Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.An den geneigten Leser. chen verdrüßlichen Dingen nicht längerauffzuhalten/ so stelle demselben ich ohne fernere weitläuftigkeit/ deß berühmten Guarini Getreuen Schäfer vor/ so nach vie- lem Verlauff der Jahre/ noch eben den Ruhm/ (eine ungemeine Glückseligkeit Poetischer Wercke!) den er jhm auff der Fürstlichen Saphoischen Schau-Bühne erworben/ unverruckt erhalten. Jch habe mich erkühnet/ nachdem zwey Per- sonen vor mir hand an denselben geleget auch meine Feder daran zuversuchen. Jch verachte nicht derselben Arbeit/ lobe aber auch nicht die meinige. Doch getröste ich mich/ daß ich nicht in allem werde geirret haben/ und etwan noch ein und der andere Reim dem Geneigten Leser gefallen werde. Jch muß bekennen/ daß es schwer ist/ etwas auß einer in andere Sprache zu übersetzen/ daß man auch keiner Gewalt thue/ die Kraft der Wör- ter nicht schwäche/ und den Jnhalt nicht dunckel mache. Jn dem Wiederschall habe ich mich einer Freyheit unterstan- den/
An den geneigten Leſer. chen verdruͤßlichen Dingen nicht laͤngerauffzuhalten/ ſo ſtelle demſelben ich ohne fernere weitlaͤuftigkeit/ deß beruͤhmten Guarini Getreuen Schaͤfer vor/ ſo nach vie- lem Verlauff der Jahre/ noch eben den Ruhm/ (eine ungemeine Gluͤckſeligkeit Poetiſcher Wercke!) den er jhm auff der Fuͤrſtlichen Saphoiſchen Schau-Buͤhne erworben/ unverruckt erhalten. Jch habe mich erkuͤhnet/ nachdem zwey Per- ſonen vor mir hand an denſelben geleget auch meine Feder daran zuverſuchen. Jch verachte nicht derſelben Arbeit/ lobe aber auch nicht die meinige. Doch getroͤſte ich mich/ daß ich nicht in allem werde geirret haben/ und etwan noch ein und der andere Reim dem Geneigten Leſer gefallen werde. Jch muß bekennen/ daß es ſchwer iſt/ etwas auß einer in andere Sprache zu uͤberſetzen/ daß man auch keiner Gewalt thue/ die Kraft der Woͤr- ter nicht ſchwaͤche/ und den Jnhalt nicht dunckel mache. Jn dem Wiederſchall habe ich mich einer Freyheit unterſtan- den/
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An den geneigten Leſer.
chen verdruͤßlichen Dingen nicht laͤnger
auffzuhalten/ ſo ſtelle demſelben ich ohne
fernere weitlaͤuftigkeit/ deß beruͤhmten
Guarini Getreuen Schaͤfer vor/ ſo nach vie-
lem Verlauff der Jahre/ noch eben den
Ruhm/ (eine ungemeine Gluͤckſeligkeit
Poetiſcher Wercke!) den er jhm auff der
Fuͤrſtlichen Saphoiſchen Schau-Buͤhne
erworben/ unverruckt erhalten. Jch
habe mich erkuͤhnet/ nachdem zwey Per-
ſonen vor mir hand an denſelben geleget
auch meine Feder daran zuverſuchen. Jch
verachte nicht derſelben Arbeit/ lobe aber
auch nicht die meinige. Doch getroͤſte
ich mich/ daß ich nicht in allem werde
geirret haben/ und etwan noch ein und
der andere Reim dem Geneigten Leſer
gefallen werde. Jch muß bekennen/ daß
es ſchwer iſt/ etwas auß einer in andere
Sprache zu uͤberſetzen/ daß man auch
keiner Gewalt thue/ die Kraft der Woͤr-
ter nicht ſchwaͤche/ und den Jnhalt nicht
dunckel mache. Jn dem Wiederſchall
habe ich mich einer Freyheit unterſtan-
den/
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