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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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und Fräulein Jutta etc.
Das Alter sucht die Ruh/ die Jugend liebt die Freude/
Der Winter Traurigkeit/ der Frühling Spiel und
Lust.
Was runtzlicht ist den Schleir; vor dich ist Gold und
Seide/
Die Liebe bettet ihr auf deiner weissen Brust.
Sie läst sich wie es scheint auf Schwanen Federn wi-
gen
Dein süsser Athem ist ihr lieblicher Zibeth.
Dein Haar wird ihr zum Schirm/ dein Aug' ist ihr
vergnügen/
So wie ein lichter Stern bald auf bald unter geht.
Jch weiß dein rother Mund wird mir entgegen setzen/
Daß man den Kloster Bund nicht leichtlich brechen
kan/
Daß du vor eine Braut des Himmels bist zuschätzen/
Und dessen Willen auch must leben unterthan.
Gewiß diß ist ein Wort umzirckt mit tausend Schre-
cken/
Waß aber schrecket uns/ wenn Fleisch und Blut er-
wacht?
Ein brünstig Aug' erkießt nicht alle kleine Flecken/
Es ist auff seine Lust und sonst auf nichts bedacht.
Und dencke nur: wer kan sich gäntzlich binden lassen/
Viel Sachen seyn wie Glaß und scheinen trefflich wohl/
Man kan sie meisterlich in schöne Worte fassen/
Doch wann mann nun den Spruch zuwercke richten soll/
So wird das höchste Gold uns oft zu Dunst und Win-
de/
So fehlt der Moses selbst/ der die Gesetze trägt/

So

und Fraͤulein Jutta ꝛc.
Das Alter ſucht die Ruh/ die Jugend liebt die Freude/
Der Winter Traurigkeit/ der Fruͤhling Spiel und
Luſt.
Was runtzlicht iſt den Schleir; vor dich iſt Gold und
Seide/
Die Liebe bettet ihr auf deiner weiſſen Bruſt.
Sie laͤſt ſich wie es ſcheint auf Schwanen Federn wi-
gen
Dein ſuͤſſer Athem iſt ihr lieblicher Zibeth.
Dein Haar wird ihr zum Schirm/ dein Aug’ iſt ihr
vergnuͤgen/
So wie ein lichter Stern bald auf bald unter geht.
Jch weiß dein rother Mund wird mir entgegen ſetzen/
Daß man den Kloſter Bund nicht leichtlich brechen
kan/
Daß du vor eine Braut des Himmels biſt zuſchaͤtzen/
Und deſſen Willen auch muſt leben unterthan.
Gewiß diß iſt ein Wort umzirckt mit tauſend Schre-
cken/
Waß aber ſchrecket uns/ wenn Fleiſch und Blut er-
wacht?
Ein bruͤnſtig Aug’ erkießt nicht alle kleine Flecken/
Es iſt auff ſeine Luſt und ſonſt auf nichts bedacht.
Und dencke nur: wer kan ſich gaͤntzlich binden laſſen/
Viel Sachen ſeyn wie Glaß uñ ſcheinen trefflich wohl/
Man kan ſie meiſterlich in ſchoͤne Worte faſſen/
Doch wann mañ nun den Spruch zuwercke richten ſoll/
So wird das hoͤchſte Gold uns oft zu Dunſt und Win-
de/
So fehlt der Moſes ſelbſt/ der die Geſetze traͤgt/

So
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[31/0455] und Fraͤulein Jutta ꝛc. Das Alter ſucht die Ruh/ die Jugend liebt die Freude/ Der Winter Traurigkeit/ der Fruͤhling Spiel und Luſt. Was runtzlicht iſt den Schleir; vor dich iſt Gold und Seide/ Die Liebe bettet ihr auf deiner weiſſen Bruſt. Sie laͤſt ſich wie es ſcheint auf Schwanen Federn wi- gen Dein ſuͤſſer Athem iſt ihr lieblicher Zibeth. Dein Haar wird ihr zum Schirm/ dein Aug’ iſt ihr vergnuͤgen/ So wie ein lichter Stern bald auf bald unter geht. Jch weiß dein rother Mund wird mir entgegen ſetzen/ Daß man den Kloſter Bund nicht leichtlich brechen kan/ Daß du vor eine Braut des Himmels biſt zuſchaͤtzen/ Und deſſen Willen auch muſt leben unterthan. Gewiß diß iſt ein Wort umzirckt mit tauſend Schre- cken/ Waß aber ſchrecket uns/ wenn Fleiſch und Blut er- wacht? Ein bruͤnſtig Aug’ erkießt nicht alle kleine Flecken/ Es iſt auff ſeine Luſt und ſonſt auf nichts bedacht. Und dencke nur: wer kan ſich gaͤntzlich binden laſſen/ Viel Sachen ſeyn wie Glaß uñ ſcheinen trefflich wohl/ Man kan ſie meiſterlich in ſchoͤne Worte faſſen/ Doch wann mañ nun den Spruch zuwercke richten ſoll/ So wird das hoͤchſte Gold uns oft zu Dunſt und Win- de/ So fehlt der Moſes ſelbſt/ der die Geſetze traͤgt/ So

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/455>, abgerufen am 24.11.2024.