rath.
Dor. Schöner Rath/ wenn mir der Tod Hülff und Leben abgesagt.
Doch/ wüst ich doch zuvor wer mich verwundet hat?
Linc. Zu Mitteln muß man itzt/ und nicht zum Thäter eilen:
Die Rache weiß die Wunden nicht zu heilen.
Silv. Was machstu aber hier?
Und darffstu noch verweilen?
Stehstu so keck für ihr?
Wer legt dir diese Kühnheit bey?
Ach fleuch die Straffe/ so dir dreut!
Du bleibst von ihr nicht frey.
Schaustu nicht/ wie sie die Rache itzt aus Aug und Lippen streut
Ach Silvio, ach fleuch!
Ach/ ach! Jch kan ja nicht;
Ach! Jch weiß nicht/ was vor Regung mir itzt in die Ohren spricht/
Verzeuch/ verzeuch:
So
K 2
Neunter Auftritt.

ACh! Tochter/ hat dich an!
Dorinda lehne dich getroſt hier auf die Armen.

Silv. Ach! Dorinda, ich bin todt.
Dor. Linco, Linco, der als Vater nimmermehr mich laſſen kan!
Silv. Jhr Goͤtter/ laſſt euch dis erbarmen!
Es iſt Dorinda, ja/ ach weh der groſſen Noth!
Dor. Es ſcheint/ daß durch des Himmels Schluß
Jhm der Linco de Dorinda ſtets mit Treuen muß verbinden.
Er ließ ſich erſtlich bald bey meiner Wiege finden/
Jtzt merck ich/ daf er mich auch ſterben ſchauen muß/
Und der Arm/ ſo meiner Kindheit Windel und auch Wiege war/
Macht ſich itzt mit hoͤchſter Wehmuth zu der treuen Todtenbahr.
Linco. O Tochter/ mehr als Tochter geliebet/
Verzeihe/ daß mein Mund dir itzt nicht Antwort giebet/
Zu Thraͤnen wird mein Wort durch uͤberhaͤuffte Pein
Silvio. O Erdreich/ thu dich auf/ verſchlinge mich in dich!
Dor. Ach! ſtelle dein Eilen und Weinen doch ein.
Dann jenes mehrt den Schaden/
Damit ich bin beladen;
Und dis betruͤbet mich.
Silv. Soll nun dieſes/ ſchoͤne Nymfe/ deiner Gunſt Belohnung ſeyn?
Linc. Tochter/ ſey nur unverzagt/
Vielleicht iſt noch zu deinem Schaden Rath.
Dor. Schoͤner Rath/ wenn mir der Tod Huͤlff und Leben abgeſagt.
Doch/ wuͤſt ich doch zuvor wer mich verwundet hat?
Linc. Zu Mitteln muß man itzt/ und nicht zum Thaͤter eilen:
Die Rache weiß die Wunden nicht zu heilen.
Silv. Was machſtu aber hier?
Und darffſtu noch verweilen?
Stehſtu ſo keck fuͤr ihr?
Wer legt dir dieſe Kuͤhnheit bey?
Ach fleuch die Straffe/ ſo dir dreut!
Du bleibſt von ihr nicht frey.
Schauſtu nicht/ wie ſie die Rache itzt aus Aug und Lippen ſtreut
Ach Silvio, ach fleuch!
Ach/ ach! Jch kan ja nicht;
Ach! Jch weiß nicht/ was vor Regung mir itzt in die Ohren ſpricht/
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So
K 2
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[147/0193] Neunter Auftritt. ACh! Tochter/ hat dich an! Dorinda lehne dich getroſt hier auf die Armen. Silv. Ach! Dorinda, ich bin todt. Dor. Linco, Linco, der als Vater nimmermehr mich laſſen kan! Silv. Jhr Goͤtter/ laſſt euch dis erbarmen! Es iſt Dorinda, ja/ ach weh der groſſen Noth! Dor. Es ſcheint/ daß durch des Himmels Schluß Jhm der Linco de Dorinda ſtets mit Treuen muß verbinden. Er ließ ſich erſtlich bald bey meiner Wiege finden/ Jtzt merck ich/ daf er mich auch ſterben ſchauen muß/ Und der Arm/ ſo meiner Kindheit Windel und auch Wiege war/ Macht ſich itzt mit hoͤchſter Wehmuth zu der treuen Todtenbahr. Linco. O Tochter/ mehr als Tochter geliebet/ Verzeihe/ daß mein Mund dir itzt nicht Antwort giebet/ Zu Thraͤnen wird mein Wort durch uͤberhaͤuffte Pein Silvio. O Erdreich/ thu dich auf/ verſchlinge mich in dich! Dor. Ach! ſtelle dein Eilen und Weinen doch ein. Dann jenes mehrt den Schaden/ Damit ich bin beladen; Und dis betruͤbet mich. Silv. Soll nun dieſes/ ſchoͤne Nymfe/ deiner Gunſt Belohnung ſeyn? Linc. Tochter/ ſey nur unverzagt/ Vielleicht iſt noch zu deinem Schaden Rath. Dor. Schoͤner Rath/ wenn mir der Tod Huͤlff und Leben abgeſagt. Doch/ wuͤſt ich doch zuvor wer mich verwundet hat? Linc. Zu Mitteln muß man itzt/ und nicht zum Thaͤter eilen: Die Rache weiß die Wunden nicht zu heilen. Silv. Was machſtu aber hier? Und darffſtu noch verweilen? Stehſtu ſo keck fuͤr ihr? Wer legt dir dieſe Kuͤhnheit bey? Ach fleuch die Straffe/ ſo dir dreut! Du bleibſt von ihr nicht frey. Schauſtu nicht/ wie ſie die Rache itzt aus Aug und Lippen ſtreut Ach Silvio, ach fleuch! Ach/ ach! Jch kan ja nicht; Ach! Jch weiß nicht/ was vor Regung mir itzt in die Ohren ſpricht/ Verzeuch/ verzeuch: So K 2

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/193>, abgerufen am 24.11.2024.