Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Fünften Abhandlung
Jhr waret geiler Brunst ein Waffen für der Zeit;
Seid itzt als Beut und Raub der Keuschheit ausgestreut.
Reyh. d. S. Komm/ Hymen, komm/ sich unserm Wunsche bey/
Erblicke die Verliebten zwey;
Laß hier Halb-Gott und Halb-Göttin dergestalt zusammen binden/
Daß keine Zeit sie mag getrennet finden.
Corisca. Corisca, wilstu noch verweilen?
Jtzt ist es Zeit/
Begehrstu/ daß man dir noch soll Genad ertheilen.
Laß dich die Furchte nicht ümsonst zurücke treiben;
Ach! scheue nicht der Straffe Bitterkeit:
Dann deine Schuld wird dir die gröste Straffe bleiben.
Du schönstes und seligstes Paar/
Dem der Himmel ie geneiget/ und die Erde Freundin war/
So aus Krafft des Himmels-Schlusses dis/ was groß ist in der Welt/
Vor euch darnieder fällt;
So sinckt auch billig die zu euren edlen Füssen/
Die des Himmels Spruch zu wider/ euch zu fällen war beflissen.
Ach/ Amarillis, dis/ (ich muß es nur bekennen)
Was du gewünscht/ das hab ich auch begehrt/
Und üm deiner Jugend halben/ ward dir dis vor mir gewehrt.
Nichts wehrters/ als du hast/ weiß diese Welt zu nennen;
Und viel keuschers als Mirtillo hat der Kreiß der Erden nicht.
Nicht tadele/ was meine Zunge spricht.
Des einen Treu hat meine Hand gewetzet:
Und des andern reiner Keuschheit mehren Zierath beygesetzet;
Daferne dich nun nicht mein Bitten lencken kan/
So schau/ eh als du zörnst/ doch deinen Bräutgam an/
Da die Ursach der Verzeihung/ und auch meiner Missethat/
Der Himmel eingegraben hat.
Kennstu nun dessen Macht/ die dich so sehr berührt:
Ey so verzeih auch mir/ dieweil sie mich verführt/
Und kanstu wahrer Lieb erhitzte Brunst empfinden/
So straffe nicht an mir die süssen Liebes-Sünden.
Amar. Auf den Ausschlag muß ich hier/ und nicht auf den Anschlag
schauen/
Und dis macht/ daß ich mir dir zu verzeihen kan vertrauen.
Denn
Der Fuͤnften Abhandlung
Jhr waret geiler Brunſt ein Waffen fuͤr der Zeit;
Seid itzt als Beut und Raub der Keuſchheit ausgeſtreut.
Reyh. d. S. Komm/ Hymen, komm/ ſich unſerm Wunſche bey/
Erblicke die Verliebten zwey;
Laß hier Halb-Gott und Halb-Goͤttin dergeſtalt zuſammen binden/
Daß keine Zeit ſie mag getrennet finden.
Coriſca. Coriſca, wilſtu noch verweilen?
Jtzt iſt es Zeit/
Begehrſtu/ daß man dir noch ſoll Genad ertheilen.
Laß dich die Furchte nicht uͤmſonſt zuruͤcke treiben;
Ach! ſcheue nicht der Straffe Bitterkeit:
Dann deine Schuld wird dir die groͤſte Straffe bleiben.
Du ſchoͤnſtes und ſeligſtes Paar/
Dem der Himmel ie geneiget/ und die Erde Freundin war/
So aus Krafft des Himmels-Schluſſes dis/ was groß iſt in der Welt/
Vor euch darnieder faͤllt;
So ſinckt auch billig die zu euren edlen Fuͤſſen/
Die des Himmels Spruch zu wider/ euch zu faͤllen war befliſſen.
Ach/ Amarillis, dis/ (ich muß es nur bekennen)
Was du gewuͤnſcht/ das hab ich auch begehrt/
Und uͤm deiner Jugend halben/ ward dir dis vor mir gewehrt.
