Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Vorrede krönte Granaten/ als die sauren Wald-Aepfel fällt. Die Art zu schreiben da- rinnen ist geläuffig/ leicht/ und mehr lieblich/ als prächtig/ dazu dan Ovidius mein Anführer gewesen. Viel von Heyd- nischen Göttern und übersteigenden ge- zwungenen Redens-Arten/ wie auch an- dere gemeine Schul-Possen/ werden hier wenig zufinden seyn/ und machen die den enthalt der Sachen eigentlich bedeutende Wörter/ etzliche kräftige Bey-Wörter und andere mit Verstande angewendete Kleinigkeiten/ die gantze Verfassung mei- nes Schreibens. Lange auf Kunst und weitgesuchte Dinge zu dencken/ oder über allen Wort-Sätzen Rath zu halten/ und drüber in den Nägeln zu klauben/ ist kein Werck von meinem Gemüthe. Und wird kein Ohr oder Auge/ wie zärtlich und empfindlich es seyn mag/ durch ein zu- schlipfrig oder zu kühnes Wort beleidi- get oder beflecket werden können. Das übrige seyn zusammen gelesene Stücke/ die ich von vielen andern abgesondert/ vorher
Vorrede kroͤnte Granaten/ als die ſauren Wald-Aepfel faͤllt. Die Art zu ſchreiben da- rinnen iſt gelaͤuffig/ leicht/ und mehr lieblich/ als praͤchtig/ dazu dan Ovidius mein Anfuͤhrer geweſen. Viel von Heyd- niſchen Goͤttern und uͤberſteigenden ge- zwungenen Redens-Arten/ wie auch an- dere gemeine Schul-Poſſen/ werden hier wenig zufinden ſeyn/ und machen die den enthalt der Sachen eigentlich bedeutende Woͤrter/ etzliche kraͤftige Bey-Woͤrter und andere mit Verſtande angewendete Kleinigkeiten/ die gantze Verfaſſung mei- nes Schreibens. Lange auf Kunſt und weitgeſuchte Dinge zu dencken/ oder uͤber allen Wort-Saͤtzen Rath zu halten/ und druͤber in den Naͤgeln zu klauben/ iſt kein Werck von meinem Gemuͤthe. Und wird kein Ohr oder Auge/ wie zaͤrtlich und empfindlich es ſeyn mag/ durch ein zu- ſchlipfrig oder zu kuͤhnes Wort beleidi- get oder beflecket werden koͤnnen. Das uͤbrige ſeyn zuſammen geleſene Stuͤcke/ die ich von vielen andern abgeſondert/ vorher
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Vorrede
kroͤnte Granaten/ als die ſauren Wald-
Aepfel faͤllt. Die Art zu ſchreiben da-
rinnen iſt gelaͤuffig/ leicht/ und mehr
lieblich/ als praͤchtig/ dazu dan Ovidius
mein Anfuͤhrer geweſen. Viel von Heyd-
niſchen Goͤttern und uͤberſteigenden ge-
zwungenen Redens-Arten/ wie auch an-
dere gemeine Schul-Poſſen/ werden hier
wenig zufinden ſeyn/ und machen die den
enthalt der Sachen eigentlich bedeutende
Woͤrter/ etzliche kraͤftige Bey-Woͤrter
und andere mit Verſtande angewendete
Kleinigkeiten/ die gantze Verfaſſung mei-
nes Schreibens. Lange auf Kunſt und
weitgeſuchte Dinge zu dencken/ oder uͤber
allen Wort-Saͤtzen Rath zu halten/ und
druͤber in den Naͤgeln zu klauben/ iſt kein
Werck von meinem Gemuͤthe. Und
wird kein Ohr oder Auge/ wie zaͤrtlich und
empfindlich es ſeyn mag/ durch ein zu-
ſchlipfrig oder zu kuͤhnes Wort beleidi-
get oder beflecket werden koͤnnen. Das
uͤbrige ſeyn zuſammen geleſene Stuͤcke/
die ich von vielen andern abgeſondert/
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