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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Socrates.
Mit kurtzem was so treflich gilt/
Den Sack und unsere Sinnen fült/
Und unsern Geitz hat angezündet/
Jst nun für Rauch und Sand geschätzt/
Demselben Kleinoth beygesetzt/
So in der Götter Burg sich findet.

Bey dieser Gelegenheit wil ich euch ein Gedichte
erzehlen/ so ihr es hören wolt/ damit ihr das jenige/
was ich euch von den Gegenden dieser treflichen Re-
de gesagt/ desto besser verstehen möcht.
Simias.
Es soll uns sehr lieb seyn/ etwas davon zu ver-
nehmen.
Socrates.
Solt an dem lichten Wunderreiche/
So stets befreit ist von der Nacht/
Der Zirck von weitem seyn betracht/
Er schien uns einem Balle gleiche/
Der gantz mit Farben ist umlegt/
So grün und gelbes um sich trägt/
Und was sonst mehr des Phoebus Wagen
Vor angenehme Farben führt;
Was den berühmten Bogen ziert/
Und was die Blumen um sich tragen.
Diß/ was die weisen Mahler zeigen/
Und derer kluger Pinsel macht/
Wie alles/ was sie fürgebracht/
Bemüht sich ihnen nach zusteigen.
Doch unsre Farben sind zu schlecht/
Und gleichen ihnen sich nicht recht/
Es
J 5

Socrates.
Mit kurtzem was ſo treflich gilt/
Den Sack und unſere Sinnen fuͤlt/
Und unſern Geitz hat angezuͤndet/
Jſt nun fuͤr Rauch und Sand geſchaͤtzt/
Demſelben Kleinoth beygeſetzt/
So in der Goͤtter Burg ſich findet.

Bey dieſer Gelegenheit wil ich euch ein Gedichte
erzehlen/ ſo ihr es hoͤren wolt/ damit ihr das jenige/
was ich euch von den Gegenden dieſer treflichen Re-
de geſagt/ deſto beſſer verſtehen moͤcht.
Simias.
Es ſoll uns ſehr lieb ſeyn/ etwas davon zu ver-
nehmen.
Socrates.
Solt an dem lichten Wunderreiche/
So ſtets befreit iſt von der Nacht/
Der Zirck von weitem ſeyn betracht/
Er ſchien uns einem Balle gleiche/
Der gantz mit Farben iſt umlegt/
So gruͤn und gelbes um ſich traͤgt/
Und was ſonſt mehr des Phoebus Wagen
Vor angenehme Farben fuͤhrt;
Was den beruͤhmten Bogen ziert/
Und was die Blumen um ſich tragen.
Diß/ was die weiſen Mahler zeigen/
Und derer kluger Pinſel macht/
Wie alles/ was ſie fuͤrgebracht/
Bemuͤht ſich ihnen nach zuſteigen.
Doch unſre Farben ſind zu ſchlecht/
Und gleichen ihnen ſich nicht recht/
Es
J 5
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[131/0389] Socrates. Mit kurtzem was ſo treflich gilt/ Den Sack und unſere Sinnen fuͤlt/ Und unſern Geitz hat angezuͤndet/ Jſt nun fuͤr Rauch und Sand geſchaͤtzt/ Demſelben Kleinoth beygeſetzt/ So in der Goͤtter Burg ſich findet. Bey dieſer Gelegenheit wil ich euch ein Gedichte erzehlen/ ſo ihr es hoͤren wolt/ damit ihr das jenige/ was ich euch von den Gegenden dieſer treflichen Re- de geſagt/ deſto beſſer verſtehen moͤcht. Simias. Es ſoll uns ſehr lieb ſeyn/ etwas davon zu ver- nehmen. Socrates. Solt an dem lichten Wunderreiche/ So ſtets befreit iſt von der Nacht/ Der Zirck von weitem ſeyn betracht/ Er ſchien uns einem Balle gleiche/ Der gantz mit Farben iſt umlegt/ So gruͤn und gelbes um ſich traͤgt/ Und was ſonſt mehr des Phoebus Wagen Vor angenehme Farben fuͤhrt; Was den beruͤhmten Bogen ziert/ Und was die Blumen um ſich tragen. Diß/ was die weiſen Mahler zeigen/ Und derer kluger Pinſel macht/ Wie alles/ was ſie fuͤrgebracht/ Bemuͤht ſich ihnen nach zuſteigen. Doch unſre Farben ſind zu ſchlecht/ Und gleichen ihnen ſich nicht recht/ Es J 5

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/389>, abgerufen am 24.11.2024.