Nichts wehrters/ als du haſt/ weiß dieſe Welt zu nennen;
Und viel keuſchers als Mirtillo hat der Kreiß der Erden nicht.
Nicht tadele/ was meine Zunge ſpricht.
Des einen Treu hat meine Hand gewetzet:
Und des andern reiner Keuſchheit mehren Zierath beygeſetzet;
Daferne dich nun nicht mein Bitten lencken kan/
So ſchau/ eh als du zoͤrnſt/ doch deinen Braͤutgam an/
Da die Urſach der Verzeihung/ und auch meiner Miſſethat/
Der Himmel eingegraben hat.
Kennſtu nun deſſen Macht/ die dich ſo ſehr beruͤhrt:
Ey ſo verzeih auch mir/ dieweil ſie mich verfuͤhrt/
Und kanſtu wahrer Lieb erhitzte Brunſt empfinden/
So ſtraffe nicht an mir die ſuͤſſen Liebes-Suͤnden.
Amar. Auf den Ausſchlag muß ich hier/ und nicht auf den Anſchlag
ſchauen/
Und dis macht/ daß ich mir dir zu verzeihen kan vertrauen.
Denn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#CORS">
              <p><pb facs="#f0250" n="204"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Fu&#x0364;nften Abhandlung</hi></fw><lb/>
Jhr waret geiler Brun&#x017F;t ein Waffen fu&#x0364;r der Zeit;<lb/>
Seid itzt als Beut und Raub der Keu&#x017F;chheit ausge&#x017F;treut.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#RDS">
              <speaker>Reyh. d. S.</speaker>
              <p>Komm/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Hymen,</hi></hi> komm/ &#x017F;ich un&#x017F;erm Wun&#x017F;che bey/<lb/>
Erblicke die Verliebten zwey;<lb/>
Laß hier Halb-Gott und Halb-Go&#x0364;ttin derge&#x017F;talt zu&#x017F;ammen binden/<lb/>
Daß keine Zeit &#x017F;ie mag getrennet finden.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CORS">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Cori&#x017F;ca.</hi> </hi> </speaker>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Cori&#x017F;ca,</hi></hi> wil&#x017F;tu noch verweilen?<lb/>
Jtzt i&#x017F;t es Zeit/<lb/>
Begehr&#x017F;tu/ daß man dir noch &#x017F;oll Genad ertheilen.<lb/>
Laß dich die Furchte nicht u&#x0364;m&#x017F;on&#x017F;t zuru&#x0364;cke treiben;<lb/>
Ach! &#x017F;cheue nicht der Straffe Bitterkeit:<lb/>
Dann deine Schuld wird dir die gro&#x0364;&#x017F;te Straffe bleiben.<lb/>
Du &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;tes und &#x017F;elig&#x017F;tes Paar/<lb/>
Dem der Himmel ie geneiget/ und die Erde Freundin war/<lb/>
So aus Krafft des Himmels-Schlu&#x017F;&#x017F;es dis/ was groß i&#x017F;t in der Welt/<lb/>
Vor euch darnieder fa&#x0364;llt;<lb/>
So &#x017F;inckt auch billig die zu euren edlen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
Die des Himmels Spruch zu wider/ euch zu fa&#x0364;llen war befli&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Ach/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Amarillis,</hi></hi> dis/ (ich muß es nur bekennen)<lb/>
Was du gewu&#x0364;n&#x017F;cht/ das hab ich auch begehrt/<lb/>
Und u&#x0364;m deiner Jugend halben/ ward dir dis vor mir gewehrt.<lb/>
Nichts wehrters/ als du ha&#x017F;t/ weiß die&#x017F;e Welt zu nennen;<lb/>
Und viel keu&#x017F;chers als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Mirtillo</hi></hi> hat der Kreiß der Erden nicht.<lb/>
Nicht tadele/ was meine Zunge &#x017F;pricht.<lb/>
Des einen Treu hat meine Hand gewetzet:<lb/>
Und des andern reiner Keu&#x017F;chheit mehren Zierath beyge&#x017F;etzet;<lb/>
Daferne dich nun nicht mein Bitten lencken kan/<lb/>
So &#x017F;chau/ eh als du zo&#x0364;rn&#x017F;t/ doch deinen Bra&#x0364;utgam an/<lb/>
Da die Ur&#x017F;ach der Verzeihung/ und auch meiner Mi&#x017F;&#x017F;ethat/<lb/>
Der Himmel eingegraben hat.<lb/>
Kenn&#x017F;tu nun de&#x017F;&#x017F;en Macht/ die dich &#x017F;o &#x017F;ehr beru&#x0364;hrt:<lb/>
Ey &#x017F;o verzeih auch mir/ dieweil &#x017F;ie mich verfu&#x0364;hrt/<lb/>
Und kan&#x017F;tu wahrer Lieb erhitzte Brun&#x017F;t empfinden/<lb/>
So &#x017F;traffe nicht an mir die &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Liebes-Su&#x0364;nden.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#AMA">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Amar.</hi> </hi> </speaker>
              <p>Auf den Aus&#x017F;chlag muß ich hier/ und nicht auf den An&#x017F;chlag<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chauen/</hi><lb/>
Und dis macht/ daß ich mir dir zu verzeihen kan vertrauen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0250] Der Fuͤnften Abhandlung Jhr waret geiler Brunſt ein Waffen fuͤr der Zeit; Seid itzt als Beut und Raub der Keuſchheit ausgeſtreut. Reyh. d. S. Komm/ Hymen, komm/ ſich unſerm Wunſche bey/ Erblicke die Verliebten zwey; Laß hier Halb-Gott und Halb-Goͤttin dergeſtalt zuſammen binden/ Daß keine Zeit ſie mag getrennet finden. Coriſca. Coriſca, wilſtu noch verweilen? Jtzt iſt es Zeit/ Begehrſtu/ daß man dir noch ſoll Genad ertheilen. Laß dich die Furchte nicht uͤmſonſt zuruͤcke treiben; Ach! ſcheue nicht der Straffe Bitterkeit: Dann deine Schuld wird dir die groͤſte Straffe bleiben. Du ſchoͤnſtes und ſeligſtes Paar/ Dem der Himmel ie geneiget/ und die Erde Freundin war/ So aus Krafft des Himmels-Schluſſes dis/ was groß iſt in der Welt/ Vor euch darnieder faͤllt; So ſinckt auch billig die zu euren edlen Fuͤſſen/ Die des Himmels Spruch zu wider/ euch zu faͤllen war befliſſen. Ach/ Amarillis, dis/ (ich muß es nur bekennen) Was du gewuͤnſcht/ das hab ich auch begehrt/ Und uͤm deiner Jugend halben/ ward dir dis vor mir gewehrt. Nichts wehrters/ als du haſt/ weiß dieſe Welt zu nennen; Und viel keuſchers als Mirtillo hat der Kreiß der Erden nicht. Nicht tadele/ was meine Zunge ſpricht. Des einen Treu hat meine Hand gewetzet: Und des andern reiner Keuſchheit mehren Zierath beygeſetzet; Daferne dich nun nicht mein Bitten lencken kan/ So ſchau/ eh als du zoͤrnſt/ doch deinen Braͤutgam an/ Da die Urſach der Verzeihung/ und auch meiner Miſſethat/ Der Himmel eingegraben hat. Kennſtu nun deſſen Macht/ die dich ſo ſehr beruͤhrt: Ey ſo verzeih auch mir/ dieweil ſie mich verfuͤhrt/ Und kanſtu wahrer Lieb erhitzte Brunſt empfinden/ So ſtraffe nicht an mir die ſuͤſſen Liebes-Suͤnden. Amar. Auf den Ausſchlag muß ich hier/ und nicht auf den Anſchlag ſchauen/ Und dis macht/ daß ich mir dir zu verzeihen kan vertrauen. Denn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/250
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/250>, abgerufen am 24.11.2024.